22.01.2015
art but fair-Studie

Arbeitsbedingungen bei Künstlern

Die Kulturpolitische Gesellschaft führt in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung eine art but fair-Studie zu Arbeitsbedingungen von Künstlern durch. Sie hat das Ziel, die inhaltliche Grundlage für eine Selbstverpflichtung zu besseren Rahmenbedingungen im Kunstsektor zu legen. Die Umfrage richtet sich an alle Akteure der Musik und darstellenden Kunst. Sie gibt den Umfrageteilnehmern die Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen der Künstler sowie mögliche Inhalte für die art-but-fair-Selbstverpflichtung zu bewerten.
Die gravierenden Missstande, die in der Musik und Darstellenden Kunst bestehen, werden nicht mehr nur von den Betroffenen bezeugt, sondern auch von zahlreichen Studien belegt. Fur einen Großteil der Musiker und darstellenden Kunstler ist ein finanzielles Auskommen allein aus kunstlerischer Tatigkeit trotz jahrelanger Ausbildung und hoher Qualifikation nahezu unmoglich. Die Zahl abhangig beschaftigter Kunstler sinkt stetig gleichzeitig steigt die Zahl derer, die freischaffend tatig sind und als armutsgefahrdet gelten.

Vor diesem Hintergrund wurde 2013 die art but fair-Initiative in Deutschland, Osterreich und der Schweiz gegründet, die die Goldenen Regeln kunstlerischen Schaffens zu formuliert und verbreitet: eine Liste an Regeln, die festlegen, wie verschiedene Akteursgruppen darunter Intendanten, Kunstschaffende, Hochschulleiter und Kulturpolitiker dazu beitragen konnen, die Erwerbsarbeit in der Musik und Darstellenden Kunst als Selbstverpflichtung fairer zu gestalten.

Seitdem wird diese Idee intensiv in den Medien, innerhalb der Branche und unter Experten diskutiert. Dabei stechen insbesondere zwei Vorteile dieses Vorhabens hervor: Erstens zieht eine Selbstverpflichtung alle Akteursgruppen gleichermaßen in die Verantwortung. Es soll sich also Intendant bei der Vergutung seiner Mitarbeiter an Richt- oder Mindestgagen halten, der Kunstler keine Arbeitsangebote anzunehmen, die darunter fallen, und der Kulturkonsument keine Veranstaltungen besuchen, bei denen die Kunstler unzureichend bezahlt werden. Damit lenkt zweitens die Selbstverpflichtung den Blick auf alle Beitrage, die die einzelnen Akteursgruppen leisten konnen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Es geht also nicht nur um Mindestlohne, sondern um alle anderen Beitrage, die oft vernachlassigt werden, obwohl sie fur den Einzelnen gravierende Folgen haben konnen: bezahlte Proben, faire Bewerbungsprozesse, die Gleichbehandlung der Geschlechter, betriebliche Mitbestimmung und so weiter.

Die art but fair Studie mochte an diese Diskussion uber die Formulierung einer Selbstverpflichtung anknupfen und wissenschaftlich untersuchen, welche Zielgruppen und Inhalte fur eine Selbstverpflichtung zu fairen Arbeits- bedingungen in der Musik und Darstellenden Kunst geeignet waren. Die Studie soll insbesondere die zwei folgenden Forschungsfragen beantworten:
 
  • Was konnen die Akteursgruppen in der Musik und Darstellenden Kunst durch eine Selbstverpflichtung leisten, um die Erwerbsarbeit menschenwurdiger zu gestalten?
  • Ist die Selbstverpflichtung eine geeignete Losungsstrategie, um die soziale und wirtschaftliche Lage der Kunstschaffenden zu verbessern?
Um diese Fragen zu beantworten, erfolgt die Forschungsarbeit in drei Schritten:
 
