12.12.2016

Autor*in

Philipp Stanehl
ist kaufmännischer Verwaltungsleiter der VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land gGmbH, zuvor der Kunsthalle Karlsruhe und der Kulturstiftung Worpswede. Der Banker hat Betriebswirtschaftslehre und Kulturmanagement studiert und war bereits für die Internationalen Filmfestspiele in Berlin, die Stiftung Museum Kunstpalast in Düsseldorf und die Unternehmensberatung publicplan tätig.
Rückblick 13. Museumsmanagement-Tagung

Perspektiven der Museumsfinanzierung

Im Freilichtmuseum am Kiekeberg fand am 07. und 08.11.2016 die 13. Museumsmanangement-Tagung zum Thema Zwischen kulturellem Reichtum und knappen Kassen. Perspektiven der Museumsfinanzierung statt. Die Themenvielfalt der Tagung machte deutlich, dass es trotz knapper Ressourcen innovationsstarke aktuelle Ansätze für die Museumsfinanzierung gibt.
Während ein Wintereinbruch den Kiekeberg schneeweiß färbte, wurde es auf der Tagung ziemlich bunt und die etwa 130 Tagungsteilnehmer erlebten einen vielfältigen Mix aus Vorträgen, spannenden Diskussionen und regem Austausch. Dies verwundert kaum, denn der Arbeitskreis Museumsmanagement, bestehend aus Experten aus Lehre und Praxis, arbeitet seit über 15 Jahren praxisorientiert zu Themen wie Museum und Personal, Qualitätsmanagement oder Controlling.
 
Entsprechend familiär gefärbt fiel die Begrüßung von Prof. Dr. Rolf Wiese aus und stimmte die Teilnehmer mit einem Blick in die Genese der Tagung auf die kommenden zwei Tage ein: Schon 1994 und 1996 wurden Facetten der Finanzierung bei den Tagungen des Museumsmanagements thematisiert. Und heute wie damals, so fasste Dr. Matthias Dreyer zusammen, zeigte die große Resonanz den Bedarf und die Priorität des Themas. In seiner Einleitung zeigte er auf, dass aktuelle Herausforderungen wie die Relevanzkrise oder neue Aufgaben der Museen etwa im Kontext von Digitalisierung und Bildung, mit den knappen vorhandenen Ressourcen kaum zufriedenstellend umsetzbar sind. Perspektiven wie die Diversifikation der Museums-Finanzierung oder aktuelle Innovationspotentiale von Finanzinstrumenten weckten umso mehr das Interesse auf die bevorstehenden Vorträge.
 
Langfristige Finanzplanung für bessere Museumsarbeit
 
Im ersten Teil der Tagung wurden Grundlagen vermittelt. Den Beginn machte Prof. Dr. Oliver Scheytt und zeigte anhand der strategischen Elemente einer aktivierenden Kulturpolitik treffend Perspektiven der Kulturfinanzierung in Deutschland auf. Museen sollten ihr Profil durch Selbstvergewisserung nachhaltig stärken und kreative Allianzen mit anderen Akteuren lancieren, um zusammen zusätzliche Ressourcen freisetzen zu können. Darauf aufbauend machten Dr. Matthias Dreyer und Prof. Dr. Rolf Wiese deutlich, wie wichtig langfristige Perspektiven für die Wirksamkeit einer strategischen Finanzplanung sind. Gerade weil sich die Schere zwischen Museumsfinanzen und -kosten immer weiter öffnet, braucht es zur Sicherung der dauerhaften (finanziellen) Existenz des Museums einen Fokus auf Beeinflussbarkeit und Wirkungsdauer von Entscheidungen sowie einen optimalen Mix aus langfristigen Aufgaben und Finanzierungsmodellen. Mit Instrumenten der strategischen Finanzplanung können etwa finanzielle Kennzahlen festgelegt werden, um sie mit sozioökonomischen Umfeld-Bedingungen zu kombinieren und anhand von Planungs- und Kreativitätstechniken wirksame Maßnahmen abzuleiten.
 
Kommunikation als Basis für Drittmittel-Beschaffung
 
Im zweiten Teil der Tagung lag der Fokus auf dem Thema Drittmittel. Laura Seifert, Projektleiterin des Beratungszentrums für Kulturförderung Berlin, gab dem Tagungspublikum einen anschaulichen Überblick über die Fördermittel-Programme öffentlicher Zuwendungsgeber und privater Stiftungen und machte deutlich, dass fundierte Finanzierung Zeit- und damit auch Personal-Ressourcen benötigt. Anschließend gab Marion Junker einen praxisnahen Einblick in die Kommunikationspolitik mit Geldgebern des Freilichtmuseums Kiekeberg. Sie berücksichtigt neben der nötigen Professionalität und einem Gefühl für die Perspektiven und Bedürfnisse der Partner auch die Langfristigkeit der Beziehungspflege.
 
