12.05.2011

Autor*in

Birgitta Borghoff
ist Unternehmerin, Forscherin und integraler Coach. Sie liebt es, Brücken zu bauen zwischen Menschen, Unternehmen und Kulturen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ZHAW, wo sie in den Bereichen Organisationskommunikation, Entrepreneurship, Storytelling, Start-up und Business Modeling forscht und doziert. Darüber hinaus baut sie mit INNOVANTIQUA Brücken von der Alten Musik zur Neuen Musik, zu anderen Kultursparten und zur Wirtschaft. Sie war viele Jahre redaktionelle Mitarbeiterin von Kultur Management Network.
Rückblick "Von der Kunst leben!" 2011

Leistung aus Leidenschaft oder von der Kunst leben?

Am 8./9. April 2011 fand im Rahmen des am Zentrum für Kulturrecht der ZHdK angesiedelten Forschungsprojekts Cultural Entrepreneurship die Tagung Von der Kunst leben! Neue Laufbahnen und Erwerbschancen in Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft statt.
In seiner Begrüssungsrede konstatierte der Rektor der ZHdK, Prof. Dr. Thomas D. Meier, dass sich die Kunsthochschulen zunehmend gezwungen sehen, diziplinenübergreifende Ausbildungsformate anzubieten, um den aktuellen Erfordernissen sich ständig wandelnder Märkte gerecht werden zu können. Die Arbeitsmarktfähigkeit von Hochschulabsolventen werde zukünftig das entscheidende Qualitätsmerkmal von Kunsthochschulen sein. Die Lancierung einer hochschulübergreifenden Initiative zur Entwicklung und Etablierung eines Netzwerks, in dem die gestalterischen und künstlerischen Hochschulen der Schweiz neben den fachlich-künstlerischen v.a. auch überfachliche Ausbildungsformate diskutieren, planen und gemeinsam entwickeln können, solle den aktuellen Entwicklungen Rechnung tragen. Denn um eigenständige und reflexionsfähige Künstlerpersönlichkeiten zu entwickeln, brauche es beides.

Von Kreativität in Gestaltung und Kunst leben wie geht das?
Im Rahmen des ersten Themenkomplex (Moderation: Marcy Goldberg, M.F.A., Filmhistorikerin und Kulturwissenschaftlerin, ZHdK) erläuterte Prof. Christoph Weckerle, Direktor des Departements Kulturanalysen und Vermittlung an der ZHdK, die zentralen Herausforderungen, Thesen und Erkenntnisse zum aktuellen Stand der Kreativwirtschaft Schweiz. Im Vergleich zu anderen creative cities wie z.B. Berlin existiere in Zürich kaum ein Branchenverständnis über die Kreativwirtschaft, ganz zu schweigen von einer direkten Ansprechperson für die Kreativwirtschaft Zürich. Man müsse diese vielmehr als einen Querschnitts-Branchen-Komplex verstehen, der präzise definierte Schnittstellen motivationaler, inhaltlicher und struktureller Art zu anderen Bereichen voraussetzt: Arbeitsmarkt, Curriculum, Forschungsfelder. Wichtig sei die Entwicklung adäquater Aus- und Weiterbildungsformate, die einerseits in das Curriculum eingebettet aber auch ausserhalb der Kunsthochschulen angeboten werden sollten (z.B. durch die entsprechenden Kulturverbände und Vereine).
Holm Friebe, Journalist, Dozent und Co-Autor des Buches Wir nennen es Arbeit. Die digitale Bohème oder: Intelligentes Leben jenseits der Festanstellung und Geschäftsführer der Zentralen Intelligenz Agentur, eines virtuellen Joint Ventures, das die Professionalität eines Unternehmens mit der Flexibilität eines Freiberuflernetzwerks kombiniert, vertritt die These, dass die neuen Arbeitsformen, die er als Portfolio-Living (=Mischerwerb) betitelt, die Lösung des Prekariats darstellen. Diese sogenannte Digitale Bohème (= neue Bürgerlichkeit) habe seiner Meinung nach eine Lotsenfunktion, da das Geldverdienen nicht primäres Ziel sei. Der grosse Zulauf dieses Lebensmodells liege laut Friebe in den enormen Möglichkeiten der heutigen Technik, Technologien und Digitalisierung begründet.

