23.10.2012
Rückblick 23. Österreichischer Museumstag 2012

Diese Gallier! Ein Besuch beim 23. Österreichischen Museumstag

"Wir befinden uns im Jahre 2012 nach Chr. Die ganze Erde wird von der digitalen Kommunikation besetztDie ganze Erde? Nein! Ein von unbeugsamen Zweiflern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten."
Ein bisschen wie bei Asterix und Obelix kam man sich am 23. Österreichischen Museumstag in St. Pölten vor. Der Titel der Tagung: "Das kommunizierte Museum/Neue Wege und Möglichkeiten der Vermittlung und Auseinandersetzung mit Museen", klang vielversprechend. Dass sich die Veranstalter aber auf alten Pfaden viel wohler fühlen, war bereits nach den Begrüßungsreden klar.
 
Der 2. Niederösterreichische Landtagspräsident Mag. Johann Heuras sprach von neuen Wegen, die man in der Museumsarbeit gehen möchte, um mehr Menschen ins Museum zu "locken". Sein Mittel der Wahl ist die Lange Nacht der Museen, die die Besucherzahlen um 6% in die Höhe katapultiert haben. Das Internet ist für Heuras eine Konkurrenz für den Museumsbesuch.
 
Ich frage mich nur, wie Mann/Frau von der Langen Nacht der Museen erfährt? Fährt in Niederösterreich die Postkutsche vor? Überreicht der Postillion persönlich die handgeschriebenen Einladungen? Wie erreicht man Teenager, die bis zum 19. Lebensjahr jedes Bundesmuseum gratis besuchen können und für die der Umgang mit den Neuen Medien eine Selbstverständlichkeit ist?
 
Beim Direktor des Landesmuseums Niederösterreich ist die Haltung gegenüber den Neuen Medien etwas offener. Von spannenden Aspekten der neu hinzukommenden Medien und der Zusammenarbeit des Alten und des Neuen sprach er. Trotzdem stellt sich für ihn die Frage, ob die Neuen Medien Menschen dazu motivieren, zu den authentischen Objekten ins Museum zu kommen oder ob sie eher okkupierend wirken.
 
Die Grundstimmung spiegelte sich am zweiten Tag wider. Die Podiumsdiskussion fand unter dem Titel: Pro und Contra Web 2.0 statt. Verwunderlich, dass man sich im digitalen Zeitalter eine solche Frage stellt. Wäre es nicht logischer, nach dem WIE zu fragen?
 
Ein Lichtblick der Veranstaltung war der Eröffnungsvortrag von Dr. Hans-Georg Häusel. Der Diplom- Psychologe und Experte in der Marketing-, Verkaufs- und Management-Hirnforschung, sprach über Neuromarketing. Der Vortrag mit dem Titel: Was spielt sich im Kopf der Museumsbesucher ab?, war eine zweistündige, unterhaltsame Reise in die Gehirne von Museumsbesuchern. 70% bis 80% der Entscheidungen fallen unbewusst, erfahren wir gleich zu Anfang. Und die 20% bis 30% der bewussten Entscheidungen fällen wir streng im Rahmen eines emotionalen Gefüges. Angetrieben, so Häusel, werden wir von unseren Emotionen, die sich in drei Emotionssysteme unterteilen lassen. Das Balancesystem wünscht sich Sicherheit und Stabilität, das Dominanzsystem ist auf Konkurrenz und Verdrängung ausgelegt und das Stimulanzsystem möchte mit Entdeckungen und Explorationen belohnt werden.
 
Je nachdem, ob die Wünsche der Emotionssysteme erfüllt werden, reagieren wir mit Lust oder Unlust. Unsere Gehirne, klärt uns Häusel auf, versuchen das Denken zu vermeiden. Energieeffizienz ist hier das Schlagwort. Wenn wir auf Gehirnspar-Modus laufen, bewerten wir mit Hilfe unseres Unterbewusstseins. Man stelle sich eine Unmenge von Speicherdaten vor, die jeder Zeit abrufbar sind.
 
Zurück auf Anfang: Ich betrachte die Einladung zu den Österreichischen Museumstagen. Auf dieser findet sich ein überdimensionaler QR-Code ohne Funktion, weil das gelbe N für Niederösterreich ihn unlesbar macht. Darunter der Titel der Veranstaltung - Das (Neue) eingeklammert. Diese Gallier!
 
 
Über die Autorin: Mag. Michaela Trauchburg-Taquez ist Mitarbeiterin des Wiener Redaktionsbüros von Kulturmanagement Network.
 

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