14.10.2013
Redaktion Winterthur
Autor*in
Michael Krohn
Beitrag von Prof. Michael Krohn
Die Schweizer Designlandschaft
Aus- und Weiterbildung, aktuelle Trends, neue Marktpotenziale und zukünftige Herausforderungen. Ein Beitrag von Prof. Michael Krohn, Designer und Mitinhaber der Design Agentur FORMPOL und Leiter des Masterstudiengangs Design an der Zürcher Hochschule der Künste.
Die Berufslandschaft in den Design-Disziplinen verändert sich weltweit. Reichte in den letzten Dekaden handwerkliches und kunstlerisches Können um erfolgreich zu sein, so sind die Anforderungen heute komplexer und vielschichtiger. Designwissen, -denken und -handeln sind nicht mehr nur Teil der Kreativwirtschaft, sondern vernetzen sich mit anderen Wissensdisziplinen. Die ökonomischen, technischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen erfordern daher beides: ästhetische Reaktion und gestaltende Innovation. Neben den zentralen Leistungen des Designs: Erscheinung, Bedeutung und Nutzung zu gestalten, geht es um die Identifikation und Entwicklung von zukunftigen Themen und Fragestellungen der Gesellschaft.
Design ist dabei als Sammelbegriff zu verstehen, der für viele gestaltende Disziplinen steht: Grafik-Design, Industrie Design, Mode-Design etc.. Design kennzeichnet auch eine Haltung, die Form, Handlung oder Identität innovativ ausdrückt. Das grundlegende Handwerk des Designs ist dabei aber immer noch eng mit Aesthetiken, Stilen und Ausdrucksformen von Objekten und Services verbunden.
In der Schweiz wurden vergleichsweise spät Studiengänge der bildenden Künste eingeführt. Viel längere Tradition hatten die mit Gewerbe, Handel und Industrie verbundenen angewandten Künste - heute würde man Design dazu sagen. Die Gründung der Kunstgewerbeschule 1878 in Zürich geschah, um dem Gewerbe stilistisch überzeugende und gestalterisch innovative Ideen zu geben. Dies war der Anfang der Designausbildungen und der Designwirtschaft, welche heute bis zum Game Design reichen.
In der weiteren Entwicklung wurde Design zu einem wichtigen Faktor der Industrialisierung. Es gelang, oekonomische oder technische Innovationen wegweisend mit international anerkannter Gestaltung zu verbinden. Design ist heute Teil der Kreativwirtschaft die ihre Leistungen in verschiedenen Formen anbietet. Der Erfolg, dieser über hundertjährigen Geschichte zeigt sich daran, dass Swiss Design international eine hohe Bedeutung hat und ein Qualitätsmerkmal ist.
Das Designstudium
Ein Designstudium ist in der Schweiz nur an einer Fachhochschule möglich. Aufgrund der Verankerung der Gestaltung in der produzierenden und der beratenden Branche ist hier das duale Bildungssystem ein Vorteil, machen doch viele Designstudierende vor ihrem Studium eine Lehre. Hier wird das entwerferische Gefühl und handwerkliche Können grundlegend erlernt, um danach im Studium gezielt weitergeführt zu werden. Design an einer Kunsthochschule zu studieren ist sehr gefragt, da kreative Berufe eine hohe Anziehungskraft ausüben. Wir haben darum in einigen Studiengängen eine Quote von 1:3 von Bewerberinnen zu Studienplätzen. Weil Designbegabung wenig mit üblichen schulischen Leistungen gemeinsam hat, wird in der Aufnahmeprüfung versucht, die Begabtesten für das Studium zu evaluieren. Heute vermittelt das Bachelor-Studium die Grundlagen des Designs, während das Master-Studium einen forschend-innovativen Ansatz pflegt.
