24.10.2016

Autor*in

Irene Knava
ist Korrespondentin für Kulturmanagement Network.
Thomas Heskia
Qualitätsmanagement als Führungsinstrument

ISO for Culture

Qualitätsmanagement will die Kunst nicht in ein Korsett zwängen, sondern Abläufe strukturieren und Prozesse klären. Konzepte wie ISO for Culture sorgen für gute Arbeit und nützen dank ihrer systematischen Basis der Kunst und dem Image des Kulturbetriebes.
Was ist ISO for Culture?
 
Der weltweit anerkannte Standard ISO 9001 definiert die qualitativen Mindestanforderungen für Institutionen oder Unternehmen, um Angebote zu entwickeln, die die Erwartungen von KundInnen und Stakeholdern erfüllen. Dieser Standard lässt sich auch für Kultureinrichtungen einsetzen, wenn das zugehörige Qualitätsmanagement-System (QM) auf die speziellen Bedürfnisse dieses Bereiches zugeschnitten ist. Ein solches praktisch anwendbares Toolkit haben wir mit ISO for Culture entwickelt.
 
Dafür haben wir eine Gruppe von 60 Führungskräften deutscher und österreichischer Kulturbetriebe gefragt, wie Qualitätsmanagement für Kulturbetriebe aussehen und wie man auf die speziellen Bedenken von Kulturschaffenden eingehen kann. Aus den Ergebnissen ist das umfassende Qualitätsmanagement-Konzept ISO for Culture entstanden: Es besteht aus einem normativen Standard der ONR 41000 Qualitätsmanagement für Kulturbetriebe und einer unterstützenden Systematik zur wirksamen Führung von Kulturbetrieben. ISO for Culture geht detailliert auf die kritische Interaktion künstlerisch-wissenschaftlicher Prozesse mit organisatorisch-kaufmännischen Vorgängen ein. Ein bewährtes Führungsinstrument wird damit unter Beachtung aller Fallstricke des kulturellen Feldes neu verfasst.
 
Warum Qualitätsmanagement mit ISO for Culture?
 
Ein Qualitätsmanagement-System ist ein sichtbares Zeichen nach außen, dass ein Kulturbetrieb effizient geführt, Reibungsverluste und die Kosten der Nichtqualität gering gehalten werden. Am Beginn stehen die Anforderungen von Publikum und weiteren Interessensgruppen einschließlich der Politik. Am Ende steht der Mehrwert, der für diese Gruppen geschaffen wird. Dazwischen befinden sich die Unternehmensprozesse. Sie zu dokumentieren und koordinieren, stellt den Kern des Qualitätsmanagements dar. Dabei wird der Kulturbetrieb durch die konsequente Orientierung an einem Leitbild eng an seinem kulturellen Auftrag ausgerichtet. In diesem Zusammenhang muss man sich intensiv mit den Fragen auseinandersetzen, warum es das eigene Haus gibt und welchen Mehrwert es leistet. Auf dieser Basis liefert QM als operatives Instrument quasi im Vorübergehen wertvolle Argumente für die Debatte zur Legitimation von Kulturbetrieben und den Einsatz von Steuergeldern.
 
ONR 41000 Qualitätsmanagement für Kulturbetriebe
 
Die ONR 41000 - Qualitätsmanagement für Kulturbetriebe ist ein Dokument des Austrian Standards Institute und übersetzt die zehn Kapitel der QM-Norm ISO 9001:2015 in die Sprache von Theatern, Museen, Festivals und Konzerthäusern. Sie geht von exakten Definitionen aus, die mit Fachkommentaren und Praxisbeispielen erläutert werden. Dabei werden die verschiedenen betrieblichen Funktionen als eine Art Regelkreis verstanden und von der ONR 41000 in zehn Kapiteln strukturiert abgehandelt.
 