Gratiskultur und Urheberrechtsschutz als Problem der Kreativwirtschaft
In seiner aktuellen Lagebestimmung, ob kreative Ideen einen besseren Urheberrechtsschutz oder bessere Geschäftsmodelle benötigen, kam Prof. Dr. Mischa Senn, Dozent und Leiter des Zentrums für Kulturrecht an der ZHdK, zum Schluss, dass die Vergütungsfrage oft aussen vorgelassen würde. Es brauche daher einerseits Regelungen für gesellschaftspolitische Fragen, aber auch neue Geschäftsmodelle. Auch in der Aus- und Weiterbildung müsse die Integration dieser Problemfelder klar innerhalb der Curricula abgebildet sein.
Cla F. Nett, Musiker, Komponist, Geschäftsleiter der Schweizerischen Interpretengenossenschaft SIG und Mitglied des Vorstandsausschusses der Swissperform, referierte über den Nutzen des Leistungsschutzes aus Sicht von Künstlern und Interpreten. Die seit 1993 in der Schweiz im Urheberrecht verankerten Leistungsschutzrechte konzentrieren sich auf den Bereich Musik und entstehen beim Interpreten (nicht beim Produzenten). Die Leistungsschutzrechte umfassen inhaltlich einerseits Exklusivrechte (vgl. Art. 33 URG) wie die öffentliche Wahrnehmbarmachung von Darbietungen, Weitersendungs-, Vervielfältigungs- und Verbreitungsrechten sowie Vergütungsrechten andererseits (vgl. Art 35 URG). Gemäss Nett stelle die Gratiskultur-Mentalität eine materielle Enteignung dar. Creative commons und ähnliche Modelle seien künstlerfeindlich. Seiner Meinung nach seien die Leistungsschutzrechte zu niedrig angesetzt und das Internet als Einnahmequelle bisher vernachlässigt worden. Allgemein müsse mehr Wert auf die Ausgestaltung von Verträgen gelegt werden.
Dr. Felix Stalder, Dozent und Leiter Digitale Kultur an der ZHdK u.a., sprach in einem weiteren Kurzreferat über die Demokratisierung des Urheberrechts für eine gemeinfreie Nutzung. Seiner Meinung nach sei die Unsichtbarkeit, nicht der Diebstahl das eigentliche Hauptproblem der meisten Künstler. Das Dilemma bestehe darin, dass einige wenige Künstler sehr viel (Stars) und viele Künstler sehr wenig verdienen würden. Das Urheberrecht, so Stalder, stelle ökonomisch betrachtet insofern keine relevante Einnahmequelle dar. Im Rahmen seiner Ausführungen befürwortete Stalder eine freie Lizenzierung, die die Autorenrechte nicht vergisst.

Laufbahnen und Karrieren in Kunstmärkten und Kreativwirtschaft
Im dritten Themenkomplex definierten Heinrich Gartentor, Aktionskünstler und Präsident von Visarte, u.a., Lisa Ladner, u.a. Gründerin Peripher das begehbare Kulturmagazin und Steffanie Thalmann, Designerin und Inhaberin des Modelabels Stefi Thalman ihre persönliche Vorstellung von Erfolg (Moderation: Marcy Goldberg). In der Diskussion war man sich einig, dass Erfolg v.a. darin bestehe, von aussehen wahrgenommen zu werden und dadurch zu erkennen, dass die selbstgesteckten Ziele erreicht worden seien. Alle Referenten betonten, dass ein Businessplan allein nicht genüge, solange die Idee nicht gut genug und tragfähig sei. Wichtig hingegen sei das Thema Finanzierung resp. Vorfinanzierung sowie die Vernetzung und Organisation innerhalb der Branche (Kooperationen, Konkurrenz, Lohndumping, etc.).

