12.11.2007

Autor*in

Ulli Seegers
Datenbank Art Loss Register

Artnapping

Die private Datenbank Art Loss Register zur Aufklärung von Kunst und Antiquitätendiebstählen Diebstähle von Kunstwerken jeder Art im Auftrag eines kunstfanatischen Millionärs, der sich der Beute in seinem geheimen Tresor erfreuen möchte, gehören zum größten Teil doch wohl eher ins Reich der Hollywoodmärchen. Die steigende Zahl an Kunstdiebstähle nicht. Der illegale Verkauf von Kunstwerken ohne genaue Angabe der Herkunft ist auf dem Kunstmarkt kaum möglich und das häufigste Motiv: Erpressung der Besitzer, aber vornehmlich der Versicherungen. Kunstraub ist heute beinahe mafiös organisiert. Ihn zu untersuchen ist, durch die Professionalität der Diebe sehr schwer, langwierig und ein enorm kostspieliger Prozess die Aufklärungsquote liegt bei 12 bis 14 %. International haben sich aus diesen Gründen Auktionshäuser, Kunstinstitutionen und Versicherungen zusammengeschlossen und die private Datenbank ART LOSS REGISTER gegründet.
Das Art Loss Register (ALR) bildet die größte private Datenbank zur Aufklärung von Kunst- und Antiquitätendiebstahl weltweit. 1990 mit Unterstützung seitens des Kunstmarktes und der internationalen Versicherungswirtschaft in London gegründet, umfasst die Datenbank gegenwärtig über 180.000 gestohlene, geraubte, verfolgungsbedingt entzogene oder vermisste Sammlerobjekte. In den 5 Büros weltweit (London, New York, Köln, Amsterdam und Neu Delhi) sind gegenwärtig etwa 40 Kunsthistoriker, Archäologen und Ägyptologen beschäftigt, um die vermissten Stücke im internationalen Handel wieder aufzuspüren. Die deutsche Dependance wurde im Juni 1997 in Düsseldorf ins Leben gerufen; im Frühjahr 1999 erfolgte der Umzug nach Köln, um gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Galerien e.V. (BVDG) die Zusammenarbeit mit den Galerien und Kunsthändlern zu intensivieren.
 
Seither konnten an die 10.000 gestohlene oder vermisste Sammlerobjekte durch ALR identifiziert und an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden mit steigender Tendenz. Tatsächlich hat auch die Zahl an Delikten weltweit zugenommen; das FBI geht von einem weltweiten jährlichen Schaden durch Kunstkriminalität in Höhe von USD 6 Milliarden aus.
 
Auf der internationalen Verlustdatenbank erfasst werden können sämtliche Gegenstände, die eindeutig identifizierbar sind und einen Schätzwert von mindestens 1.000 aufweisen. Das Register beinhaltet daher nicht nur Gemälde, Zeichnungen, Drucke und Skulpturen, sondern auch Möbel, Silber, Teppiche, Schmuck bis hin zu kostbaren Handschriften und Musikinstrumenten. Idealerweise umfasst das zentrale Register sämtliche Verluste, so dass durch Anfragen an den Datenbankbestand im Umkehrschluss rasch und eindeutig Rückschlüsse auf Status und Verbleib des fraglichen Gegenstandes möglich sind.
 
Zu einer Sensation führte die Ermittlung von Paul Cézannes Zinnkrug mit Früchten, der 1978 aus einer amerikanischen Privatsammlung gestohlen, nicht versichert war und von ALR exakt 20 Jahre (1998) nach dem Diebstahl in der Schweiz ausfindig gemacht werden konnte. Jeden Monat wächst der Datenbankbestand um etwa 1.200 weitere Verlustmeldungen; 54% aller Registrierungen stammen dabei aus Privatbesitz, je 12 % aus Galerien und Museen, der Rest aus anderen öffentlichen oder privaten Institutionen. Damit bilden private Kunstsammler mit Abstand die größte Gruppe unter den Geschädigten.
 
Während das ständige Neuerfassen weiterer Verlustmeldungen die Grundlage für eine mögliche Identifizierung bildet, bedient sich ALR gleichwohl akribischer wie effizienter Instrumente, um zum Wiederauffinden der abhanden gekommenen Stücke beizutragen. Über 50% aller Identifizierungen erfolgen durch die tägliche und routinemäßige Überprüfung zu versteigernder Kunstwerke im Vorfeld der Auktionen. Eine Tätigkeit, die oft durch eingescannte Abbildungen der verlorenen Werke unterstützt wird und durchschnittlich bei jedem 4.500sten Los zur Überführung gestohlener oder vermisster Kunst führt. Über 300.000 Lose werden auf diese Weise jährlich durch ALR geprüft. Eine weitere wichtige Quelle zur Identifizierung bildet die Beantwortung von Anfragen an den Datenbankbestand durch Polizeibehörden, Museen, Kunsthändler und private Sammler. Das Register bietet so die Möglichkeit, Bestände, Angebote oder Verdachtsmomente auf die Unbedenklichkeit der Provenienz bestimmter Werke hin zu überprüfen. Das ALR ist mit seiner Datenbank auch vor Ort präsent: im Auftrag der wichtigsten internationalen Kunstmessen überprüfen Mitarbeiter des Registers die angebotenen Exponate.
 
Seit Mitte 1998 unterhält ALR auch eine Datenbank, die auf Raub- und Beutekunst spezialisiert ist und die in das allgemeine Register zweckmäßigerweise integriert ist. In diesem Register of Looted Art werden Kunstwerke gelistet, die aus privatem, überwiegend jüdischem Besitz oder aus öffentlichen Museen während des Zweiten Weltkrieges oder im Zuge anderer politischer Krisensituationen geraubt, beschlagnahmt oder zwangsweise veräußert worden sind.
 
Die Nutzung des Registers über eines der Büros sei es für eine Schadenmeldung oder eine Suchanfrage - steht gegen eine geringe Gebühr prinzipiell jedem offen. Als privates Unternehmen, dem weltweit mittlerweile über 400 Versicherungsgesellschaften und über 30 Auktionshäuser angeschlossen sind, finanziert sich ALR durch ein erfolgsabhängiges Honorar im Wiederauffindungsfall (Provision nach Rückführung max. 20%).
 

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