Blog der Duisburger Philharmoniker
Kein dacapo, Herr Dr. Wendel?
In dieser Woche überraschten die Duisburger Philharmoniker weniger mit der Programmvorstellung für die Spielzeit, sondern mit der Nachricht, ihren Blog "dacapo" nach 3 Jahren einzustellen. Wir sprachen heute mit Dr. Alfred Wendel, dem Intendanten der Duisburger Philharmoniker, über die Beweggründe.
Herr Dr. Wendel, die Duisburger Philharmoniker stellen überraschend ihren Blog dacapo ein. Warum? Ist er Ihnen zu aufwändig geworden oder haben Sie nichts mehr zu erzählen?
Dieser Schritt war schon seit einem halben Jahr geplant. Es ist einfach eine Frage der Prioriätensetzung. In der Tat ist es sehr aufwändig: die Idee war ja, dass auch die Orchestermusiker einbezogen werden, indem sie Hintergrundinformation bringen. Das hat auch am Anfang sehr gut funktioniert, es hat sich nur gezeigt, dass im Laufe der Jahre die Kapazitäten nachlassen. Deshalb haben wir uns entschieden, diesen Blog jetzt aufzugeben. Es war ein Projekt, was wunderbar gelaufen ist und eine schöne Erfahrung war. Wir haben diesen Bloganteil nun auf unsere Website überführt.
Ist mit dieser klassischen Kommunikation über die Website nicht die Verbreitung der Inhalte eingeschränkt?
Nein, ich denke, dass sich die über 1000 Fans aus dem Blog weiterhin für uns interessieren und unsere Website besuchen. Es hat immer wieder zu Irritationen geführt, dass es für dasselbe Orchester zwei verschiedene Websites gibt, weshalb wir es für besser hielten, dies nun zentral zusammenzuführen. Die neu gestaltete Website hat nun eine Rubrik, in der über das aktuelle Geschehen berichtet wird, so wie bisher im Blog, allerdings nicht ganz so aufwändig wie zuvor, weil wir ein wenig die personellen und finanziellen Ressourcen schonen müssen. Man muss sich irgendwann überlegen: wo sind die Schwerpunkte, auf die man sich konzentrieren will. Da sind wir der Auffassung, dass es momentan andere Dinge gibt, die uns wichtiger sind. Das ist übrigens ein Beschluss der Orchestervollversammlung.
Und dieser Beschluss ist für Sie maßgeblich und Sie können sich diesem Beschluss anschließen?
Ja, wir haben das gemeinsam besprochen und gesagt: Nach drei Jahren Erfahrung mit diesem Blog können wir dies verändern und uns stärker anderen Aktivitäten zuwenden.
Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen zeigte sich ebenfalls überrascht und ein Stück weit verärgert über Ihre Entscheidung? Wie reagieren Sie darauf?
Ich werde demnächst mit ihm darüber sprechen und ihm erklären, wie es dazu gekommen ist und dass es gute Gründe für diese Entscheidung gab. Wir müssen ja sehen, dass wir den Konzertsaal füllen. Dieser Blog hat aber einen verhältnismäßig hohen Streuverlust. Ich sehe ja, wo die Fans herkommen. Es gibt zwar einige, die persönlich oder institutionell mit uns verbunden sind, die meisten sind aber weit weg von Duisburg. Wir wollen vielmehr nun den Schwerpunkt auf das Direktmarketing setzen und vor allem auf Kundenpflege. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir die meisten Konzertbesucher erreichen, indem wir den vorhandenen Kunden besondere Angebote machen oder indem wir Kooperationen aus der Region wie mit der Universität oder dem Kunstverein eingehen. Das ist für uns ein Feld, wo wir uns verstärkt einsetzen wollen. Wir können einfach nicht überall gleichzeitig agieren. Vielmehr wirken sich nach unserer Erfahrung die konventionellen Werbemittel stärker an der Kasse aus. Wenn wir beispielsweise eine Zeitungsbeilage herausgeben, spüren wir dies unmittelbar in den darauffolgenden 2-3 Tagen. Bei einem Blog ist das nicht der Fall.
Haben Sie den Blog diesbezüglich ausgewertet?
Wir können natürlich nicht sagen, wie viele Leute über den Blog tatsächlich in die Konzerte kamen. Wir können aber auf Grundlage einer Besucherumfrage, die wir von einiger Zeit gemacht haben, schon feststellen, dass rund 2 % der Konzertbesucher den Blog regelmäßig genutzt haben und die meisten ihn überhaupt nicht kannten. Ich glaube, wir sprechen damit ganz unterschiedliche Klientels an. Wir freuen uns natürlich, dass Leute unseren Blog mit Interesse gelesen haben, aber wir sind ja nicht aus der Welt. Wir haben eine Website, und ich gehe davon aus, dass diejenigen, die sich für uns interessieren, dies auch durch Besuche dort wie auch im Konzertsaal beweisen.
Herr Dr. Wendel, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Dirk Heinze. In den nächsten Tagen erscheint darüber hinaus auf unserem Portal ein Hintergrundbericht, u.a. mit ersten Reaktionen auf das Ende der Projekt "Philharmonie 2.0"
www.duisburger-philharmoniker.de
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