13.11.2013

Autor*in

Hubertus von Barby
Rückblick add art 2013

Kunst und Wirtschaft eine besondere Beziehung bei add art in Hamburg

Die Initiative add art Hamburger Unternehmen zeigen und fördern Kunst hat sich zum Ziel gesetzt, Varianten unternehmersicher Kunstförderung erlebbar zu machen. Inspiriert von der Veranstaltung kunst privat in Hessen, ging am 2. und 3. November add art in Hamburg mit 18 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen an den Start, die Kunst in ihren Räumen zeigten. Dabei schaffte add art zudem eine Ausstellungsplattform für Nachwuchskünstler in einigen Unternehmen. add art versteht sich dabei explizit als Aufforderung: Füge Kunst hinzu beschäftige dich mit Kunst, bekenne dich zu ihr und erwirb hin und wieder ein Werk, sei es für Büroräume oder das eigene Zuhause. Veranstaltet wurde add art Hamburg vom Institut für Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg), der Handelskammer Hamburg, dem Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. und der newskontor GmbH.
Die Verbindungen von Kunst und Wirtschaft reichen lange zurück und haben über die Jahrhunderte viele Facetten ausgebildet. Häufig werden die Medici, die im 15. und 16. Jahrhundert einen guten Teil ihres Vermögens in Kunst und Architektur fließen ließen, genannt, wenn es um frühe enge Verbindungen zwischen Kunst und Wirtschaft geht. Dazu gehörte auch der Aufbau einer eigenen Sammlung, die heute in den Uffizien von Florenz zu sehen ist. Was reines Mäzenatentum war und was eher in den Bereich dessen fällt, was wir heute als Kultursponsoring bezeichnen, ist dabei nicht eindeutig festzustellen.
 
Eindeutig ist jedoch, was heute gesellschaftlich stärker anerkannt ist: das als selbstlos eingeschätzte Mäzenatentum des privaten Spenders. Kunstförderndes Engagement von Unternehmen dagegen wird häufig noch immer nicht vorurteilsfrei gesehen obwohl es in der Kulturfinanzierung nicht mehr wegzudenken ist. Blickt man auf die Beziehung von Kunst und Wirtschaft, so stellt man fest, dass es viele produktive Verbindungen gibt, von denen beide Seiten profitieren. Wirtschaftliche Mechanismen sind immer wieder Gegenstand künstlerischer Positionen. Daneben schafft unternehmerische Förderung oft erst eine Grundlage für autarkes künstlerisches Schaffen oder bietet Ausstellungsmöglichkeiten. Kunst und Kultur selbst sind zu einem ökonomischen Faktor geworden ihre Bruttowertschöpfung wird inzwischen recht präzise berechnet und jeder Künstler muss unternehmerisch denken, wenn er seinen Lebensunterhalt mit Kunst verdienen möchte.
 
Der Blick der Unternehmen auf Kunst hat sich stark gewandelt: War Kunst in Unternehmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorwiegend ästhetisches Beiwerk, so ist sie heute auch kreativer Impulsgeber. Sie ermöglicht es, mit gewohnten Vorstellungen zu brechen und fördert so Innovation. Dafür brauchen Kunst und Künstler Freiheit. Das ist auf Seiten der Unternehmen längst angekommen.
 
Die an add art teilnehmenden Unternehmen und Institutionen spiegeln die vielen Facetten der unternehmerischen Kunstförderung wider: Da ist der frühere Unternehmer, der sich heute ganz der Kunst widmet und jungen Künstlern eine Plattform bietet. Da ist der Unternehmer, den seine eigene Leidenschaft für das Malen zur Gründung eines zur Firma gehörenden Kunstforums mit eigenem Kurator animierte. Da ist das Großunternehmen, das über eine international renommierte Unternehmenssammlung verfügt und diese kontinuierlich erweitert, auch um junge zeitgenössische Künstler. Und da sind einzelne Führungspersonen, die mit privaten Mitteln erworbene Kunst in die Unternehmensräume hängen und regelmäßig Wechselausstellungen organisieren, in deren Verlauf die Kunst an Mitarbeiter und Kunden verkauft wird.
 
