22.08.2011

Autor*in

Heinrich Gartentor
Petition:

Nein zum massiven Abbau der Förderung der visuellen Kunst

Ein offener Brief der visuellen Künstlerinnen und Künstler der Schweiz
Kulturbotschaft 20122015 Keine Sparübung auf Kosten der visuellen Kunst

Die visuelle Kunst geht als grosse Verliererin aus der Kulturbotschaft 20122015 hervor. Die Preisgelder werden um 28% gekürzt und die Pro Helvetia muss zusätzliche Aufgaben übernehmen ohne die nötigen Mittel dafür zu bekommen. Die vom Ständerat abgelehnten CHF 2,1 Mio. jährlich für die Pro Helvetia sind das absolute Minimum und müssen für die visuelle Kunst eingesetzt werden.

Am 1. Januar 2012 tritt das neue Kulturförderungsgesetz in Kraft und mit ihm die Kulturbotschaft 2012-2015. Trotz Ausbau der gesamten Kulturförderung sieht sie für den Bereich der visuellen Kunst eine Kürzung von rund 30% vor. Gegen diese einschneidende Sparmassnahme setzen sich die visuellen Künstlerinnen und Künstler der Schweiz und weitere Kunstinteressierte zu Wehr.

Nein zum Abbau der Preise und Auszeichnungen

Die visuelle Kunst hatte bislang durch die Vergabe verschiedener eidgenössischer Kunstpreise eine Vorreiterrolle in der Kulturförderung des Bundes. Wir begrüssen die Erweiterung der Preispolitik auf die anderen Sparten des Kunst- und Kulturschaffens und unterstützen diese. Sie darf aber nicht zu Lasten der visuellen Kunst gehen. Preise und Auszeichnungen sind gerade für visuelle Künstlerinnen und Künstler von höchster Bedeutung, da sie dank der Preise ins nationale und internationale Bewusstsein gelangen. Die Preise ebnen den Weg zu neuen Projekten, zu Ausstellungen in Galerien, Kunsträumen oder Museen. Durch sie erhalten die Kunstschaffenden die finanziellen Mittel für nachfolgende Projekte und können sich einer Öffentlichkeit präsentieren. Eine Reduktion der Preise in dieser Sparte um rund 28% wäre deshalb für die Künstlerinnen und Künstler eine einschneidende Massnahme, die auch bei verhältnismässig kleinen Beträgen existentielle Folgen hätte.

Mehr Finanzmittel für die neuen Aufgaben der Pro Helvetia in der visuellen Kunst


Die Kulturbotschaft weist der Pro Helvetia zahlreiche neue Aufgaben zu. Grundsätzlich ist die klare Aufgabenteilung zwischen dem Bundesamt für Kultur (BAK) und der Pro Helvetia sinnvoll. Der Transfer der Aufgaben und die Neuverteilung der dazugehörigen Finanzen stehen jedoch in einem krassen Missverhältnis und führen zu massiven Einbussen für die visuelle Kunst. Sie geht als grosse Verliererin aus der Kulturbotschaft hervor. Die Pro Helvetia weist in ihrem Positionspapier einen zusätzlichen Finanzbedarf von jährlich insgesamt CHF 3,86 Mio. aus. Allein für die visuelle Kunst (inkl. Design) übernimmt sie neue Aufgaben, die vom BAK bisher mit über CHF 3 Mio. finanziert wurden. Diese Aufgaben werden nicht mehr alle erfüllt werden können, sie alle sind aber Voraussetzung für die kulturelle Vielfalt des Landes und eine lebendige und erfolgreiche Kunstszene, von der nicht zuletzt auch die grösseren Institutionen und der Kunstmarkt profitieren. Betroffen sind hier zum Beispiel die Kunsträume, für die es bisher Preise in der Höhe von jährlich CHF 200000 gab. Ab nächstem Jahr müssten sie im Rahmen der Nachwuchsförderung von der Pro Helvetia unterstützt werden. Ohne zusätzliche Mittel, wird diese Finanzierung nicht mehr möglich sein, und für die Künstlerinnen und Künstler wichtige Ausstellungsorte werden nicht mehr existieren.

Die Definition neuer Aufgaben in der Kulturförderung darf nicht zu einer Sparmassnahme zu Ungunsten der visuellen Kunst werden. Neue Aufgaben erfordern zusätzliche Finanzmittel. Für die Förderung der visuellen Kunst muss deshalb mindestens der Status quo aufrecht erhalten werden. Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) des Ständerats hat für die Pro Helvetia eine Erhöhung des vorgesehenen Betrags um jährlich CHF 2,1 Mio. beantragt. Dieses absolute Minimum wurde vom Ständerat abgelehnt. Der Nationalrat muss dies korrigieren, sonst wird den Künstlerinnen und Künstlern ein weiteres Stück ihrer Lebensgrundlage entzogen.
 
 

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