31.01.2014
Call for Papers

Tagung "Produktivität von Musikkulturen"

Die Tagung widmet sich den (Entwicklungs-)Dynamiken von Musikkulturen unter dem speziellen Blickwinkel der Produktivität. Kultur wird in den letzten Jahren verstärkt aus kulturwirtschaftlicher Perspektive betrachtet. Begriffe aus der Wirtschaftswissenschaft gelangen in kulturwissenschaftliche Diskurse und erfahren dabei Anpassungen und Umdeutungen. Welche Bedeutungen kann der Begriff "Produktivität im Hinblick auf Musikkulturen annehmen und wie lassen sich diese "gewinnbringend" anwenden, um aktuelle Entwicklungsdynamiken zu beschreiben?
Die Rezeption von Tonträgermusik wurde mit der Etablierung des entsprechenden Marktes zu der vorherrschenden Konsumform von Musik. Heute hat der Zugang zu Musiksoftware, günstigen Instrumenten und digitalen Speicherformen den Konsumenten die Mittel zu musikalischer Aktivität in die Hand gegeben. Die dabei entstandene Explosion kultureller Güter beeinflusst und verändert gesellschaftliche Strukturen des Konsums, der Teilnahme und Teilhabe nachhaltig. Musik ist heutzutage als Teil des Alltags omnipräsent, relevant und zugleich wertlos wie nie zuvor. Im Zuge dieser gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse entstanden zudem zahlreiche neue Organisationsformen von Musikkulturen, die unter Stichworten wie Szenen, Subkulturen, Musikindustrie, Kreativwirtschaft, Netzwerke und Internet-Communitys diskutiert werden. Die Vielfalt solcher Organisationsformen ist wiederum durch die zunehmende Digitalisierung weithin sichtbar geworden. Entsprechend der These der Demokratisierung der Produktionsmittel sind Musikkulturen heutzutage zugänglicher, nachvollziehbarer und dynamischer.
Häufig wird von einer erhöhten Produktivität gesprochen, aber diese kann auf verschiedene Weisen verstanden werden: beispielsweise ökonomisch als Input/Output-Verhältnis und Prozess der Herstellung sowie des Vertriebs kultureller Güter (Deutscher Bundestag 2008), durch die Integration des Kunden bzw. Fan als externen Faktors in den (Dienstleistungs-)Produktionsprozess (Maleri 1997, Lasshof 2006), als Bezugnahme auf kulturelle Beschreibungsformen von Musik z. B. hinsichtlich ästhetischer Qualität oder Zuwachs von Sinn (Groys 1992), als Wachstum und Ausdehnung der Kulturproduktion (Söndermann 2010), aber auch als Beschreibung von Neuheitsentwicklungen wie stilistischem Wandel oder der Entstehung neuer Kulturformen (Tschmuck 2012). Bei marginalen Musikkulturen mag der Schluss nahe liegen, dass sie unter einer ökonomischen Sichtweise doch eher unproduktiv sind. Aber greift solch eine Betrachtung unter Umständen nicht zu kurz?
Wer die Frage nach der Produktivität stellt, muss die Bedingungen definieren, auf welche sich diese bezieht. Während die Reflexion über die Produktion von Musik heutzutage wesentlich von politischen, künstlerischen und wirtschaftlichen Erwartungen und Anforderungen an Kreativität (Reckwitz 2012) und den Anpassungsproblemen der Medienkonzerne an den technologischen Wandel bestimmt wird, bleiben unterschiedliche Eigenschaften der Musikkulturen und konstitutive Elemente der Schematisierung und Kommerzialisierung weitgehend unberücksichtigt.
Die Tagung möchte entsprechende Produktivitätsverständnisse und Organisationsformen von Musikkulturen vor dem Hintergrund soziologischer, kulturökonomischer und musikwissenschaftlicher Expertise vorstellen und diskutieren. Die Relevanz der Tagung liegt dementsprechend im Herausarbeiten von Produktivitätsdefinitionen sowie in der Erweiterung des Produktivitätsbegriffs am Beispiel von emergenten und etablierten Musikkulturen begründet. Die Beiträge der Tagung werden in einem Sammelband veröffentlicht.
PROPOSALS
Mit diesem CfP rufen die Veranstalter aufstrebende und etablierte Wissenschaftler aus den Bereichen Musiksoziologie, Musikwissenschaft, Kreativ- und Kulturindustrieforschung sowie Kulturökonomie und -management dazu auf, Abstracts für Vorträge zu folgenden Fragen einzureichen.
  • Welche Produktivitätsverständnisse zeigen sich als besonders leistungsfähig sowie relevant für Musik und was genau beschreiben sie?
  • Sind Musikkulturen tatsächlich produktiver geworden?
  • Wie entwickeln sich Musikkulturen im Zusammenhang mit und in Abgrenzung zu digitalen Produktions- und Distributionsbedingungen?
  • Was sind die Folgen der digitalen Produktions- und Distributionsbedingungen für die ästhetische Entwicklung?
  • Wie wirken Grenzbedingungen einerseits in Form von Wertungsschemata a la E- & U-Musik oder Charts, andererseits als Urheberrecht auf die stilistische Entwicklung und Produktionstechniken wie beispielsweise CutUp, Sampling, Remixing und Mash Ups ein?
  • Wie ist das Verhältnis von Innovation und Konvention in der Entwicklung musikalischer Szenen und deren kulturellem Output?
  • Verschieben sich die Produktionsverhältnisse vom Konsum hin zu einer neuen vermehrt produzierenden Amateur-, respektive Prosumentenkultur?
  • Gewinnen kleinwirtschaftliche Produktionsweisen an Raum gegenüber Medienkonglomeraten?
Grundsätzlich können auch Abstracts mit anderen Fragestellungen eingereicht werden. Die Abstracts für Vorträge von 45 Minuten Länge sollten einen Umfang von 300 Wörtern nicht überschreiten. Wir bitten um Beilage einer Kurzbiografie bestehend aus max. 150 Wörtern.
Abstracts können online an diese Adresse gesendet werden: musikkulturen@gmx.net
Der Einsendeschluss für Einreichungen ist der 30.04.2014. Die Festlegung der Vortragenden erfolgt bis Ende Mai 2014. Das Tagungsprogramm wird Ende Juni 2014 veröffentlicht.
Organisationsteam: Jan-Michael Kühn, Dennis Mathei, Hendrik Neubauer und Holger Schwetter. Die Tagung wird an der Universität Kassel von der AG Popularmusik und Gesellschaft" der Hans-Böckler-Stiftung ausgerichtet.
Weitere Informationen finden Sie auf http://musikkulturen.wordpress.com.
 

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