27.06.2016

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Autor*in

Martina Hofmair
Buchrezension

Keywork4. Ein Konzept zur Förderung von Partizipation und Selbstorganisation in der Kultur-, Sozial- und Bildungsarbeit

Das Buch Keywork4 von Reinhold Knopp und Karin Nell präsentiert eine neue Art der Gestaltung von Ehrenamt für Kultur-, Sozial- und Bildungsorganisationen. Das Konzept lässt sich vielfältig in verschiedensten Einrichtungen einsetzen, scheitert jedoch, wenn man ihm nicht genug Raum und Selbständigkeit gibt. Keywork4 ist ein Ansatz zur Förderung von Selbstorganisation und Partizipation eine Weiterentwicklung des Ehrenamts mit spannendem Output für alle Beteiligten.
 
Das Buch beschreibt Keywork4 als Konzept in Progress. Beginnend mit einem aktuellen Statusbericht und den zentralen Eigenschaften, leitet es über zu aktuellen Weiterentwicklungen. Danach folgen Beschreibungen und Erfahrungsberichte von Projekten in Museen sowie in der Kultur-, Sozial- und Stadtteilarbeit.
 
Neu ist weniger das Thema Freiwilligenarbeit an sich als der Umgang mit Ehrenamtlichen als Förderung von Selbständigkeit und Partizipation ein Thema, das derzeit viel Aufmerksamkeit im Kulturbetrieb erhält, für das es bisher aber nur wenige vielversprechende neue Konzepte gibt. Bei Keywork4 werden Personen ermuntert, eigene Ideen zu entwickeln, umzusetzen und in Zusammenarbeit mit einer Organisation eine Verbindung zu ihrem Umfeld zu schaffen. Das Konzept geht damit über das klassische Ehrenamt hinaus und gibt einen Rahmen für die ideale Art der Partizipation (vor). In Hinblick auf das Stichwort der Überalterung von Kulturpublika ist der Ansatz für die immer größer werdende Zielgruppe 50+,der kulturell interessierten und aktiven SeniorInnen und PensionistInnen besonders interessant.
 
Die Rahmenbedingungen von Keywork4 anhand eines Beispiels der Museumsarbeit
 
Keyworker sind Schlüsselfiguren zu museumsfernen Zielgruppen. Im Buch werden einige Beispiele von Projekten in Museen angeführt. Ziel von Keywork4 ist es hierbei, Museen auch für diejenigen Personengruppen zu öffnen, die Angebote der Museen noch nicht nützen. Dafür werden Schlüsselfiguren gesucht und eingesetzt, welche als verbindendes Glied zum neuen potentiellen Zielpublikum agieren. Sind diese KeyworkerInnen erstmals gefunden, werden sie mit dem Angebot des Museums vertraut gemacht. Dabei soll der Wunsch geweckt werden, das Erlebte auch an andere in ihrem sozialem Umfeld weiterzugeben.
 
Keywork ist Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Die Zusammenarbeit basiert auf den Grundsätzen der Partizipation. Moderne Museumsarbeit beinhaltet die Orientierung an den BesucherInnen und die aktive Öffnung des Museums gegenüber der Gesellschaft. Keywork-Prozesse begleiten die Museum auf diesem Weg von der Ideenfindung bis zur Umsetzung und ermöglichen dadurch einen partnerschaftlichen Dialog auf Augenhöhe und neue Teilhabemöglichkeiten für die beteiligten KeyworkerInnen.
 
Durch Keywork beginnt ein Lernprozess, dessen Ziel nachhaltige Innovation und gemeinsame Weiterentwicklung ist. Museen werden in Keywork4-Projekten zu Treffpunkten in der Nachbarschaft, zu Orten für Veranstaltungen und Ausbildungen. Die Inhalte kommen von außerhalb und müssen für die Zielgruppe und das Museum aufbereitet werden. Erfolgreiche Projekte entstehen, wenn KeyworkerInnen und Angestellte des Museums voneinander lernen und sich gemeinsam weiterentwickeln.
 
Verankerung von Keywork auf Leitungsebene. Wichtig bei der Implementierung ist die Akzeptanz auf Leitungsebene im Sinne einer langfristigen Planung und Einbindung in strategische Entscheidungen. Engagierte KeyworkerInnen benötigen verlässliche AnsprechpartnerInnen im Museum, um die Qualität der Arbeit zu sichern.
 
Kritik
 
Das Buch ist kein Handbuch, sondern wissenschaftlich geschrieben. Der direkte Einstieg in das Thema kann damit für diejenigen etwas hart sein, die sich zum ersten Mal damit beschäftigen oder sich etwas Konkreteres zur Umsetzung wünschen. Beim Lesen zeigt sich aber, dass Keywork4 gerade nicht nach einem bestimmten Plan gefahren werden kann und sich künftig weiter verändern wird. Hilfreich sind die der Theorie folgenden Praxisbeispiele aus Deutschland und Österreich, welche den größten Teil des Buchs einnehmen. Sie erklären die Umsetzung von Keywork4 in verschiedensten Institutionen und die Projekte, welche daraus entstanden sind, in Form von Beschreibungen, Fragestellungen und Berichten der Teilnehmenden. Auf diese Weise zeigen sich die vielen Möglichkeiten, wie Keywork4 für den Leser umsetzbar werden kann, um Ehrenamt auf neue Füße zu stellen. Das Konzept gibt einen Rahmen vor, in dem die Inhalte individuell und angepasst an die Intention der Organisation und den Input der Zielgruppe umgesetzt werden können.
 
Gut dargestellt sind auch die Gefahren, Risiken und zentralen Rahmenbedingungen eines Projekts mit Keywork4. So werden im Praxisteil auch Projekte angeführt, welche nicht funktioniert haben, und die Fehlerquellen aufgeschlüsselt. Damit erfährt der Leser genau, auf was er bzw. die Organisation sich einlässt. Hier wären anschließende konkrete Handlungsschritte für die Umsetzung nichtsdestotrotz sehr hilfreich. Von zumindest einem Projekt hätte ich mir eine Beschreibung auch des Projektmanagements gewünscht, um die zeitlichen und finanziellen Ressourcen besser abschätzen zu können.
 
Empfehlung
 
Dieses Buch ist ein Ideengeber für alle Kulturorganisationen, welche ihren sozialen und inhaltlichen Interaktionsradius erweitern wollen, vom kleinen Kulturverein bis zum großen Museum. Das Konzept Keywork4 kann dabei der Erweiterung der Zielgruppe und des eigenen Angebots der Gewinnung neuer Mitglieder sowie der Öffnung der Einrichtungen für neuen Input dienen.
 
Über die Autorin: Mag. Martina Hofmair ist zuständig für digitale Öffentlichkeits- und Pressearbeit im Kulturverein röda in Steyr/Österreich. Daneben organisiert sie auch hin und wieder Veranstaltungen. Die Einbindung von Ehrenamtlichen ist dabei auch immer wieder Thema.
 

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