02.04.2014

Autor*in

Florian Fleischmann
Florian Fleischmann ist bildender Künstler und Kulturmanager. Er lebt in Berlin und hat die Online- Kunstmesse BLACK MARKET ART FAIR gegründet.
Best Practice

Kunsthandel 2.0 Die Online-Kunstmesse BLACK MARKET ART FAIR

Das Internet hat die berufliche und private Kommunikation von Grund auf verändert. Der Traum, im Internet, wenn auch nur für fünf Minuten, berühmt zu sein, scheint für viele in greifbare Nähe zu rücken, vorausgesetzt die Inszenierung stimmt. Der Kunstbetrieb schien mir da zögerlicher zu sein. Einerseits fehlten bisher weitgehend die geeigneten Formate, um Kunst angemessen zu präsentieren, andererseits erfordert Kunst einen Rahmen, der im häufig zu schnelllebigen Internet nicht gegeben war. Hier setzt BLACK MARKET ART FAIR an.
Wenn Künstler beginnen, mit ihrer Arbeit auf dem Kunstmarkt Fuß zu fassen, müssen sich viele von der Vorstellung verabschieden, über Nacht entdeckt zu werden. Wenn sie erkannt haben, dass sie investieren müssen (sei es Geld oder Zeit) um Erfolge zu erlangen, stellen sie fest, dass der Kunstmarkt häufig nicht die Strukturen aufweist, in denen sie investieren können. Viele stehen vor verschlossenen Türen oder kommen in den Strukturen, in denen sich vieles nur durch die richtigen Kontakte ergibt, kaum voran. Nur sehr wenige schaffen es, ein Einkommen zu verdienen, das ihrer zumeist akademischen Qualifikation entspricht.
Das Jahreseinkommen bildender Künstler in Berlin liegt laut der Studie Studio Berlin II bei 70% der Künstler unter 12000 Euro, nur bei etwa 20 % der Künstler decken die Einnahmen die Kosten der Produktion. Viele sind abhängig von Zuwendungen dritter und etwa 10 % leben von ALG II. Die prekäre Lage der meisten Künstler verdeutlicht die Notwendigkeit neuer Vermarktungsstrategien. Laut einer auf Deutschland bezogenen Studie des Berliner Instituts für Strategieentwicklung haben Kunstgalerien ähnliche Schwierigkeiten. Hier erwirtschaften die oberen 15 % der Galerien mit Gewinnerzielungsabsicht 80 % des Gesamtumsatzes. Junge Künstler in ein Galerieprogramm aufzunehmen, ist immer mit erheblichen Investitionen und Risiken verbunden. Um es Institutionen zu erleichtern, den Nachwuchs am Markt zu etablieren, ist auch bei Galerien das Bedürfnis nach neuen Präsentationsformen vorhanden, zumal die Verkäufe über Galerieausstellungen rückläufig sind und das Geschäft häufig auf Messen gemacht wird.

Ich habe die BLACK MARKET ART FAIR gegründet, um im Kunsthandel neue Impulse zu setzen und jungen Künstlern die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeiten einem internationalen Publikum zu präsentieren. Mit dieser Messe möchte ich die Möglichkeiten, junge Kunst auszustellen und zu vermarkten erweitern. Sie soll helfen, die Markteintrittsbarrieren für junge Künstler zu senken und eine selbstbestimmte Perspektive für ein unternehmerisches Denken und Handeln am Kunstmarkt zu ermöglichen. Anspruchsvolle Kunst wird immer zu den am schwersten zu verkaufenden Gütern gehören. Würde sie, wie andere Produkte, auf die Bedürfnisse der Konsumenten zugeschnitten, wäre sie nur noch rein affirmativ und als Kunst entwertet. Dennoch denke ich, dass unternehmerischer Erfolg als Künstler kein Zufall ist. Gerade durch die niederschwellige Verfügbarkeit des Internets, bietet sich dieses zur Vermarktung von jungen Künstlern an. In Zeiten knapper werdender öffentlicher Mittel brechen Stipendien und Förderpreise zusehends weg und Kulturschaffende müssen eigeninitiiert neue Absatzmöglichkeiten erschließen. Viele Künstler geben auf, wenn sie in einem Alter sind, in dem sie nicht mehr als Bewerber für Stipendien zugelassen werden.

Die Messe bietet Künstlern und Galeristen eine Plattform, um ihre Aktivitäten zu bündeln. Auf den Ausstellerseiten sind weitere Internetseiten verlinkt, zum Beispiel die eigene Homepage oder die Website der nächsten Ausstellung. Das Messeformat bietet für die Künstler die Möglichkeit Interessenten zur Eröffnung einzuladen und ihre Öffentlichkeitsarbeit zu forcieren. Erfahrungsgemäß muss jeder Verkauf im Kunsthandel von langer Hand vorbereitet werden. Das Publikum, das einen Künstler bereits kennt, entdeckt online seine neuen Arbeiten, der Künstler kann sich so in Erinnerung bringen. Andererseits ist es möglich, über eine Messebeteiligung neue Besucher für künftige Ausstellungen zu gewinnen. So sehe ich die Plattform nicht nur als eine Möglichkeit direkt zu verkaufen, sondern auch als kosteneffizientes Marketingwerkzeug. Besucher können sich ihre Favoriten speichern, so bleiben die Bilder präsent.

Bei der Überfülle an miteinander konkurrierenden Ausstellungen fällt es immer schwerer, die Besucher zu erreichen. Online ist der nächste Künstler nur einen Klick entfernt, ganz ohne Anfahrtswege, Eintrittsgelder und Parkplatzsuche. Kunstinteressenten, die zwar große Museen besuchen, aber Berührungsängste mit dem persönlicheren und gewissermaßen privateren Ausstellungen in Kunstgalerien haben, können so erreicht werden. BLACK MARKET ART FAIR bietet die Möglichkeit, zeitgenössische Kunst aus der häuslichen Atmosphäre zu rezipieren und auch zu kaufen. Die aktuelle Messe ist noch bis zum 15. April online. Sie kann unter www.blackmarketartfair.com besucht werden.

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