Die Rolle der künstlerisch-gestaltenden Hochschulen (Moderation: Pietro Morandi, Dozent und Leiter des Forschungsprojekts Cultural Entrepreneurship an der ZHdK und Mitinitiant der Tagung).
Am 2. Tagungstag sprach Dr. Nicole Schaad, Stellvertretende Ressortleiterin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements EVD, Bundesamt für Berufsbildung und Technologie BBT, Leistungsbereich Fachhochschulen, Ressort Qualitätssicherung und Projektförderung, über gesetzliche Anforderungen an gestalterisch-künstlerische Studiengänge an Fachhochschulen und präsentierte Ziele und Erkenntnisse aus der Akkreditierung, wie die Sicherstellung und Qualitätsentwicklung der Ausbildung, das Ablegen von Rechenschaftsberichten gegenüber Dritten sowie die Verbesserung der internationalen Vergleichbarkeit der Diplome. Schlüsselvoraussetzung zur institutionellen Anerkennung sei die Einführung von Qualitätsmanagement Standards an den Kunsthochschulen, wozu u.a. die Ausrichtung des Curriculums auf ein klar definiertes Ausbildungsziel und einen berufsqualifizierenden Abschluss gehöre, welcher die künstlerische Praxis innerhalb der Ausbildung verstärkt reflektiert. Ein weiteres Qualitätskriterium sei die Integration des KFH Best Practice Handbuchs zur Modularisierung von Studiengängen. Inhaltliche Kohärenz zwischen den im BA Studium erworbenen Kompetenzen und den für die Masterstufe verlangten Eintrittskompetenzen sei ebenso wichtig wie die Erteilung des Unterrichts durch fachlich und didaktisch ausgewiesene Dozierende mit Hochschulabschluss, mehrjähriger Berufserfahrung sowie gleichzeitiger Tätigkeit im erweiterten Leistungsauftrag. Bedauerlicherweise sei es ein Faktum, dass viele Dozierende nicht in der Forschung tätig sind oder aber ein mangelndes Verständnis für die praxisorientierte Lehre mitbringen. Die Stärken der Kunsthochschulen lägen v.a. in der individuellen Betreuung der Studierenden, der vielfältigen Wahlmöglichkeiten innerhalb des Studiums, der innovativen Lernmethoden sowie der hervorragenden Infrastruktur. Zukünftige Entwicklungspotenziale beständen nach Meinung von Schaad v.a. in der stärkeren Abgrenzung von M.A. zu MAS sowie der Zulassung und Qualifizierung der Studierenden.
Prof. Dr. Philipp Gonon, Institut für Gymnasial- und Berufspädagogik, doppelte nach: Seiner Meinung nach, bestünden berufsbefähigende Fähigkeiten einerseits in generalistischer Spezialisierung, andererseits in spezialisierter Generalisierung. Beides beruhe auf explorativem Lernen. Künstler seien per se einem Prekarisierungsprozess ausgesetzt. Sie erzielten Aufmerksamkeit vornehmlich durch Darstellungskompetenzen in Form von Auftritt und Performance. Darüberhinaus brauche es aber auch Entrepreneurship Kompetenzen mit Umsetzungscharakter, wie sprachliche, kommunikative, soziale und interkulturelle Kompetenzen aber auch Know-how im Bereich Projektmanagement. Eine Überprüfung und Feststellung der Employability müsse Bestandteil der Ausbildung und permanenten Weiterbildung sein. Auch der Umgang mit Ungewissheit und Risiko solle darin Eingang finden. Insofern müsse auch Karrieremanagement bei Mehrfachbeschäftigungsmöglichkeiten und Chancen sowie die Businessperspektive des Künstlers näher in den Blick genommen werden. Gonon forderte eine stärkere Integration von Arbeitssimulation in die Ausbildung, insbesondere im Hinblick auf brisante Themen wie wie kurzzeitige Anstellungen und hyperflexible Vertragsbedingungen. Um den Erfordernissen der Zeit gerecht zu werden, brauche eine stärkere Ausrichtung des Unterrichts auf die künstlerische Praxis in der Arbeitswelt. Ein entsprechendes Qualitätssicherungssystem, welches es sich zum Ziel setzt, den Beschäftigungserfolg als Massstab für die Qualität der Ausbildung mit einzubeziehen, müsse seiner Meinung nach so konzipiert sein, dass über Organisationen und Institutionen hinaus auf Feedbacks und Rückmeldungen aufgebaut werden könne.
