Best Practice
Popularmusikförderung - mehr als Geld verteilen
Das Beispiel Popbüro Region Stuttgart
Was macht eine Region zur Musikregion? Die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand: Viele kreative Musiker, attraktive Ausbildungsmöglichkeiten, eine gute Infrastruktur zur Produktion, Präsentation und Vermarktung von Musik und nicht zu vergessen - ein großes Publikum, das Musik konsumiert. Die Herausforderung bei der Förderung von Popmusik besteht darin, dass Musik direkte emotionale Kommunikation ist und damit eigentlich weder verhandelbar, noch qualitativ zu bewerten, treffend zu beschreiben oder direkt zu fördern.
Die Hauptaufgabe der Popularmusikförderung besteht demnach darin, bestmögliche Rahmenbedingungen für die Produktion von Musik, ihrer Ausübung und Rezeption zu schaffen. Weil Popmusik sowohl Kulturgut, als auch fester Bestandteil der Jugendkultur ist und zudem ein kommerzielles Produkt, ist ihre Förderung eine Querschnittsaufgabe in den Bereichen Kultur, Jugend und Wirtschaft. Daran muss auch die Struktur und Ausrichtung einer entsprechenden Fördereinrichtung angelehnt sein.
Das Popbüro Region Stuttgart verbindet Jugend-, Kultur- und Wirtschaftsförderung. Neue Businessmodelle, junge Macher und jugendliche Nachwuchsmusiker sollen von der Arbeit des Popbüro Region Stuttgart profitieren. Arbeitsfelder des Popbüro Region Stuttgart sind Standortentwicklung, Standortkommunikation, Bildung und nachhaltige soziale Kulturarbeit. Während kulturelle und soziokulturelle Aspekte bereits in vielen Regionen und Bundesländern fester Bestandteil der regionalen Förderstruktur sind, steht die Musikwirtschaftsförderung vielerorts noch ganz am Anfang. Durch den wachsenden Stellenwert der Kreativwirtschaft als Teil der regionalen Wirtschaftsförderung rückt die Popularmusikförderung aus wirtschaftlicher Sicht vermehrt in den Fokus. Mit einem Anteil von mehreren Milliarden Euro am deutschen Bruttosozialprodukt ist Rock- und Popmusik ein nicht zu vernachlässigender und vor allem stetig wachsender Wirtschaftsfaktor. Selbst wenn einzelne Bereiche wie die Tonträgerindustrie aktuell Umsatzeinbußen verzeichnen, ist die Bedeutung von Musik für die Wertschöpfung der Kreativwirtschaft zentral. Förderangebote wie das Popbüro Region Stuttgart, die sowohl kulturelle, jugendkulturelle als auch wirtschaftliche Zielsetzungen vereinen sind allerdings in Deutschland immer noch selten.
Das Popbüro Region Stuttgart bietet Beratung in allen musik- und musikbranchenspezifischen Fragestellungen, egal ob es um Band- bzw. Firmengründungen geht oder um die Entwicklung von Marketingkonzepten. Zum Angebot gehören auch fachspezifische Aus- und Weiterbildungsangebote. Neben der Vermittlung von Probe- und Auftrittsmöglichkeiten ist auch die Vernetzung von Produzenten, Managern, Veranstaltern und Musikanwälten untereinander sowie mit Unternehmen und Bands Teil des breit gefächerten Aufgabenfeldes.