 
Abb. 1: Die 10 Kapitel von ISO 9001:2015 in ihrer Übersetzung für Kulturbetriebe (Knava/ Heskia 2016, Seite 220)
 
Systematik zur wirksamen Führung von Kulturbetrieben
 
Aufbauend auf der ONR wurde die Systematik zur wirksamen Führung von Kulturbetrieben entwickelt. Sie zeigt auf, wo im Kulturbetrieb Kreativbereiche im Sinne der Freiheit von Kunst und Wissenschaft zu finden sind und an welchen Stellen sie gemanagt und organisiert werden. Die Systematik besteht aus
 
  • der Prototypischen Prozesslandkarte
  • den Qualitätskriterien für wirksames Kulturmanagement
  • und den Kernelementen wirksamer Kulturbetriebsführung
 
Abb. 2: Prototypische Prozesslandkarte (Knava/ Heskia 2016, Seite 163) die kulturelle Wertschöpfung dar und ist für jeden Kulturbetrieb anwendbar.
 
Die weißen Felder, also die kreative Konzeption, das kreative Profil und die Produkte, unterliegen von vorneherein nicht dem Qualitätsmanagement-System. Türkise Felder kennzeichnen Prozesse organisatorischer/ nicht-kreativer Art: Hierzu gehören die Führungsprozesse unter ausdrücklicher Berücksichtigung des inhaltlichen Profils und der davon abgeleiteten Strategie, außerdem die Programmplanung im Sinne einer Umsetzungsplanung, die KundInnen- und NutzerInnenbeziehungen sowie die Unterstützungsprozesse. Daneben gibt es Prozesse, die sowohl kreative als auch nichtkreative Anteile haben: Es sind dies Produktion, Vermittlung/Pädagogik, Kommunikation/ Marketing. Hier sind originär künstlerische bzw. wissenschaftliche Tätigkeitsbereiche explizit zu berücksichtigen. Ausgegliederte Prozesse sind diejenigen, die von externen Dienstleistern übernommen werden.
 
Die Qualitätskriterien für wirksames Kulturmanagement liefern damit ein Instrumentarium, um Management jenseits von Kennzahlen fassbar und beschreibbar zu machen. So können beispielsweise Qualitätskriterien der Finanzierung lauten:
 
  • Langfristigkeit der Kooperationen
  • Erneuerung von Spenden, Sponsoring (StammspenderInnen)
  • Gewinnung von Großspendern
  • Ergebnisse der Evaluation: Wirksamkeit der Projekte
  • Realistische Risikoabschätzung bzw. Berucksichtigung von Finanzierungsrisiken (wie sicher sind bestimmte Finanzierungsbestandteile?)
  • Risikostreuung durch ausgewogenen Finanzierungsmix
  • Kontinuierliche Betreuungsqualität
Die Kernelemente wirksamer Kulturbetriebsführung helfen, dass bei der Beschreibung der Prozesse nichts Wesentliches vergessen wird.
 
 
Abb. 3: Kernelemente Führungsprozesse (Knava/Heskia 2016, S. 175)
 
Umsetzung und konkrete Handlungsanleitungen
 
ISO for Culture macht Qualitätsmanagement fassbar. Der Weg ist strukturiert und gegliedert und somit mit überschaubarem personellem und finanziellem Aufwand machbar. Eine Vielzahl von Fachkommentaren, Best-Practice-Beispielen und Checklisten macht die schrittweise Umsetzung im Kulturbetrieb einfach. Die Umsetzung wird mit dem AUDIENCING Weg noch einfacher: Zwei bis drei Kulturbetriebe gehen den Weg gemeinsam, profitieren vom gegenseitigen Know How und können mögliche Kosten für Beratung aufteilen. Für die Kulturbranche schließt ISO for Culture die letzte Lücke im Verständnis des weltweit anerkannten Standards.
 
Vorstellungen des Konzepts ISO for Culture und der zugehörigen Publikation finden jeweils von 10 bis 12.30 Uhr statt am:
 
  • 25. Oktober 2016, Konzerthaus Berlin
  • 28. Oktober 2016, Festspielhaus Baden-Baden
  • 24. November 2016, Staatstheater Darmstadt
  • 25. November 2016, Theater Bremen
Anmeldungen werden rechtzeitig vor dem jeweiligen Termin an office@audiencing.net erbeten.
 

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