09.07.2011

Autor*in

Elisabeth Mayerhofer
Alternativen zum Verlust der Kulturpolitik #2:

Keine Angst vor den freien Szenen!

Teil 2 der Artikelserie "Alternativen zum Verlust der Kulturpolitik": Produktionsfeld Kulturinitiativen. Bundesministerin Schmied lässt sich nicht blicken, dabei gäbe es genug zu sehen!
Warum ist es eigentlich so schwierig, eine Kulturpolitik mit den und für die AkteurInnen dieses Feldes zu entwerfen anstatt eine Politik gegen die Kunst- und Kulturschaffenden (mit der Ausnahme einiger Stars und solcher, die es noch werden sollen) zu machen? Was macht die Kulturschaffenden abseits der glamourösen Institutionen der Hoch- und Geldkultur zu derartigen Parias, dass es nicht möglich ist, mit ihnen in einen strukturierten Dialog zu treten? Woher kommt überhaupt die Angst vieler KulturpolitikerInnen vor den freien Szenen?
Ist es die Heterogenität und Kleinteiligkeit, die einen kontrollierenden Durchgriff schwierig macht? Der Gedanke scheint mehr als paranoid, obwohl, wenn wir an Niederösterreich denken, kommt wieder der Satz von George Tabori ins Gedächtnis: Auch ein Paranoiker hat Feinde.
Oder ist es der beunruhigende Umstand, dass hier eine große Anzahl an Personen unbeirrbar tätig ist, trotz hoher Risiken (siehe das überzogene Vorgehen gegen den Obmann des Kulturvereins Sakog, chronischer Unterfinanzierung und mangelnder Anerkennung? Oder ist es einfach das Faktum, dass in diesen vielen unterschiedlichen Subszenen nach wie vor an der politischen Komponente von Kultur festgehalten wird? Kunst und Kultur jenseits der Spektakel-Ästhetik der roten Teppiche?
Fragen über Fragen.

Unbestritten ist aber, dass die freien Szenen vieles von dem liefern, was in politischen Reden immer wieder beschworen wird: die Schaffung sozialer Kohäsion durch eine spezifische Niederschwelligkeit, eine kontinuierliche kulturelle Basisarbeit vor Ort, die Verbindung zwischen verschiedenen Teilen der Bevölkerung, die sonst nichts miteinander zu tun haben und dass sie nicht zuletzt eine wichtige Funktion in der Nachwuchsförderung haben. Besonders abseits urbaner Zentren stellen Kulturinitiativen oft die einzige Möglichkeit dar, mit zeitgenössischen und gegenhegemonialen Ansätzen in Berührung zu kommen seien es Konzerte, Performances, Arbeiten aus dem Feld der bildenden Kunst etc. Im aktuellen Taumel der Wiederentdeckung des ökonomisch mehr als fragwürdigen Konzeptes der Umwegrentabilität wäre es sicher ein spannender Versuch, die Leistungen der Kulturinitiativen in Hinblick auf Nachwuchsförderung in den Regionen zu bewerten. In vielen Fällen sind sie die letzten Freiräume, in denen experimentiert, produziert werden kann der Rest ist dem passiven Konsum von (mehr oder weniger) elitärer Massenkultur gewidmet, die im Sommer eine geradezu absurde Dichte erreicht.
Angesichts des vielfältigen Nutzens, der sogar ökonomisch nachvollzogen werden kann, stellt sich umso dringender die Frage, warum dieses Feld systematisch ausgeblendet, sich selbst überlassen wird.

Wo sind zukunftsorientierte Fördermodelle, den Erhalt und den Ausbau kultureller Infrastrukturen berücksichtigen? Wann kommt die überfällige Erhöhung der Fördermittel, die zumindest die inflationär bedingten Verluste ausgleicht? Und wo findet sich eine Kulturpolitik, die nicht nur aus der Vergangenheit heraus agiert, sondern aktiv ihren Gestaltungsspielraum nutzt?
 

Elisabeth Mayerhofer, freiberufliche Kulturwissenschaftlerin und Universitätslektorin; Schwerpunkte: Kulturarbeitsmärkte, Kulturpolitik, Cultural and Creative Industries. Vorstandsmitglied der Forschungsgesellschaft für kulturökonomische und kulturpolitische Studien (FOKUS).
 

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