30.01.2009
Kulturmanagement Network Schweiz
Autor*in
Tobias von Wartburg
Kultur als Pausenfüller
Über die Pausen in Musik und Kunst und die Aufgaben des Managements
Was wäre Musik ohne Pausen! Pausen unterstreichen einen Rhythmus, gehören genauso wie Töne zur Melodie, und prägen Lieder, ja ganze Kompositionen. Erst die (unterschiedliche) Auslegung von Tönen und Pausen - sprich Interpretation - führt dazu, dass die Botschaft des Komponisten und des Interpreten beim Zuhörer ankommen kann. Denn für das Publikum wird der Komposition erst durch deren Aufführung Leben eingehaucht.
Verlassen wir die Musik und werfen wir einen Blick auf die bildende Kunst. Hier spricht man zwar weniger von Pausen, aber der Rhythmus in der Strichführung und die Komposition der einzelnen Bildteile haben auch hier häufig eine zentrale Funktion und Bedeutung, oder zumindest verhelfen sie dem Kunstwerk zur persönlichen Note des Künstlers. Ob Sprache, Tanz, Theater, Oper oder Performance - keine dieser Ausdrucksformen kommt ohne angemessene Pausen aus. Für Künstler also ist die Pause ein fester Bestandteil ihrer Ausdrucksform.
Doch wie sieht dies für den Kulturmanager aus? Wenn wir uns als Kulturmanager an Peter Bendixen halten und für die Kultur managen das heißt planen und managen, um die Kultur, wie sie vom Künstler gewollt ist, zu ermöglichen dann ist auch für uns die Pause aus verschiedenen Gründen äußerst wichtig. Als Galerist durfte ich erfahren, wie wichtig die Inszenierung einer Ausstellung ist und welche Funktion Pausen dort haben können. So wirken die Bilder im ganzen Raum. Der Abstand zum Nachbarbild, sein Bildinhalt, seine Wirkung, die Beleuchtung und die Positionierung können die Wirkung eines Bildes komplett verändern. Verständlich, dass manch ein Künstler diese Aufgabe ungern einer anderen Person (einem Kurator oder Galeristen) überlässt. Auch bei der Programmation von Konzerten und Theatern reihen wir verschiedene Kunstwerke aneinander und müssen uns deren Wirkung bewusst sein, respektive passende Pausen einplanen. Wer also Kultur organisiert, hat !ob er will oder nicht mit Pausen zu tun und sollte diesen gebührend Beachtung schenken.
Mehr als ein Pausenfüller!
Betrachten wir die Pause aus der Sicht des Besuchers, Gastes, Konsumenten oder des Genießers. Sie alle unterbrechen ihren Alltag machen also eine Pause um Kultur zu genießen, erleben oder konsumieren. Stellen Sie sich ein Feierabendkonzert vor: Das Publikum kommt quasi direkt aus dem Sitzungszimmer oder vom Abendessen in den Konzertsaal und hört ein Konzert. Es spielt keine Rolle, ob dies nun ein Sinfoniekonzert von Beethoven, eine regionale Rockband oder ein Jazzkonzert ist; viele werden in den ersten Minuten noch am Verdauen der Besprechung oder des Essens sein und dem Konzert wenig Aufmerksamkeit schenken können. Aus meiner Sicht sind wir Kulturmanager es dem Künstler und dem Publikum schuldig, die Veranstaltung so zu organisieren, dass das Publikum die Möglichkeit hat, sich auf das Bevorstehende einzustellen. Um dies zu erreichen, ist es bei Rockkonzerten üblich, Vorbands auftreten zu lassen. Dies ist aber nur eine Alibilösung, da so für die Vorband die gleiche Problematik besteht. Bei klassischen Konzerten und bei Theatern, respektive bei Ausstellungen können diese Funktion Ansprachen, Einführungsgespräche oder Programmhefte übernehmen. Die interaktivste, flexibelste und manchmal wohl auch lukrativste Form sehe ich aber in der Gastronomie. Ihre Funktion wird zu oft unterschätzt und leider von vielen Veranstaltern entweder nur als Cashcow oder als aufwändiges notwendiges Übel gesehen. Gerade aber für die Vorbereitung, Verarbeitung, Kritik und tiefere Auseinandersetzung mit der Kultur hat die Gastronomie eine unglaublich wichtige Aufgabe - sie bietet dazu nämlich Platz und Zeit. Wer dann noch Gerhard Schulzes kultursoziologische Studie Die Erlebnisgesellschaft kennt und sich daher bewusst ist, dass ein beachtlicher Teil der Besucher nicht wegen der Kultur an sich anwesend ist, der schenkt der Gastronomie mit Sicherheit größere Beachtung. Plötzlich werden die Pausen vor, während, zwischen und nach der eigentlich kulturellen Darbietung für den Kulturmanager ziemlich wichtig. So realisiert man schnell, dass ein passender Rahmen nicht nur den Künstler zu Höchstleistungen anregt, sondern auch das Publikum in die positive Grundhaltung versetzt, dass es die Kultur nicht nur konsumiert, sondern vielleicht auch kritisch hinterfragt, genießt oder als Inspirations- und Motivationsquelle für das Leben nach der Pause, den Alltag erfährt. Und dann möchte es auch möglichst bald wieder eine Pause machen und Kultur genießen!