Die Berufspraxis: Autoren und Dienstleistungsdesigner
Nach wie vor sind Produkt-, Medien- und Kommunikationsdesign, in verschiedensten Ausprägungen, die zentralen Standbeine der Designpraxis. Grob gesagt, kann die Tätigkeit der Designer heute in zwei Kategorien geteilt werden: Designer welche aufgrund einer gestellten Aufgabe eine Lösung, möglichst kreativ und innovativ, lösen, dies zumeist innerhalb von Designagenturen oder büros, sowie Designer welche sich ihre Aufgaben selber stellen um Abnehmer zu suchen oder die Produktion und den Vertrieb selbst in die Hand nehmen. Die Freitag Brüder sind ein gelungenes dafür Beispiel dafür.
Wie sind denn die Chancen nach dem Studium auf einen Arbeitsplatz? In der Schweiz, mit einer eher kleinteiligen Wirtschaftsstruktur, sind grosse Designagenturen eher die Ausnahme. Selten ist auch Inhouse Design, wo Designer direkt bei den produzierenden Unternehmen angestellt sind. Viele Studienabgänger machen sich darum selbstständig (die Designbranche hat eine der höchsten Quoten an Selbstständigen nach dem Studium) oder arbeiten auf Projektbasis. Viele Designer finden letztlich den Weg an die Ränder der Branche wo sie, durchaus erfolgreich, an Projekten arbeiten die mehr mit Designthinking als Methode, als mit konkreten Designlösungen zu tun haben.
Kulturbetrieb und Designmarkt
Da Design in unserer heutigen Welt eine umfassende Wirkung, Präsenz und Bedeutung hat, sind auch die Grenzen zu z.B. der Architektur, den Ingenieurwissenschaften, der Kunst und Kultur nicht mehr scharf zu ziehen. Neben den klassisch angewandten Gestaltungsaufgaben arbeiten immer mehr Designer in neuen Formen und Formaten. Sie befreien sich von den oekonomischen Grenzen des Auftrags- oder Autorendesigns und werden damit oft Teil des Kulturbetriebes.
Wenn Designer mit der Musikszene, dem Theater- oder dem Galerienbetrieb zusammenarbeiten so sind die Resultate oft verblüffend und erfrischend. Es ist dabei nicht verwunderlich, setzen Designer bei all diesen interdisziplinären Projekten letztlich immer die grundlegenden Methoden des Designs ein, welche entsprechend adaptiert werden. Wenn die Kunstmesse Art sich um eine Design Miami erweitert, in welcher Designobjekte in einen Kunstkontext gestellt werden, so heisst dies, das die bisher bekannten Kriterien des Designs neu gedacht werden müssen. Mithin sich also genau an den Rändern des Designs neue Chancen für Design und Kultur auftun.
Autor:
Prof. Michael Krohn ist Designer und Mitinhaber der Design Agentur FORMPOL in Zürich. Er leitet den Masterstudiengang in Design an der Zürcher Hochschule der Künste. Er befasst sich dabei mit forschenden und explorativen Methoden des Designs.
Design ist dabei als Sammelbegriff zu verstehen, der für viele gestaltende Disziplinen steht: Grafik-Design, Industrie Design, Mode-Design etc.. Design kennzeichnet auch eine Haltung, die Form, Handlung oder Identität innovativ ausdrückt. Das grundlegende Handwerk des Designs ist dabei aber immer noch eng mit Aesthetiken, Stilen und Ausdrucksformen von Objekten und Services verbunden.
In der Schweiz wurden vergleichsweise spät Studiengänge der bildenden Künste eingeführt. Viel längere Tradition hatten die mit Gewerbe, Handel und Industrie verbundenen angewandten Künste - heute würde man Design dazu sagen. Die Gründung der Kunstgewerbeschule 1878 in Zürich geschah, um dem Gewerbe stilistisch überzeugende und gestalterisch innovative Ideen zu geben. Dies war der Anfang der Designausbildungen und der Designwirtschaft, welche heute bis zum Game Design reichen.
In der weiteren Entwicklung wurde Design zu einem wichtigen Faktor der Industrialisierung. Es gelang, oekonomische oder technische Innovationen wegweisend mit international anerkannter Gestaltung zu verbinden. Design ist heute Teil der Kreativwirtschaft die ihre Leistungen in verschiedenen Formen anbietet. Der Erfolg, dieser über hundertjährigen Geschichte zeigt sich daran, dass Swiss Design international eine hohe Bedeutung hat und ein Qualitätsmerkmal ist.