Prof. Dr. Gabriela Christen, Direktorin der Hochschule Luzern Kunst & Design, unterschied in Ihrer Rede zwischen zwei Modellen künstlerischer Tätigkeit, dem vergangenheitsbezogenen Genieszenario einerseits, sowie einem trendigen Unternehmermodell (Kunst als Unternehmertum) andererseits. Das Unternehmermodell aus Sicht von Christen das Innovationsmodell für die Arbeitswelt - sehe die künstlerische Tätigkeit als Dienstleistung einer creative class, einer kreativen Avantgarde, welche materiellen Gewinn und finanzielle Entschädigung anstrebe. Nur wenige Stars (Genies oder Unternehmer) schafften den internationalen Durchbruch. Christen vertritt die These, dass nach wie vor die Qualität der künstlerischen Arbeit massgeblich für den nachhaltigen Künstlererfolg sei. Die Beachtung eines Künstlers hätte zum einen mit Glück zu tun aber auch mit den vielfältigen Möglichkeiten des Vertriebs. Die öffentliche Anerkennung stehe jedoch in einem nicht steuerbaren Verhältnis zur Hochschulausbildung, zumal man in der Schweiz strukturell bedingt nicht viele Künstler ausbilden könne. Den Vorwurf der Kulturverbände, die Kunsthochschulen seien daran schuld, dass die Künstler nach der Ausbildung so wenig verdienten, wies Christen entschieden zurück. An der Hochschule Luzern seien z.B. grosse Investitionen in die Berufsqualifikation der Studierenden getätigt worden. Ein Career Service, der mit einem 20% Pensum betrieben werde, offeriere disziplinübergreifende Angebote wie Portfolio, Recht- und Vorsorge Beratung, Medientrainings, Präsentationstechniken sowie Stellenplattformen. Darüberhinaus führe man Gespräche mit Alumnis betreffend Praxisorientierung und biete auch individuelle Bewerbungstrainings an. Das Zukunftspotential kreativer Berufe sieht Christen in der Entstehung neuer Arbeitsfelder über verschiedene Kontaktnetze aber auch im Rahmen der anwendungs- und entwicklungsorientierten Forschung. Die neuen Kreativen seien zwar nicht unbedingt Grossverdiener aber Pioniere eines postmateriellen Lifestyles mit haptisch-atmosphärischen Werten, einem beträchtlichen Mass an persönlicher Vernetzung sowie einem hohen Berufsethos.
Claude Hubert Tatot, Dozent und Leiter des Studiengangs TRANS an der Haute école dart et de design Genève, resümierte, dass sich Studierende der HEAD irgendwo zwischen dem Star System und den konventionellen Berufsrastern positionierten. Bevor man wisse, wie man sich verkaufen könne, müsse man zunächst etwas zu verkaufen haben, das Qualität aufweist so Tatot. Insofern habe die Kunsthochschule die primäre Aufgabe, Künstler nicht Manager auszubilden. Durch praktische Arbeiten und Workshops, die von eingeladenen Designern geleitet werden, verfügten die Absolvierenden der HEAD nach Abschluss der dreijährigen Ausbildung aber auch über solide kreative und berufliche Fähigkeiten und seien in der Lage, Freelancer Aufträge zu übernehmen oder in Ateliers, Studios und Kreativ-Agenturen zu arbeiten. Ein Kunst-Diplom garantiere jedoch nicht den Markterfolg eines Künstlers. Dennoch eröffne die Kunstausbildung den Zugang zu verschiedenen beruflichen Tätigkeiten, die Autonomie, Risikobereitschaft und den Umgang mit komplexen Projekten voraussetzen. Für Tatot steht fest, dass der Einbezug der Berufspraxis zwar auch Aufgabe der Kunsthochschulen sei, nicht aber in Form eines theoretischen Einbezugs in den Unterricht sondern eher in Form von Projekten und Begegnungen innerhalb einer gegenüber Stadt und internationalem Umfeld aufgeschlossenen Hochschule wie es bei der HEAD in Genf der Fall ist.
Prof. Hartmut Wickert, Direktor des Departements Darstellende Künste und Film an der ZHdK, gab einen Einblick in das Berufsfeld und den Bereich Theater. Trotz der vielfach immer noch mittelalterlichen Arbeitsbedingungen hätten sich die künstlerischen Berufsbilder in den letzten 20 Jahren extrem verändert (Stichwort performative Wende in den 80er Jahren: nicht mehr Figur sondern SpielerIn steht im Mittelpunkt des Geschehens). Daraus ergebe sich die Frage, inwiefern man sich mit den Veränderungen im Theatermarkt auch in den Ausbildungskonzepten auseinander setzen müsse. Wickert plädiert für eine praxisorientierte Ausbildung (z.B. Einbindung von Studierenden in Theaterensembles in Studios etc.), welche die aktuellen Bedingungen des Arbeitsmarkts abbildete. Dabei spielten Selbständigkeit, Autonomie, Selbsteinschätzung und Selbstmanagement eine zentrale Rolle. Disziplinäre Ausbildung für Schauspieler fände nicht wie z.B. beim Musiker im Selbststudium sondern im Rahmen der im curriculum abgebildeten Produktionsgemeinschaften statt (z.B. Dramaturgie, Regio, Szenographie, Schauspiel oder Theaterpädagogik), in denen die Studierenden über die Sparten hinaus gemeinschaftsbildend tätig sind. Die Arbeit in den Produktionsgemeinschaften fördere in hohem Masse die Selbstverantwortung und die Selbstkompetenzen eines jeden Schauspielers, andererseits liessen sich die Praktika in den Produktionsgemeinschaften nur schwierig unterrichts- und modulspezifisch beeinflussen.

