20.04.2011

Autor*in

Clemens Panagl
Musikmarkt von morgen

Die Songs gibt es gratis zum neuen Auto

Was kommt nach der CD? Über den Musikmarkt und die Popstars von morgen sprachen die SN mit Forscher Peter Tschmuck.
Der österreichische Musikmarkt ist 2010 um 8,8 Prozent geschrumpft. Dies geht aus dem aktuellen Bericht des Branchenverbands ifpi hervor. Drastischer fällt der Langzeitvergleich aus: Seit 1996 hat sich das Geschäft mit Musikaufnahmen um mehr als 60 Prozent reduziert. Das ist ein gewaltiger Einbruch, sagt der Wiener Musikwirtschaftsforscher Peter Tschmuck. Mit den SN sprach er über das Verschwinden der Tonträger, über Zukunftsmodelle wie Streaming-Abos und die Frage, warum der Berufswunsch Popstar an Attraktivität einbüßt.
 
SN: Die Erlöse aus dem Verkauf von Musik werden jährlich weniger. Kommt diese Entwicklung bald zum Stillstand?
Tschmuck: Nein, das wird noch so weitergehen. Das Problem ist, dass der Umsatz mit Tonträgern vollkommen wegbricht. 1996, im Spitzenjahr der heimischen Musikindustrie, wurden 397 Millionen Euro Umsatz gemacht. Mittlerweile ist der Umsatz mit physischen Tonträgern auf ungefähr 143 Millionen gesunken. Das heißt, der Markt hat in diesen 15 Jahren 254 Millionen Euro verloren. Zwar weisen in jüngster Zeit die digitalen Verkäufe große Zuwachsraten auf. Aber seit 2004, als sie das erste Mal ausgewiesen wurden, haben sie es auch lediglich auf einen Umsatz von 21 Millionen Euro gebracht. Und im gleichen Zeitraum betragen die Verluste bei den physischen Tonträgern rund 91 Millionen Euro. Vom digitalen Geschäft werden sie also bei Weitem nicht wettgemacht.

SN: Illegale Downloads bereiteten der Industrie lang Probleme. Hat sich das mit dem Anstieg der legalen Download-Umsätze verändert?
Tschmuck: Wie sich Filesharing tatsächlich auswirkt, ist wissenschaftlich umstritten. Aber wenn wir uns den heimischen Markt anschauen, gab es bereits von 1996 bis 2000 einen Verlust von 108 Millionen Euro. Und zu dieser Zeit hat es noch kein Filesharing gegeben. Da kam es einfach zu einer Sättigung.
 
SN: Wie lauten angesichts dieser Zahlen Ihre Zukunftsprognosen für das Geschäft mit Musik?...

 
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