16.09.2007

Autor*in

Dirk Heinze
Alternative Aufführungsorte

Theater - ganz mobil

Über eine gelungene Interimslösung bei der Rheinoper Düsseldorf

Wie jedes Gebäude muss sich auch ein Theater gelegentlich einer Restaurierung unterziehen, um den Anforderungen der Zeit zu genügen. In Düsseldorf gingen gerade 16 Monate Provisorium zu Ende, die aber alles andere als eine Auszeit bedeuteten.
Wenn man gezwungen ist, angesichts einer notwendigen Restaurierung des Gebäudes nach Alternativen zu suchen, wird man erfinderisch. So geschehen im Opernhaus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt, wo nicht nur der Zustand der Bühnentechnik Anlass für Investitionen in die Substanz erforderte. Da eine Bespielung im Haus nun nicht mehr möglich war, zog man mit einem Zelt ans Rheinufer - und das RheinOperMobil (ROM) war geboren. Ein Zelt als Oper? Klingt eher nach Zirkus und Wanderbühne. Kann man dort überhaupt traditionelles Musiktheater betreiben? Ja und nein.
 
Im Grunde waren es mehrere Konstruktionen, die das ROM zum angemessenen Interim erhoben. Ein Zelt für das Foyer, ein Zelt für den Backstage-Bereich und natürlich das Hauptgebäude für Bühne und Zuschauer als Mischung aus Stahl, Glas und Holz. Optisch vielleicht unspektakulär, doch alles zusammen bringt das sagenhafte 18 Tonnen auf die Waage. Spätestens hier deutet sich an, dass ein Interim nicht einfach so hergezaubert werden kann.
 
Die Herausforderungen, denen man sich vor etwa 1 1/2 Jahren gegenüber sah, beschränkten sich aber nicht allein auf die Lösung rein technischer Fragen. Im Management der Rheinoper kam die berechtigte Sorge auf, ob harte Bänke statt bequemer Opernsessel den Abonnenten genügen würden. Wie sieht es überhaupt mit der Kommunikation aus, damit die Öffentlichkeit über die Veränderungen ausreichend informiert und Publikum weiterhin in die Vorstellungen gelockt werden konnten? Es ist gut gelungen - das kann man als Fazit schon einmal vorausschicken. Wenn auch einige Abonnenten jetzt mühsam wieder zurückgewonnen werden müssen immerhin verlor man 1500 von insgesamt 12.000 , hat man neues Publikum gewonnen, die das Interim als spannenden Ort erlebt haben. Das Flair eines Shakespeare-Theaters hat zweifellos dazu beigetragen, das viele neue Zuschauer neugierig zu den Produktionen ins ROM kamen.
 
Dabei faszinierte die nie gekannte Nähe zwischen Künstlern und Publikum. Die gewohnte Distanz zwischen entfernter Bühne, Orchestergraben und weitem Zuschauerraum entfiel. Die für viele im Publikum sicher angenehme Erfahrung verlangte für die Regisseure und Bühnentechniker allerdings Einfallsreichtum. Es gab eigens für das ROM geschaffene Neuproduktionen, so z.B. Faust von Charles Gounod (Michael Simon) oder Richard III. (Robert Carsen). Die Marketingabteilung war dennoch gefordert, beim Publikum Neugier für den ungewöhnlichen Spielort zu wecken.
 
Die Kosten wurden von der Stadt Düsseldorf getragen und belasteten somit nicht den Etat der Oper. Insgesamt wurden 30,7 Millionen Euro investiert. Davon entfielen 9,5 Mill. Euro auf den Hochbau und 16,2 auf die Haustechnik. Gerade bei der Elektrik, der Bühnentechnik, bei Heizung, Lüftung und im Sanitärbereich waren seit dem letzten großen Umbau 1954-56 umfangreiche Arbeiten notwendig geworden. Nun wurde Ende August mit La Traviata die Spielzeit 2007/2008 in der neu restaurierten Rheinoper glanzvoll und vor ausverkauftem Haus wiedereröffnet. Ist man nun allerorts glücklich über das Ende der Interimszeit die mobile Zwischenlösung mit ihrem ganz eigenen Charme sollte nicht vorschnell in Vergessenheit geraten. Denn es war doch eine Reise in die Ursprünge des Theaters, das wie nie danach ganz nah am Publikum war.
 

Unterstützungsabos


Mit unseren Unterstützungsabos unterstützen Sie unsere Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – und damit alle unsere kostenfreien Inhalte, also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 15€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 15,00 EUR / 1 Monat(e)*

25€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 25€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 25,00 EUR / 1 Monat(e)*
* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Kommentare (0)
Zu diesem Beitrag sind noch keine Kommentare vorhanden.

Unterstützungsabos

Mit einem Unterstützungsabo unterstützen Sie die kostenfreien Inhalte unserer Redaktion mit einem festen Betrag pro Monat – also unser Magazin, unseren Podcast, die Beiträge und die Informationen zu Büchern, Veranstaltungen oder Studiengängen auf unserer Website. 

5€-Unterstützungsabo Redaktion

Mit diesem Abo unterstützen Sie unsere Redaktion mit 5€ im Monat. Das Abonnement ist jederzeit über Ihren eigenen Account kündbar.

Preis: 5,00 EUR / 1 Monat(e)*

15€-Unterstützungsabo Redaktion

25€-Unterstützungsabo Redaktion

* Alle Preise sind inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. evtl. anfallenden Gebühren
Cookie-Einstellungen
Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig (z.B. für den Stellenmarkt), während andere uns helfen, unsere Angebote (Redaktion, Magazin) zu verbessern und wirtschaftlich zu betreiben. Einige Angebote können nur genutzt werden, wenn Cookies gesetzt wurden.
Sie können die nicht notwendigen Cookies akzeptieren oder per Klick auf die graue Schaltfläche ablehnen. Nähere Hinweise erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ich akzeptiere
nur notwendige Cookies akzeptieren
Impressum/Kontakt | AGB