29.01.2014

Autor*in

Kristin Oswald
leitet die Online-Redaktion von Kultur Management Network. Sie studierte Geschichte und Archäologie in Jena und Rom sowie Social Media-Marketing in Berlin. Sie ist freiberuflich in der Wissenschaftskommunikation und im Museumsmarketing mit Schwerpunkt online tätig.
Rückblick 8. Jahrestagung des Fachverband Kulturmanagement Teil II

Partizipation im Kulturbereich

Das Thema Geld ist immer aktuell und in der Kultur auch stets brisant. Stetig sinkende öffentliche Fördergelder machen es zunehmend notwendig, neben anderen Finanzierungsmöglichkeiten auch nach den Ursachen für die derzeitige Situation zu suchen. Aus diesem Grund standen die Rahmenbedingungen von Kulturfinanzierung im Zentrum der 8. Jahrestagung des Fachverbandes für Kulturmanagement, die sich vom 16. bis 18. Januar 2014 an der Fachhochschule Kufstein mit Dispositiven der Kulturfinanzierung beschäftigte.
Governance, Partizipation und Vermittlungsprozesse in der Kulturförderung
Die Rahmenbedingungen verschiedener Formen der Partizipation wurden während der Tagung immer wieder diskutiert. Die mangelnde Transparenz und die verhältnismäßig geringen Mitwirkungsmöglichkeiten in der derzeitigen repräsentativen Demokratie führen bei Prozessen der Kulturentwicklungs- und finanzierungsplanung zu immer stärkerer Unzufriedenheit. Eine demokratische Kulturfinanzierung hingegen würde bedeuten, der Staat oder das Land stelle nur die Gelder und das Volk entscheidet, wie diese verteilt werden. Solche Entscheidungen wären jedoch stark von Vorlieben und Vorkenntnissen sowie den Interessen der Öffentlichkeit geprägt. Damit wären kulturelle Vielfalt und Qualität ebenso wenig gesichert, wie langfristige finanzielle Planungen. Dies wird auch dadurch bedingt, dass Demokratie eine Mehrheitsbestimmung ist, bei der Untergruppen zwar ein Mitsprache- und Stimmrecht haben, aber nur bedingt Erfolge erzielen können.

Die Annahme, dass Governance als Form der Beteiligung mit weniger Hierarchie bei komplexen Problemen zu besseren Ergebnissen führt, bleibt trotzdem bestehen. Grundlegend dafür ist, die Rahmenbedingungen und Ziele des Partizipationsprozesses vorher genau festzulegen. Bei der Vielzahl an Meinungen von Bürgern, Politikern, Künstlern und Kulturmanagern besteht die Schwierigkeit darin, die Meinungen zu gewichten, ohne bestimmten Gruppen von vornherein Vorrang zu gewähren. Dies gilt für Lobbyisten aus der Wirtschaft, für Leuchtturmprojekte der Kultur, aber auch für Entscheider im Kulturbereich, die sich häufig mit einer Bildungsexpertise rechtfertigen, welche nicht unbedingt aus sich heraus anerkannt wird. Dies liegt nach Anke Schad von Educult, die das Werkstattgespräch zum Thema Governance leitete, auch am mangelnden Dialog mit den Bürgern. Partizipation kann dabei auch bedeuten, dass alle Akteure gehört werden, ohne unbedingt Mitbestimmungsrecht zu haben. Den Unterschied zwischen voice und vote betonten Föhl und Götzky ebenso wie Schad.

Gerade für Kulturentwicklungskonzepte, um die es immer wieder Diskussionen gibt, kann eine Form der Transparenz erhöhte Anerkennung mit sich bringen. Dies zeigte Julius Stieber, Kulturdirektor der Stadt Linz, während der Diskussion auf. Der Prozess zur Erstellung des dortigen Kulturentwicklungsplanes wurde während aller Phasen online nachvollziehbar gemacht und war offen für Kommentare und Anmerkungen. Stieber beurteilte das Ergebnis als qualitativ sehr gut. Wenn dann, wie kürzlich in Sachsen-Anhalt, die politischen Entscheider die partizipativen Prozesse zur Kulturplanung ignorieren, werden die Probleme der repräsentativen Demokratie wiederum deutlich.

Partizipative Kulturfinanzierung internationale Vergleiche
Eine Option hierfür ist beispielsweise eine im Werkstattgespräch vorgestellte Idee aus den USA für strukturierte Kommunikation. Bei dieser erklären Community Manager den Bürgern (kultur-)politische Entscheidungen und Prozesse. Auch ohne aktive Partizipation kann dies helfen, Missstände zu klären. In den Niederlanden hingegen gibt es eine enge Verknüpfung zwischen Kultur und Sozialpolitik. Auch hier wird zwischen Kultur für alle und Kultur von allen unterschieden.

Ellen Loots von der Universität Antwerpen zeigte zudem in ihrem Vortrag auf, dass auch die Niederlande und Flandern ihre staatliche Kulturförderung zunehmend an der Wirtschaftlichkeit der Kulturbetriebe ausrichten. Deren Einnahmen müssen jährlich um mindestens 1% steigen, um sich Zuschüsse zu sichern. Anschubfinanzierungen für Umstrukturierungen und die Entwicklung neuer Ideen dienen dort, wie zunehmend auch in Deutschland, vorrangig dazu, diese Wirtschaftlichkeit zu fördern. Wie die Kultureinrichtungen die Gelder nutzen, bleibt ihnen überlassen. Die Qualität der Inhalte spielt hierbei eine ebenso geringe Rolle, wie die Zugänglichmachung für ein breites Publikum, sodass der Zwang zur Gewinnsteigerung u.a. auch steigende Eintrittspreise bedeuten kann.

Im letzten Vortrag machte Adelheid Mers vom School of the Art Institute of Chicago mit den Ergebnissen einer von der Stiftung 3Arts durchgeführten Umfrage deutlich, dass die Künstlerförderung in den USA ebenso undurchsichtig ist wie jene in Deutschland. Zudem fehlen hier oftmals für Künstler wichtige Förderbereiche. Während die Projektumsetzung finanziert wird, fehlt häufig Unterstützung bei business skills oder Projektmanagement. Die Abhängigkeit der Förderungen von der jeweiligen politischen Situation in Bezug auf Inhalte, Mitarbeiter der zuständigen Institutionen sowie Förderbedingungen erschwert die Situation und die Planung zusätzlich.

Insgesamt war die Jahrestagung des Fachverbandes Kulturmanagement, wie Tröndle aufzeigte, stark von Prämissen und Systematisierungsversuchen geprägt, während es gerade in Bezug auf die zugrundegelegten Methoden und Theorien noch Defizite gibt. Die wissenschaftliche Methodendiskussion, so machte Martin Tröndle, Professor für Kulturbetriebslehre an der Zeppelin-Universität, deutlich, bedarf sowohl mehr Tiefenschärfe als auch einen erweiterten Blick auf die Methoden und Theorien anderer Disziplinen. Nach ihm befindet sich das Fach Kulturmanagement nur an der Grenze zur Wissenschaft. Aufgrund dessen fehlte es während der Tagung häufig auch an Bezug zu spezifischen Dispositiven. Dafür waren die Vorträge und Diskussionen stark an der Praxis im Kulturbetrieb orientiert und konnten dadurch eine vergleichsweise hohe Anwendbarkeit aufweisen.
 
Den ersten Teil des Rückblickes finden Sie hier.

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