Ein spannender Aspekt ist die Zusammenarbeit einiger Unternehmen mit Nachwuchskünstlern. Fünf Firmen stellten zur add art Hamburg zwölf junge Künstler aus. Die Unternehmen hatten die Künstler aus einer Reihe von Bewerbungen ausgewählt. Verbunden mit der Ausstellung ist auch eine finanzielle Förderung der jungen Künstler. Gemäß dem Ausspruch Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit gingen Unternehmen und Künstler in einen intensiven Dialog, um Auswahl, Hängung und Präsentation der Werke im Rahmen der Kunstführungen zu klären. Dies war nicht immer einfach. Doch war gerade das ein wesentlicher Bestandteil des Projekts: dass sich hier zwei zum Teil weit voneinander entfernte Sphären aufeinander einlassen. Denn im Gegensatz zu etablierten Künstlern, die Marktmechanismen über die Jahre gelernt haben, oder Kuratoren in Unternehmen, die den Umgang mit Künstlern seit Langem gewohnt sind, trafen hier junge Künstler auf Unternehmensvertreter, die sich tagsüber mit Fachfragen fernab der Kunst beschäftigen. Es ist ein Erfolg, dass dieser Dialog geführt wird, und dadurch das Verständnis von Unternehmen und Künstlern füreinander um einiges vergrößert werden kann.
 
Die Akzeptanz der Veranstaltung stimmt optimistisch: Mehr als 1.200 Besucher kamen zu den mehr als 70 Kunstführungen. Interessant war die Mischung der Besucher: Quer durch die Generationen nutzten Kunstbegeisterte die Gelegenheit, die ausgestellte Kunst zu betrachten. Daneben war es für viele Besucher zudem interessant, Einblicke in die Architektur und die Inneneinrichtung vieler Gebäude und Büros zu erhalten. Einige Unternehmen gewährten zum Teil erstmals öffentlichen Zugang zu ihren Vorstandsetagen. Unter den Besuchern waren auch zahlreiche Galeristen, die die Veranstaltung für Gespräche mit den jungen Künstlern nutzten. Auch wurden bereits Termine von Kaufinteressenten mit den Künstlern in deren Ateliers vereinbart. Auf einer begleitenden Podiumsdiskussion am 2. November im Bucerius Kunst Forum tauschten sich Vertreter aus Kunst und Wirtschaft zudem kritisch darüber aus, welchen Stellenwert die Kunst in Unternehmen hat, wie die Verbindung von Kulturinstitutionen und Unternehmen erfolgreich gelingt, aber auch wie die Sichtweise von Künstlern auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen ist.
 
Was es bei aller Offenheit im Umgang miteinander noch mehr braucht ist der Mut, neue Modelle der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Kulturinstitutionen auf der einen sowie Unternehmen auf der anderen Seite zu wagen. Dies setzt Vertrauen und ein tiefes Verständnis füreinander voraus. Wir sind sicher, dass aus der Initiative add art langfristige Verbindungen entstehen können. Der Dialog zwischen der Wirtschaft und der Kunst wird weitergeführt. Die Fortsetzung der Veranstaltung ist vorgesehen, zudem soll die Thematik in Form von Gastbeiträgen und Interviews mit Künstlern, Kuratoren, Kulturmanagern und weiteren Persönlichkeiten aus Kultur und Wirtschaft im Webmagazin unter www.addart.de weiter vertieft werden.
 
Hubertus von Barby ist Geschäftsführer der newskontor GmbH. Die Kommunikationsagentur betreut sowohl Kunden aus dem Finanz- als auch aus dem Kulturbereich. Nach einem Studium der Kultur- und Medienwissenschaften in Leipzig und Berlin war von Barby bei verschiedenen Finanzunternehmen und -institutionen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig, bevor er 2011 mit weiteren Partnern die Agentur newskontor gründete und 2013 add art Hamburger Unternehmen zeigen und fördern Kunst (www.addart.de) mitinitiierte.
 

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