28.10.2010
Buchdetails
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Autor*in
Fabienne Schmuki
hat im Jahre 2006 ihre Ausbildung zur Kommunikatorin FH an der ZHW abgeschlossen. Seither ist sie Promotion Managerin bei einem Schweizer Musikvertrieb sowie freischaffend für diverse journalistische Publikationen tätig. Seit September 2010 absolviert sie berufsbegleitend den Masterstudiengang am DKV der ZhdK, Kunst und Kultur publizieren & vermitteln.
Buchrezension
Im konstanten Spannungsfeld «Kulturpolitik»
Ein Werk über die Stiftung Pro Helvetia führt durch 70 Jahre Geschichte.
Am 9. Dezember 1938 übermittelte Bundesrat Philipp Etter dem Parlament eine Botschaft, die Geschichte schreiben sollte: Er riet zur Gründung einer «...unabhängigen, aber vom Bund subventionierten privaten Stiftung [...], welche die einheimische Kultur fördern und weiterentwickeln sowie im Ausland verbreiten soll». In ihren wesentlichen Zügen blieb der Inhalt dieser Formulierung bis heute bestehen. Hier ist aber nicht von Stagnation die Rede: Welche Bewegungen und Akteure bis heute auf die Stiftung Einfluss haben, zeigt das vorliegende Buch Zwischen Kultur und Politik - Pro Helvetia 1939 bis 2009 anschaulich auf. In fünf Kapiteln, aufgearbeitet von fünf Historikern bzw. Historikerinnen, führt das Werk durch die Welt-, Schweizer- und Stiftungsgeschichte. Das emotional behaftete Thema Kultur und deren Förderung werden dabei aus einer relativ sachlichen Perspektive behandelt. Gleichzeitig wird das Spannungsfeld, in welchem Kultur und Politik zueinander stehen, nachvollziehbar aufgezeigt.
Anfänglich stark analog den Interessen der geistigen Landesverteidigung geführt, entwickelte sich Pro Helvetia nach dem 2. Weltkrieg immer stärker in eine «Stiftung Öffentlichen Rechts». Dass Pro Helvetia durch diesen Wandel stets an Autonomie gewonnen hat, stärkte nicht nur das Selbstbewusstsein der Stiftung: Die Bundessubventionen stiegen zwischen 1938 und 1963 von 600'000 Franken jährlich auf 1,2 Millionen - heute erhält die Stiftung rund 33 Millionen Franken. Wer viel Geld erhält, von dem wird Transparenz und Effizienz erwartet. Genau hier sind die kritischen Stimmen aber am lautesten. Es ist der Stiftung in den letzten 70 Jahren häufig misslungen, ihre Handlungen und Aktion gegen aussen hin sichtbar zu machen. Ausserdem schaffte es pro Helvetia kaum, sich vom Bundesamt für Kultur abzugrenzen.
Anfänglich stark analog den Interessen der geistigen Landesverteidigung geführt, entwickelte sich Pro Helvetia nach dem 2. Weltkrieg immer stärker in eine «Stiftung Öffentlichen Rechts». Dass Pro Helvetia durch diesen Wandel stets an Autonomie gewonnen hat, stärkte nicht nur das Selbstbewusstsein der Stiftung: Die Bundessubventionen stiegen zwischen 1938 und 1963 von 600'000 Franken jährlich auf 1,2 Millionen - heute erhält die Stiftung rund 33 Millionen Franken. Wer viel Geld erhält, von dem wird Transparenz und Effizienz erwartet. Genau hier sind die kritischen Stimmen aber am lautesten. Es ist der Stiftung in den letzten 70 Jahren häufig misslungen, ihre Handlungen und Aktion gegen aussen hin sichtbar zu machen. Ausserdem schaffte es pro Helvetia kaum, sich vom Bundesamt für Kultur abzugrenzen.
Mitunter ein Grund für die heftige Kritik war, dass die Pro Helvetia über lange Zeit keine professionelle Öffentlichkeitsarbeit betrieben hat. Einer untransparenten Institution schenkt man auch in Krisensituationen kaum Glaube, Skandale wie denjenigen um Hirschhorn 2004 schadeten dem Ruf der Stiftung ungemein und kulminierten gar in einer Kürzung der staatlichen Subventionen.
Dass die Stiftung Pro Helvetia in einem konstanten Spannungsfeld agiert, mag ungemein herausfordernd sein. Dem vorliegenden Werk gelingt es, sich der Herausforderung anzunehmen und die Stiftung immer wieder mit kritischem Blick zu betrachten. Die Hauptfrage im Zusammenhang mit Pro Helvetia wird wohl nie gänzlich beantwortet werden können. Sie lautet: An wen richtet sich die von Pro Helvetia geförderte Kunst? Diese Frage nun auf das vorliegende Buch angewandt, liefert eine aufschlussreichere Antwort: Zwischen Kultur und Politik - Pro Helvetia 1939 bis 2009 ist für alle, die sich für Schweizer (Kunst-)Geschichte interessieren. Ein Lehrbuch für die einen, ein Schweizerisches Kunstwerk in sich für die anderen: Sogar die Schriften Neue Helvetica und Syntax Letter, die darin verwendet werden, sind erfolgreiche kulturelle Exportprodukte der Schweiz. Ein schönes Beispiel dafür, wie einheimische Kultur gefördert und weiterentwickelt sowie im Ausland verbreitet wurde.
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