Allein im Jahr 2008 konnte das Popbüro Region Stuttgart 200 Einzelprojekte und intensive Beratungen realisieren. Dies verdeutlicht, dass sich das Popbüro seit seiner Gründung im Jahr 2003 erfolgreich in der Region etablieren konnte und das bereitgestellte Angebot von den Akteuren der Musikbranche bereitwillig angenommen wird. Darüber hinaus ist das Popbüro Region Stuttgart mit einem Etat von mehr als 500.000 Euro pro Jahr und 7 festen Mitarbeitern eine der größten regionalen Fördereinrichtungen in Deutschland und dient auf Landes- und Bundesebene als Vorzeigemodell für vergleichbare Einrichtungen. Der Erfolg des Popbüro Region Stuttgart liegt dabei nicht zuletzt in seiner Schnittstellenfunktion begründet: Die vielfältigen Kontakte des Büros und seiner Mitarbeiter in der Branche, der Kulturszene und zu den Musikern vor Ort sind das Kapital der Einrichtung. Über die Onlinepräsenz unter www.popbuero.de werden über 1500 Musikprojekte bzw. Bands und ebenso viele Unternehmen sowie über 500 für die Musikbranche wichtige Institutionen kommuniziert. Hier werden Kontakte initiiert und gepflegt.
Mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH als Träger arbeitet das Popbüro Region Stuttgart eng mit den anderen Abteilungen zur Standortentwicklung im Bereich Kreativwirtschaft, insbesondere mit der MedienRegion Stuttgart und der FilmCommission Region Stuttgart zusammen. Die Stuttgarter Jugendhaus gGmbH als weiterer Träger des Büros ermöglicht mit über 40 Einrichtungen der offenen Jugendarbeit die Durchführung von basisorientierten Angeboten für Schüler, Jugendliche und Musiker. Als maßgebliche Förderer ermöglichen das Kulturamt, das Medienteam und die Wirtschafts- und Arbeitsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart eine nachhaltige Entwicklung von Popkultur, Künstlern sowie jungen Unternehmen. Unterstützt wird das Popbüro Region Stuttgart zusätzlich vom Kulturamt der Stadt Stuttgart.
Einen Fokus legt das Popbüro Region Stuttgart auch auf den Ausbau einer landesweiten Förderstruktur. Unter der Marke "Popbüros Baden-Württemberg" wird mit regionalen Partnern zum Beispiel der landesweite Bandförderpreis PLAY LIVE realisiert, das RegioNet der Popakademie Baden-Württemberg gemanaged, Zukunftsthemen wie Popmusik und Schule oder Popmusikförderung in Europa bearbeitet sowie gemeinsame Messeauftritte durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg gibt es seit 2008 einen Arbeitsbereich, der die Musik und Medienwirtschaft im Land weiter entwickeln soll.
Auf Länderebene unterscheiden sich die Strukturen der Popmusikförderung aufgrund der föderalen Struktur in Deutschland zum Teil noch erheblich. Bei Betrachtungen der Förderstrukturen wird deutlich, dass keine optimale Abstimmung und Integration der bestehenden Maßnahmen gegeben ist. Gründe dafür sind meist Unterschiede in der finanziellen Ausstattung der Organisation und dem Professionalisierungsgrad. Doch Popmusikförderung darf nicht an einer Ländergrenze aufhören. Denn durch die Zusammenarbeit und den Austausch verschiedener Einrichtungen können die Erfahrungen einzelner für jedermann nutzbar gemacht werden und nur durch die Bündelung der vorhandenen Mittel werden Förderangebote wahrnehmbar und schlagkräftig. Das Popbüro Region Stuttgart koordiniert aus diesem Grund das bundesweite Forum Popularmusikförderung, eine Plattform für regionale Musikfördereinrichtungen aus ganz Deutschland.
Mit der Initiative Musik gGmbH gibt es seit Kurzem auch eine Fördereinrichtung für die Musikwirtschaft in Deutschland, die umfassend auf Bundesebene tätig ist. Sie wird getragen von der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) und dem Deutschen Musikrat. Finanziell unterstützt wird sie von der GVL und der GEMA/GEMA Stiftung. Gemeinsam mit der Musikindustrie stellt die Bundesregierung mehr als eine Million Euro Fördergelder für Projekte von Künstler und Musikunternehmen bereit. Kernbereich ist die zeitgenössische Musik: Rock, Pop und Jazz. In so genannten Dialogforen sollen strittige Fragen der Musikindustrie mit Experten geklärt werden.
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