16.03.2013
Leipziger Buchmesse 2013

Mit der App zum Abenteuer-Roman

Digitale Angebote fördern Motivation fürs Lesen. Auf der Leipziger Buchmesse wurde der Trendbericht Kinder- und Jugendbuch 2013 vorgestellt.
"Jugend ohne Buch?" Nein. Wenn die Potenziale digitaler Angebote für die Lesemotivation genutzt werden. Internet, Apps, E-Book und Co. stehen nicht zwangsläufig in Konkurrenz zum traditionellen Lesen und gedruckten Büchern. Das ergibt der Trendbericht Kinder- und Jugendbuch, der heute von der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj), dem Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ), der Stiftung Lesen und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels bei einer Pressekonferenz auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde.
 

Börsenverein will junge Leser mit kreativer Buchkampagne begeistern

Kinder- und Jugendbücher sind eine wichtige Warengruppe auf dem deutschen Buchmarkt. Sie machten 2012 rund 15,6 Prozent des gesamten Buchumsatzes aus. Damit liegt die Warengruppe weiterhin im Gesamtmarkt auf Platz zwei hinter der Belletristik. "Das Interesse an Büchern und am Lesen ist bei den Jugendlichen ungebrochen groß", sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins. "Bücher stehen aber immer stärker in einem Wettbewerb mit anderen Medien und Aktivitäten, und gleichzeitig weitet sich der Markt durch neue technische Entwicklungen aus. Diese Wachstumsmöglichkeiten nutzen wir und starten deshalb eine deutschlandweite Buchkampagne. Sie läuft drei Jahre und wird über ihre kreativen Aktionen und Angebote vor allem auch die jungen Leser für Bücher begeistern."
 
Nach Ausnahmejahren wie 2007 (Harry Potter) und 2009 - etliche Bestseller im All-Age-Bereich - bewegt sich der Kinder- und Jugendbuchmarkt wieder auf seinem normalen, gewohnt hohen Niveau: 2012 ging der Umsatz leicht um 1,8 Prozent zurück. Ein Umsatzplus verzeichneten vor allem Bücher für die jüngsten Leser. Bilderbücher legten um 2,7 Prozent zu, die Warengruppen Spielen und Lernen um 1,8 Prozent sowie Erstlesebücher um 1,7 Prozent. Auch Vorlesebücher konnten ihrem Umsatz leicht um 1,4 Prozent steigern. Die stärksten Warengruppen im Segment sind unverändert Jugendbücher (ab 12 Jahre; Umsatzanteil 26,4 Prozent) und Kinderbücher (bis 11 Jahre; Umsatzanteil 27,0 Prozent). Im vergangenen Jahr verzeichneten Jugendbücher allerdings einen Umsatzrückgang von 5,9 Prozent, Kinderbücher blieben mit einem Minus von 0,9 Prozent stabil. Die Zahlen hat media control GfK International im Auftrag des Börsenvereins ermittelt.
 

 

Jugendliche mit Hilfe digitaler Medien zum Lesen motivieren

"Grundsätzlich stellen wir fest, dass Jugendliche heute so viel lesen wie nie zuvor", betont Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen. "Doch das Leseverhalten hat sich geändert: Gerade Jugendliche begeistern sich auch für digitale Medien seien es Social Media Aktivitäten, das Lesen von Online-Zeitungen, sonstige Internet-Recherchen oder aber auch Apps und E-Books. Diese Lebenswirklichkeit müssen wir berücksichtigen, um erfolgreiche und zeitgemäße Leseförderungsmaßnahmen umzusetzen: Digitale Medien als sinnvolle Ergänzung zu gedruckten Medien eingesetzt bieten uns eine große Chance, um junge Menschen zum Lesen zu motivieren." Dies zeigen auch die Ergebnisse verschiedener Studien des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. Aufschlussreich vor diesem Hintergrund ist vor allem eine Untersuchung zum Leseförderungspotenzial von E-Readern: Gerade Kindern und Jugendlichen, die sonst wenig lesen, erscheint das Lesen in digitaler Form als moderne und damit attraktive Tätigkeit. Außerdem wirken gerade lange Texte auf dem E-Reader leichter zu bewältigen als ein mehrere hundert Seiten dickes Buch. Zeitgemäße Leseförderung setzt daher auf den komplementären Einsatz unterschiedlicher Medien und bietet Jugendlichen damit neue Impulse, um sie zum Lesen allgemein sowohl in digitaler als auch in gedruckter Form zu motivieren.
 

Angebote für neue Lesegewohnheiten und erwartungen

Rund 1,6 Millionen Jugendliche lesen regelmäßig (JIM-Studie 2012) aber was? Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) registriert einen deutlichen Wandel bei der Wahl der Lesestoffe. Viele Jugendliche orientieren sich stark am Angebot für Erwachsene und lesen nicht die als Jugendbücher deklarierten Titel. Die Verlage reagieren darauf, indem sie Bücher tendenziell in eine höhere Altersgruppe einstufen, um die Attraktivität bei ihren tatsächlichen Lesern zu steigern. "Da sich die Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen heute sehr schnell vollzieht, gibt es den Jugendlichen per se nicht mehr", sagt Renate Reichstein, Vorsitzende der avj. "Für Verlage werden deshalb All-Age-Titel, also Bücher für junge Menschen ab 14 Jahren, immer interessanter." Die avj-Mitgliedsverlage weisen 39 ihrer insgesamt 231 Herbst-Neuerscheinungen für Jugendliche ab 12 Jahren explizit als All-Age-Titel aus. Der Tendenz hin zum digitalen Lesen tragen die avj-Mitgliedsverlage Rechnung, indem sie bereits rund 70 Prozent ihrer Produktionen (160 Titel) in digitaler Form anbieten. "Es wird die zentrale Herausforderung für Kinder- und Jugendbuchverlage in den kommenden Jahren sein, sich mit den Erwartungen und Gewohnheiten der Jugendlichen auseinanderzusetzen und das Programmangebot entsprechend auszurichten, so avj-Vorsitzende Reichstein.
 

Jugendliche aktiv für Literatur begeistern

Bildungspolitik, Lehrkräfte und Eltern sind gefragt, das Interesse Jugendlicher für Lesen und Literatur wach zu halten. Hier besteht nach Aussage des Arbeitskreises für Jugendliteratur (AKJ) dringender Handlungsbedarf. "Unser Ziel muss es sein, dass Jugendliche unabhängig von Geschlecht, Schulform und familiärem Hintergrund Zugang zur Literatur finden können", sagt Dr. Stephanie Jentgens, Vorsitzende des AKJ. Dazu müsse gewährleistet sein, dass möglichst viele junge Menschen in Bibliotheken und Schulbibliotheken Zugang zu aktueller Jugendliteratur haben. Neben engagierten Lehrkräften benötigten gerade Jungen mehr männliche Leser und Literaturpädagogen als Vorbilder. Und nicht zuletzt seien auch Jugendliche selbst als Vermittler von Lesekultur gefragt. Denn: Lesetipps unter Gleichaltrigen werden besser angenommen als Tipps von Erwachsenen. Zu diesem Zweck hat der AKJ mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Initiative "Die Literanauten" ins Leben gerufen, die im Sommer 2013 startet. Im Rahmen der Initiative sollen Jugendliche ihre Leseerlebnisse an andere Jugendliche weitergeben, indem sie im Internet über ihre Lieblingsbücher sprechen und Veranstaltungen für Altersgenossen organisieren.
 
Die aktuellen Zahlen zum Kinder- und Jugendbuchmarkt sind unter www.boersenverein.de abrufbar.
 

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