  1. Mogliche Zielgruppen einer Selbstverpflichtung: In einem ersten Schritt werden die Akteursgruppen definiert, fur die eigene Verantwortlichkeiten formuliert werden konnen.
  2. Missstande in der Musik und Darstellenden Kunst:In einem zweiten Schritt werden die soziale und wirtschaftliche Lage der Kunstschaffenden unter- sucht und die gravierendsten Missstande beschrieben.
  3. Mogliche Inhalte einer Selbstverpflichtung: Im dritten Schritt werden die Ergebnisse der ersten beiden Schritte genutzt, um zu analysieren, welche Inhalte die Selbstverpflichtungen fur die unterschiedlichen Zielgruppen haben konnten.
Der darauf aufbauende Endbericht wird in mehrerer Hinsicht zur kulturpolitischen Diskussion im deutschsprachigen Raum beitragen:
 
  • Meinungsbild zur Uberwindung der Missstande in der Musik und Darstellenden Kunst: Die Studie generiert umfassende Erkenntnisse bezuglich der Verantwortlichkeiten, die die Akteursgruppen ubernehmen konnen, und fördert ein Bewusstsein, um die soziale und wirtschaftliche Lage der Kunstschaffenden zu verbessern. Sie setzt den Fokus somit auf die Losungsmoglichkeiten und nicht auf die Beschreibung der Missstande.
  • Ubertragbarkeit der Ergebnisse auf die Szene der Freischaffenden sowie auf die Kultur- und Kreativwirtschaft: Um eine hohere Qualitat und bessere Ubersichtlichkeit der Ergebnisse zu gewahrleisten, beschrankt sich die Studie auf die Bereiche der Musik und der Darstellenden Kunst. Ihre Ergebnisse lassen sich jedoch unter Einschrankungen auf andere Bereiche der Kultur- und Kreativwirtschaft ubertragen und werden somit wertvolle Impulse auch fur die Diskussion über Arbeitsbedingungen und den Wandel der Erwerbstatigkeit dort aussenden.
  • Inhaltliche Grundlage fur die art but fair Selbstverpflichtung: Die art but fair Landervereine, die das Verfassen der Studie angeregt haben, haben eine vorlaufige Selbstverpflichtung fur die Musik und Darstellende Kunst eingefuhrt und wollen diese im kommenden Jahr finalisieren. Die Studie kann dazu beitragen, die inhaltlichen Grundlagen fur diese Selbstverpflichtung zu legen. Zudem zeigt sie, ob eine Selbstverpflichtung eine geeignete Losungsstrategie ist, um die soziale Lage der Kunstschaffenden zu verbessern.
Im Zentrum der Studie steht eine Umfrage, die den Umfrageteilnehmern die Möglichkeit gibt, die Inhalte der art but fair Selbstverpflichtung zu bewerten. Zielgruppen der Umfrage sind Künstler der Musik und darstellenden Kunst, aber auch Kulturpolitiker und Vertreter von Kulturinstitutionen und Bildungsinstitution. Eine große Teilnehmerzahl ist dabei wichtig, um möglichst vielen Kulturschaffenden die Chance zu geben, bei der Formulierung der Selbstverpflichtung mitzuwirken. Das Ausfüllen der Umfrage dauert 10 bis 15 Minuten. Eine Teilnahme ist bis zum 18. Februar möglich. Zur Umfrage gelangen Sie hier.
 

Unterstützungsabos


Mit unseren Unterstützungsabos unterstützen Sie unsere Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – und damit alle unsere kostenfreien Inhalte, also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 15€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 15,00 EUR / 1 Monat(e)*

25€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 25€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 25,00 EUR / 1 Monat(e)*
* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Kommentare (0)
Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Unterstützungsabos

Mit einem Unterstützungsabo unterstützen Sie die kostenfreien Inhalte unserer Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

25€-Unterstützungsabo Redaktion

* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Cookie-Einstellungen
Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig (z.B. für den Stellenmarkt), während andere uns helfen, unsere Angebote (Redaktion, Magazin) zu verbessern und wirtschaftlich zu betreiben. Einige Angebote können nur genutzt werden, wenn Cookies gesetzt wurden.
Sie können die nicht notwendigen Cookies akzeptieren oder per Klick auf die graue Schaltfläche ablehnen. Nähere Hinweise erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ich akzeptiere
nur notwendige Cookies akzeptieren
Impressum/Kontakt | AGB