09.08.2012
Lehrbuch über Wissensmanagement

Wissensmanagement in der Veranstaltungsbranche

Im Springer Gabler Verlag ist das Buch Wissensmanagement in der Veranstaltungsbranche erschienen. Auf 224 Seiten will das Lehrbuch aufzeigen, welche Besonderheiten dabei beachtet werden müssen und wie durch Einbindung sozialer Medien bestehende Barrieren zu echten Vorteilen umgewandelt werden können. Im Gespräch mit Kulturmanagement Network erläutern die beiden Autoren Siegfried Paul und Thomas Sakschewski, warum sie glauben, dass Wissensmanagement für die Veranstaltungsbranche so dringend notwendig ist.
Kulturmanagement Network: Wissensmanagement fällt einem nicht gerade als erstes ein, wenn man an Veranstaltungstechnik denkt. Warum haben Sie gerade ein Lehrbuch mit diesem Schwerpunkt geschrieben?
 
Thomas Sakschewski: Die richtigen Informationen, in der richtigen Tiefe, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Veranstaltungsplanung. Diese Informationen zu sammeln, zu verdichten und zu weiter zu geben ist die Basis für ein Wissen. Dos ist Alltag, auch in der Veranstaltungsbranche, doch anders als in anderen wissensintensiven Branchen ist man in der Veranstaltungsbranche weiterhin stolz auf die Erfahrung. Erfahrung jedoch ist an Personen gebunden, bleibt an diesem haften und verborgen und steht weder den Kollegen noch dem Unternehmen zur Verfügung. Dafür benötigt gerade die Veranstaltungsbranche besondere Instrumente, die in diesem Buch vorgestellt werden.
 
Siegfried Paul: Wer schon jemals erlebt hat, wie die Fähigkeiten eines Einzelnen über Erfolg oder Misserfolg von großen Veranstaltungen wird in diesem verborgenen Wissen der festen oder freien Mitarbeiter einen wahren Schatz erkennen. Deswegen widmen wir uns in diesem Buch auch ausführlich den fachlich, methodischen und sozialen Kompetenzen und der Möglichkeit diese Kompetenzen im Sinne eines Skill-Managements zu messen und zu bewerten.
 
KMN: An wen richtet sich das Buch? An den Auszubildenden oder den erfahrenen Veranstaltungsingenieur im Beruf?
 
SP: Sowohl als auch. Den Auszubildenden, den Studierenden nicht nur der Fachrichtungen Theatertechnik und Veranstaltungstechnik und management, sondern auch der angrenzenden Bereiche des Kultur-, Kongress- oder Eventmanagements vermittelt das Lehrbuch die Grundlagen für die Planung und erfolgreiche Durchführung von Veranstaltungen unter dem Gesichtspunkt des Informations- und Wissensmanagements. Dafür haben wir Kontrollfragen und Aufgaben nach jedem Kapitel eingefügt, die das Buch auch zum Lerninstrumente. Außerdem werden besondere Themen in Exkursen für diejenigen dargestellt, die sich vertiefend mit einzelnen Bereichen wie z.B. die Bedeutung von Wikipedia als Instrument des Wissensmanagements beschäftigen wollen
 
TS: Die erfahrenen Veranstaltungsingenieure finden in den einzelnen Kapiteln Anregungen für in der Praxis immer wiederkehrende Probleme wie die Frage nach den richtigen Anreizen für die Weitergabe von Wissen oder den Schnittstellenkonflikten im Einsatz von Computervermittelter Kommunikation.
 
KMN: Viel ist von Social Media die Rede. In dem Buch "Wissensmanagement in der Veranstaltungsbranche" beschäftigt sich ein umfangreicher Teil mit dem Thema. Warum?
 
TS: Wir sehen in den so genannten Web 2.0 Anwendungen hier vor kollaborative Plattformen wie ein Wiki und in sehr naher Zukunft auch soziale Netzwerke wie facebook eine echte Chance für Anwendungen in der Veranstaltungsbranche. Dazu aber muss man deren Wirkungsweise weniger unter technologischen Gesichtspunkten als mehr unter den sozialen Aspekten einer gemeinschaftlichen Produktion eines Kollektivguts betrachten. Warum gibt jemand sein Know-how freiwillig in der Anonymität sozialer Netzwerke preis, wird aber sein Wissen in einem Unternehmen eifersüchtig horten? Wie können zentralistische, hierarchische und polyfokale also vielzentrale und heterarchische Organisationen gewinnbringend Wissen austauschen? Das sind die Fragen, die uns beim Schreiben dieses Buches beschäftigt haben.
 
SP: Es wird vor allem deutlich, dass Social Media kein Allheilmittel ist, sondern ebenso wie andere Instrumente den besonderen Erfordernissen im hektischen Veranstaltungsmanagement mit vielen Schnittstellen und einem großen Anteil externer Kräfte angepasst werden muss.
 
KMN: Lässt sich so etwas wie eine Quintessenz ziehen?
 
SP: Wissensmanagement lediglich als Beantwortung einer technologischen Fragestellung zu betrachten, greift zu kurz. Angesichts der selbstorganisierten, auf Autonomie bedachten, erfahrungsgeprägten Akteure in der Veranstaltungsbranche muss Wissensmanagement in der Veranstaltungsbranche den Einzelnen betrachten.
 
KMN: Das klingt sehr theoretisch. Gibt es denn keinen praktischen Nutzen?
 
TS: Wir haben im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Beuth Hochschule für Technik Berlin ein einheitliches Modell für ein Wissensmanagement in der Veranstaltungsbranche entwickelt, in dem ein Branchen- und Unternehmenswiki, Skill-Map und Wissensstrukturplan integriert werden. Im Wiki werden Informationen gesammelt. Ein Anreiz zur Erweiterung und Ergänzung des Wikis bildet die Skill-Map, die Kompetenzen und Fähigkeiten allgemein abbildet, aber eben auch die Anzahl und Bedeutung der Wiki Einträge, gemessen am Grad der Aufrufe, Kommentare und Bewertungen durch andere Nutzer darstellt. Gerade externe Kräfte können sich über die Skill-Map positionieren und ihre fachliche Kompetenz für neue Jobs ins Feld führen. Um die Suche nach Informationen und einen Neu-Eintrag möglichst effektiv zu gestalten, soll der Wissensstrukturplan die Eigenschaften eines Planungsinstruments mit dem Wiki als Wissensreservoir und der Skill-Map als Zugang zu den Wissensakteuren verbinden. Wir suchen derzeit nach Partnern, um dieses Modell real umzusetzen.
 
 

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