Die Perspektive der Schweizerischen Kulturverbände
Hans Läubli, Geschäftsleiter des Dachverbands Suisseculture, präsentierte die vom Verband lancierte Initiative, wie Hochschulen, Experten aus der Berufspraxis und Berufsverbände gemeinsam angehende Kulturschaffende besser auf die Berufs- und Erwerbspraxis vorbereiten könnten. Wünschenswerte Kriterien für entsprechende Eignungs- bzw. Aufnahmeprüfungen seien aus seiner Sicht ein ausgeprägtes Talent, ein hohes Mass an Selbständigkeit, Durchhaltevermögen sowie ein grosses Frustrationspotenzial. Um den unzureichenden Kompetenzen im Bereich Freelancing entgegenzuwirken, schlug auch Läubli vor, die Ausbildungen verstärkt zu modularisieren und beispielsweise Module verschiedener Kunsthochschulen zusammen zu fassen. Des Weiteren müssten seiner Meinung nach die kulturpolitischen Kompetenzen gestärkt werden, was den direkten Markt, das Urheberrecht und die Kultursubventionen anbetrifft.
Es folgten kurze Statements von Vertreterinnen und Vertretern der Schweizerischen Kulturverbände: Wichtig in der Ausbildung sei ein ganzheitlicher Ansatz, der den Faktor Mensch in den Mittelpunkt stelle und auch Themen wie Selbst- und Zeitmanagement, Zielfindungsprozesse, Marketing und Networking mit einbeziehe. Dabei sei es wesentlich, dass grundsätzlich die Möglichkeit bestehe, sich die Tools und Werkzeuge selbst holen zu können (Eigenverantwortlichkeit der Studierenden!). Es referierten Jürg Allemann, Orchestermusiker und Vizepräsident des Schweizer Musikerverbandes SMV, Csaba Kézér, Pianist, Komponist und Geschäftsführer von Association Suisse de Musicien - Schweizerischer Tonkünstlerverein ASM-STV, Gianni Malfer, ehemaliger Tänzer, Choreograf und Geschäftsführer Danse Suisse, Tiziana Sarro, Schauspielerin, Regisseurin, Studentin MAS of Arts in Theater (ZHdK) und Heinrich Gartentor, Künstler und Präsident Visarte.

