Befragung des Institus für Kulturmanagement und Gender Studies
Die Praxis der Kulturförderungsverwaltung auf Bundesebene in Österreich
Eine Befragung von 96 FörderungswerberInnen aus dem Theaterbereich und dem Bereich der Kulturinitiativen, die am IKM im Frühjahr 2005 durchgeführt wurde, versucht zu beleuchten, inwieweit die Förderungspraxis der Kunstsektion (Abt. II) im Bundeskanzleramt formalen Qualitätskriterien genügt.
Die Auswertung zeigt folgende Problemfelder an:
Problemfeld I: Beratungsqualität und soziale Nähe der Kulturverwaltung
Es gibt eine beträchtliche Differenz zwischen der subjektiven Zufriedenheit gegenüber der Abt. II/2 (Theater) und der Abt. II/8 (Kulturinitiativen) der Kunstsektion. Neben Beschwerden über das unfreundliche und herabwürdigende Verhalten konkret genannter MitarbeiterInnen wurde beklagt, dass die Auskünfte über die Förderungskriterien vage sind und dass der Beirat oft abgeschirmt wird.
Problemfeld II: Bearbeitungsdauer der Ansuchen
Im Bereich der Theaterförderung (Abt. II/2) ist der durchschnittliche Bearbeitungszeitraum sehr lang (17,5 Wochen). Ein Viertel der Befragten muss länger als 6 Monate warten, bis sie eine Antwort bekommen. Außerdem gibt es hier Extremwerte: zwei Förderungsfälle dauerten 45, ein weiterer 56 Wochen! Interessanterweise korreliert die Bearbeitungsdauer nicht mit der Art und Höhe des Förderungsantrages, d.h. die Abt. II/2 bearbeitet kleinere und einfachere Ansuchen prinzipiell nicht schneller als große und komplexe Anträge.
Problemfeld III: Begründung der Entscheidung
Im Sinne der Transparenz ist es wichtig, dass die Kulturverwaltung ihre Entscheidung sachlich begründet und kommuniziert. Etwa 37% der Befragten, die eine Ablehnung oder eine signifikante Kürzung der Förderungssumme erhielten, bekamen eine Erklärung. In der Begründung wurde in der Regel entweder auf die "negative Stellungnahme des Beirats" ohne genauere inhaltliche Angaben oder auf die "enge budgetäre Situation" der Bundesförderung hingewiesen. Weitere Analyse legen die Vermutung nahe, dass die Kunstsektion Begründungen unsystematisch weiterleiten.
Problemfeld IV: Förderungskonzentration
Die Analyse der Theaterförderung von 1995 bis 2004 zeigt eine Gruppe von 35 'Dauerkunden' an, die ca. 1/3 aller SubventionsempfängerInnen von 2004 ausmachen. Die 'Dauerkunden' beanspruchten 2004 über ca. 86,7% der Theaterförderung der Kunstsektion. Die Wienzentriertheit der Theaterförderung des Bundes wurde eindeutig nachgewiesen. Die Förderungskonzentration im Bereich der Kulturinitiativen ist geringer. Die 45 'Dauerkunden' machen etwa 1/6 der SubventionsempfängerInnen von Jahr 2004 aus. Sie beanspruchten 2004 ca. 41% der Gesamtförderung für Kulturinitiativen ausgab.
weitere Informationen: www.mdw.ac.at/ikm
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