Mehr als ein Pausenfüller!
Betrachten wir die Pause aus der Sicht des Besuchers, Gastes, Konsumenten oder des Genießers. Sie alle unterbrechen ihren Alltag machen also eine Pause um Kultur zu genießen, erleben oder konsumieren. Stellen Sie sich ein Feierabendkonzert vor: Das Publikum kommt quasi direkt aus dem Sitzungszimmer oder vom Abendessen in den Konzertsaal und hört ein Konzert. Es spielt keine Rolle, ob dies nun ein Sinfoniekonzert von Beethoven, eine regionale Rockband oder ein Jazzkonzert ist; viele werden in den ersten Minuten noch am Verdauen der Besprechung oder des Essens sein und dem Konzert wenig Aufmerksamkeit schenken können. Aus meiner Sicht sind wir Kulturmanager es dem Künstler und dem Publikum schuldig, die Veranstaltung so zu organisieren, dass das Publikum die Möglichkeit hat, sich auf das Bevorstehende einzustellen. Um dies zu erreichen, ist es bei Rockkonzerten üblich, Vorbands auftreten zu lassen. Dies ist aber nur eine Alibilösung, da so für die Vorband die gleiche Problematik besteht. Bei klassischen Konzerten und bei Theatern, respektive bei Ausstellungen können diese Funktion Ansprachen, Einführungsgespräche oder Programmhefte übernehmen. Die interaktivste, flexibelste und manchmal wohl auch lukrativste Form sehe ich aber in der Gastronomie. Ihre Funktion wird zu oft unterschätzt und leider von vielen Veranstaltern entweder nur als Cashcow oder als aufwändiges notwendiges Übel gesehen. Gerade aber für die Vorbereitung, Verarbeitung, Kritik und tiefere Auseinandersetzung mit der Kultur hat die Gastronomie eine unglaublich wichtige Aufgabe - sie bietet dazu nämlich Platz und Zeit. Wer dann noch Gerhard Schulzes kultursoziologische Studie Die Erlebnisgesellschaft kennt und sich daher bewusst ist, dass ein beachtlicher Teil der Besucher nicht wegen der Kultur an sich anwesend ist, der schenkt der Gastronomie mit Sicherheit größere Beachtung. Plötzlich werden die Pausen vor, während, zwischen und nach der eigentlich kulturellen Darbietung für den Kulturmanager ziemlich wichtig. So realisiert man schnell, dass ein passender Rahmen nicht nur den Künstler zu Höchstleistungen anregt, sondern auch das Publikum in die positive Grundhaltung versetzt, dass es die Kultur nicht nur konsumiert, sondern vielleicht auch kritisch hinterfragt, genießt oder als Inspirations- und Motivationsquelle für das Leben nach der Pause, den Alltag erfährt. Und dann möchte es auch möglichst bald wieder eine Pause machen und Kultur genießen!
Eine Betrachtung von Tobias von Wartburg, Luzern
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