Am Ende der Tagung zog Pietro Morandi Fazit: Neue Rollenmodelle von Karriereverläufen seien weder im Stars- noch im Prekariatsmodell zu finden. Es gehe vielmehr darum, eine gesunde Mitte zwischen den beiden Polaritäten zu finden, die auch neue Arbeitsfelder z.B. innerhalb der Forschung zulässt. Neben einer klaren Definition der zu erlangenden hybriden Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenzen sei ein stärkerer Einbezug von nachhaltigen und praxisorientierten Partnerschaften vonnöten, um die Studierenden frühzeitig auf das Berufsbild vorzubereiten. Der Trend gehe ganz klar hin zum Unternehmer mit Mehrfachbeschäftigung.
In diesem Sinne brauche es einen Prozess des Ausbildungswandels an den Hochschulen, was auch eine Frage der Ausbildungskultur sei. Die Ver-Akademisierung der Ausbildung stelle teilweise ein grosses Problem dar. Es unterrichteten heute viel mehr Kunsthistoriker und -theoretiker und nur wenige Künstler, was zur Folge hätte, dass der Bezug zur Berufswelt und zur Praxis verloren ginge. Das an der Tagung vielfach formulierte Plädoyer für die Berufskunde kam den Veranstaltern der Tagung sehr entgegen. Ein nächster Schritt zur Etablierung eines Cultural Entrepreneurships an den Kunsthochschulen bestehe darin, gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der Verbände in naher Zukunft eine Art hochschulübergreifender Summer School einzurichten. Vorzeigebeispiele, die in dieser Hinsicht bereits Erfolge erzielen, wurden in einem ersten Schritt in Form von best practices bzw. Portraits auf der Website der ZHdK bereits veröffentlicht. Ziel solle sein, nach aussen zu zeigen, wie der typische Absolvent (nicht Star!) einer künstlerischen Hochschule in Wirklichkeit aussieht. Dies könne und solle helfen, den stärkeren Einbezug berufsspezifischer Aspekte in die Ausbildung zu legitimieren ein Prozess, der in der Hochschullandschaft ein langfristiges Unterfangen sei, der Geduld und Ausdauer benötige, um einen konkreten Wandel zu zeitigen. An der Tagung wurde deutlich, wie zentral die Fähigkeit ist, selbständig tätig zu sein und wirtschaftlich bestehen zu können. Als Oberbegriff für die aktuellen Herausforderungen scheint das Konzept von Cultural Entrepreneurship jedenfalls bestens zu funktionieren!
 
Weitere Informationen zum Projekt Cultural Entrepreneurship an der ZHdK unter http://entrepreneurship.zhdk.ch
 
Eine ausführliche Tagungszusammenfassung steht hier als PDF zum Download bereit.
 
Birgitta Borghoff, Betriebsökonomin, MAS Arts Management; Studienleiterin MAS Arts Management und Projektleiterin Zentrum für Kulturmanagement ZHAW; Dozenten- und Forschungstätigkeit u.a. in den Bereichen Cultural Entrepreneurship und Selbstmanagement für Freelancer; Selbständige Kulturunternehmerin von INNOVANTIQUA Cultural Entrepreneurs; Leitung Redaktion und Geschäftsstelle des Kulturmanagement Network in der Schweiz; 15 Jahre Erfahrung in der Leitung, Beratung, Koordination und Abwicklung von Projekten in Kultur- und Kreativwirtschaft und Tourismusindustrie sowie im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheitspflege (Coaching und Meditation für Kreative und Hochsensible)

schweiz@kulturmanagement.net
 

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