Das Designstudium
Ein Designstudium ist in der Schweiz nur an einer Fachhochschule möglich. Aufgrund der Verankerung der Gestaltung in der produzierenden und der beratenden Branche ist hier das duale Bildungssystem ein Vorteil, machen doch viele Designstudierende vor ihrem Studium eine Lehre. Hier wird das entwerferische Gefühl und handwerkliche Können grundlegend erlernt, um danach im Studium gezielt weitergeführt zu werden. Design an einer Kunsthochschule zu studieren ist sehr gefragt, da kreative Berufe eine hohe Anziehungskraft ausüben. Wir haben darum in einigen Studiengängen eine Quote von 1:3 von Bewerberinnen zu Studienplätzen. Weil Designbegabung wenig mit üblichen schulischen Leistungen gemeinsam hat, wird in der Aufnahmeprüfung versucht, die Begabtesten für das Studium zu evaluieren. Heute vermittelt das Bachelor-Studium die Grundlagen des Designs, während das Master-Studium einen forschend-innovativen Ansatz pflegt.
Die Berufspraxis: Autoren und Dienstleistungsdesigner
Nach wie vor sind Produkt-, Medien- und Kommunikationsdesign, in verschiedensten Ausprägungen, die zentralen Standbeine der Designpraxis. Grob gesagt, kann die Tätigkeit der Designer heute in zwei Kategorien geteilt werden: Designer welche aufgrund einer gestellten Aufgabe eine Lösung, möglichst kreativ und innovativ, lösen, dies zumeist innerhalb von Designagenturen oder büros, sowie Designer welche sich ihre Aufgaben selber stellen um Abnehmer zu suchen oder die Produktion und den Vertrieb selbst in die Hand nehmen. Die Freitag Brüder sind ein gelungenes dafür Beispiel dafür.
Wie sind denn die Chancen nach dem Studium auf einen Arbeitsplatz? In der Schweiz, mit einer eher kleinteiligen Wirtschaftsstruktur, sind grosse Designagenturen eher die Ausnahme. Selten ist auch Inhouse Design, wo Designer direkt bei den produzierenden Unternehmen angestellt sind. Viele Studienabgänger machen sich darum selbstständig (die Designbranche hat eine der höchsten Quoten an Selbstständigen nach dem Studium) oder arbeiten auf Projektbasis. Viele Designer finden letztlich den Weg an die Ränder der Branche wo sie, durchaus erfolgreich, an Projekten arbeiten die mehr mit Designthinking als Methode, als mit konkreten Designlösungen zu tun haben.
Kulturbetrieb und Designmarkt
Da Design in unserer heutigen Welt eine umfassende Wirkung, Präsenz und Bedeutung hat, sind auch die Grenzen zu z.B. der Architektur, den Ingenieurwissenschaften, der Kunst und Kultur nicht mehr scharf zu ziehen. Neben den klassisch angewandten Gestaltungsaufgaben arbeiten immer mehr Designer in neuen Formen und Formaten. Sie befreien sich von den oekonomischen Grenzen des Auftrags- oder Autorendesigns und werden damit oft Teil des Kulturbetriebes.
Wenn Designer mit der Musikszene, dem Theater- oder dem Galerienbetrieb zusammenarbeiten so sind die Resultate oft verblüffend und erfrischend. Es ist dabei nicht verwunderlich, setzen Designer bei all diesen interdisziplinären Projekten letztlich immer die grundlegenden Methoden des Designs ein, welche entsprechend adaptiert werden. Wenn die Kunstmesse Art sich um eine Design Miami erweitert, in welcher Designobjekte in einen Kunstkontext gestellt werden, so heisst dies, das die bisher bekannten Kriterien des Designs neu gedacht werden müssen. Mithin sich also genau an den Rändern des Designs neue Chancen für Design und Kultur auftun.
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