In das digitale Zeitalter des Fundraising nahm Katja Mittag die Tagungsteilnehmer mit. Die Chancen von Online-Fundraising für die Museen zeigte sie durch zahlreiche Use-Cases auf und verdeutlichte, wie man auch Einzelspender mit einer guten Systematik und einer authentischen, persönlichen Kommunikation dem sogenannten Spender-Loyalitätszyklus längerfristig an die Institution binden kann. Denn Abschluss bildete der humorvolle und fundierte Vortrag von Ehrenfried Conta Gromberg, der die Potentiale und Handlungsmöglichkeiten für Museen zur Akquise von Großspenden deutlich machte. Kritische Erfolgsfaktoren sind für ihn neben Thema, Wirkung und Art des Museums vor allem systematische Brücken und überdurchschnittliches Vertrauen von potentiellen Großspendern und auch hierfür braucht es eine stetige Kommunikation auf Augenhöhe.
 
Finanzmittel sinnvoll einsetzen
 
Am zweiten Tag der Tagung ging es zunächst um das Oberthema der Mittelbewirtschaftung. Dr. Robert Knappe verdeutlichte den Beitrag des Controllings zur finanzwirtschaftlichen Steuerung von Museen anhand von Instrumenten wie Liquiditätskennzahlen, Kostenmanagement und der Deckungsbeitragsrechnung, die durch ihren unterschiedlichen Grad an Komplexität sowohl für kleinere als auch größere Häuser anwendbar sind. Aktuelle Steuerrechtsentwicklungen zum Thema Spenden und Sponsoring zeigt Sascha Voigt de Oliveira anhand einer Charakterisierung wesentlicher steuerlicher Tatbestände auf, die es erlauben, Einzelfälle in ihren steuerlichen Auswirkungen besser beurteilen zu können. Den Abschluss des Themenblocks bildeten die Ausführungen von Prof. Dr. Oliver Rump. Er untersuchte aktuelle Formen der Kulturfinanzierung sehr kritisch und bewusst einseitig auf ihre Nachteile. Dadurch warf er einen sehr scharfen und aufschlussreichen Blick auf den aktuellen Status Quo der Kulturfinanzierung, der sich derzeit sich aufgrund eines unkritischen Fokus auf Eigenmittelerwirtschaftung zu Lasten der Basisfinanzierung von Museen zu entwickeln droht.
 
Im letzten Teil der Tagung standen Best-Practice-Beispiele im Fokus. Mathias Ernst verdeutlichte Chancen und Herausforderungen des neuen Steuerungsmodells der Outcome Orientierung in der kommunalen Museumspraxis. Am Beispiel des Zusammenwirkens der Stadt Soltau und der Stiftung Spiel machte er deutlich, wie kommunale Sockel-Finanzierung in Kombination mit einem Anreiz-Bonussystem ein zukunftsorientiertes Modell für Museen werden kann.
 
Eine anschauliche Erfolgsgeschichte des Mäzenatentums trug Sascha Fillies dem Publikum anhand der Genese des Museums PS. Speicher Einbeck vor. Dabei verdeutlichte er die Aspekte der Nachhaltigkeit dieses Engagements als Finanzierungsform, sofern die Leidenschaft des Mäzens zum geförderten Projekt und die Art des Mäzenatentums dessen Langlebigkeit sichern. Zum Schluss ging Wolfgang Löwe auf Partnerschaften und Netzwerke bei der Finanzierung von Kultur insbesondere im ländlichen Raum ein. Er stellte die wirkungsvolle EU-Kooperation am Beispiel von Kunstverein Springhornhof und dem Netzwerk ELAN dar, bei dem der Zusammenschluss von sechs Landschaftskunstinstitutionen die Wirksamkeit des Projekts auf europäischer Ebene stärkt.
 
Fazit
 
Schneller als der Schnee am Kiekeberg wieder schmelzen konnte, gingen zwei fachlich spannende Tage vorüber. Die Tagung war perfekt organisiert und bot ein vielseitiges inhaltliches Programm mit zahlreichen Anknüpfungspunkten für die eigene Museumspraxis. Durch die optimale Balance von Theorie und Praxis waren die vorgestellten Inhalte sowohl für kleinere als auch für größere Museums-Strukturen umsetzbar. Man darf also positiv gespannt auf die 14. Tagung am Kiekeberg sein und kann bis dahin die Lektüre des Tagungsbandes uneingeschränkt empfehlen.
 

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