Vergabe des KulturMerkur 2008

Am Freitag, dem 12.12.08 vergab die Handelskammer Hamburg gemeinsam mit der Hamburgischen Kulturstiftung zum zehnten Mal den KulturMerkur 2008. Preisträger in der Kategorie "Großes Unternehmen" ist die Norddeutsche Affinerie AG, der größte Kupferproduzent Europas; In der Kategorie "Kleines Unternehmen" die Agentur Groothuis, Lohfert, Consorten Gesellschaft für Formfindung und Sinneswandel, eine Unternehmensberatung mit außerordentlich kreativem Potenzial. Beide Preisträger haben sich in beispielhafter Weise um die Förderung von Kunst und Kultur verdient gemacht, hieß es. Ihr Engagement bereichere nicht nur das kulturelle Leben der Stadt Hamburg, sondern sei auch ein Erfolgsfaktor ihrer eigenen Unternehmenspolitik. Der Ehrenpreis soll neue Wege und Möglichkeiten der partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Kultur und Wirtschaft aufzeigen und andere Unternehmen motivieren, gleichfalls kulturfördernd tätig zu werden.

 

Im Commerzsaal der ehrwürdigen Handelskammer geriet die gut gemeinte Podiumsdiskussion zum Glück kurz, dabei war von Kultursenatorin Karin von Welck zu erfahren, dass man im kommenden Haushaltsjahr 7% mehr für die Kultur rauslassen werde und die Elbphilharmonie (mit den "überraschenden" mittlerweile insgesamt 500 Millionen Euro Kosten) ein "Sonderprojekt", sei ... . Preisübergabe und Dankesreden umrahmte der Hamburger Nachwuchs von peppig bis zartfühlend (Hip-Hop-Academy aus dem Stadtteil Billstedt, Chor des Elitegymnasiums Christianeum, Auerbach-Quartett).

 

KulturMerkur Merkur: der Planet der Aufmerksamkeit und Beobachtung von weltlichen Erscheinungen, der folgerichtige Kombinationsfähigkeit und Handlungen, der Planet der Kommunikation, Beweglichkeit des Denkens und Handelns, der Vermittlung, Koordination und Geschicklichkeit im weitesten Sinne.

 

Der Preisträger Norddeutsche Affinerie AG und die Hansestadt haben bereits einigen Stress hinter sich, zu Beginn des Jahres kaufte die Stadt nach langem Hin & Her 5% an den Aktien, um das Unternehmen in Hamburg zu halten. Die Affinerie ihrerseits hat viel ihres sauer verdientes Geldes gegeben, u.a. für die "BallinStadt", ein Auswandererwelt-Museums-Vorzeige-Projekt in der Hamburger Hafencity, Stadtteil Veddel und für die Sanierung der Türme der fünf Hauptkirchen. Hinter den Kulissen brodelt es aber schon wieder, das Unternehmen droht, die Stadt zu verlassen, sollte die ab 1.1.09 geplante Auflagenverschärfung für Kühlwasser-Einleitungen in die Elbe greifen. Oben hui und unten pfui? Wir werden sehen.

 

Wessen Aufmerksamkeit durch die notwendigen Firmenchronologien und zuweilen holprigen Reden etwas nachließ, der wurde durch die angenehm frische, klar vernehmliche, kurze, pointierte Ansprache des Preisträgers Rainer Groothuis aus seinem Wachkoma gerissen. Sie ist es wert, zumindest in Auszügen zitiert zu werden:

 

...Kultur ist die Grundlage für unseren Zugang zur Welt. Kultur ist Orientierung, Orientierung in einer Welt, die subjektiv immer unüberschaubarer wird. Kultur ist der Schlüssel, den wir brauchen, um in dieser Welt unseren Platz zu finden. Unser Zugang zu Kultur definiert auch,

 

Rainer Groothuis als würdiger Merkur der Kultur. Seine Agentur lädt im Rahmen der Reihe "Zwischen Kopf und Kragen" regelmäßig zu einem Gedankenaustausch mit Referenten aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen ein. Weiter hob er hervor: "Unser Engagement wendet sich auch gegen Geschichts- und Gesichtslosigkeit, gegen die Verwechslung von Kultur mit Bildung, gegen die Reduktion von Bildung auf 'Wissen', gegen die zunehmende kulturelle Verarmung bis weit über so genannte Mitte der Gesellschaft hinaus."

 

Zusätzlich sprach der Preisträger drei Ermunterungen aus:

 

Hanseatisch ausgelassen beging man am Abend dann das Doppeljubiläum: Zehn Jahre KulturMerkur und zwanzig Jahre Hamburgische Kulturstiftung, die Vermittlerin zwischen Kultur und Wirtschaft.