13.05.2013

Autor*in

Dirk Heinze
Günstige Verhandlungsposition

Verhandeln im Respekt vor der künstlerischen Leistung

Der Intendant der Dresdner Musikfestspiele, Jan Vogler, ist selbst Cellist und kennt die Perspektive sowohl des Künstlers als auch des Managers. Keine schlechte Voraussetzung, um bei Verhandlungen die richtige Strategie, die überzeugendsten Argumente einzusetzen.
 
Verhandeln ist bei Festivals nicht nur Tagesgeschäft, sondern auch eine relativ komplexe Angelegenheit. Mit künstlerischem Leiter oder Intendant, dem Künstlerischen Betriebsbüro (KBB) und einer Geschäftsführung stehen viele potenzielle Verhandlungsführer zur Verfügung, um Künstler zu engagieren, aber auch Verträge mit Spielstätten und Dienstleistern zu schließen oder Sponsoringgelder zu akquirieren.
 
Bei der Entscheidung vor fünf Jahren, als Jan Vogler das Musikfestival übernahm, hat er sich bewusst für die Position des Intendanten entschieden, der damit die Verantwortung für Finanzen, Verträge und natürlich das gesamte Profil des Festivals übernimmt. "Nur mit dieser Gesamtverantwortung konnte ich das Ruder herumreißen und den Kurs der Festspiele wie von der Stadt auch gewünscht - ändern", verrät Vogler im Gespräch mit Kulturmanagement Network. Trotz dieser Hierarchie, die heute formal noch gilt, arbeitet das Team der Musikfestspiele in relativ flachen Strukturen. "Wir arbeiten partnerschaftlich zusammen und versuchen, die Aufgaben so zu verteilen, dass alle Begabungen im Team genutzt werden."
 

Unter Künstlerkollegen lässt es sich leichter verhandeln

Manche Aufgaben jedoch sind bei ihm selbst am besten aufgehoben. Dank seiner weltweiten Kontakte zu namhaften Künstlerkollegen lässt es sich leichter verhandeln mit dem Ziel, die Stars nach Dresden zu locken. Mit den New Yorker Philharmonikern, die in diesem Jahr zu den Festspielen kommen, hatte Vogler bereits 2005 die Frauenkirche eröffnet, im Jahr zuvor das Dvorak-Cello-Konzert eingespielt. "Als ich die Festspiele übernahm, war mein erster Anruf bei Zubin Mehta in New York und ich habe gesagt, wir müssen es schaffen, dass Ihr wieder nach Dresden kommt."
 
In vielen Fällen jedoch hält sich der Intendant gern heraus und überlässt dem KBB das Verhandeln. Vogler spricht von der "technischen Verhandlungsführung", in die der Intendant dennoch involviert ist, weil er die Gesamtstrategie vorgibt. Mitunter ging von ihm sogar der Impuls zur Verhandlung aus, indem er an ein Künstler die Botschaft ausgab, er wolle ihn unbedingt engagieren. "Aber wenn ich dann auch noch die Verhandlung führen würde, dann würde das die Botschaft wieder schwächen", weiß Vogler. Kommen die Verhandlungen einmal ins Stocken, kann sich der Intendant dann wieder einschalten. Eine solche Aufgabentrennung erzeugt Vertrauen und erhöht die Motivation des gesamten Management-Teams.
 

Welche Rolle spielen Künstleragenturen?

Häufig jedoch stehen zwischen dem zu engagierenden Künstler und dem Festival gleiches gilt natürlich für Theater- oder Konzerthäuser - eine Agentur. Für Jan Vogler ändert dies nichts an der Ausgangssituation der Verhandlung: "Auch wenn viel geschimpft wird über Agenturen, vertreten sie im Normalfall ja letztendlich die Interessen des Künstlers. Ansonsten kann sich der Künstler ja von der Agentur trennen." Ob nun über eine Agentur oder direkt mit den Künstlern: immer geschieht es auf Basis eines Respekts vor dem Künstler. "Wenn man eine bestimmte Leistung haben möchte, dann kann man nicht mit jeder Freiheit verhandeln", rät Vogler. Das gilt im übrigen nicht nur für die Höhe des Honorars. Gerade im Hinblick auf einen meist dichtgefüllten Kalender des Künstlers müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Keiner weiß das besser als ein Intendant, der selbst künstlerisch tätig ist. "Als Künstlerkollege versuche ich, den Aufenthalt in Dresden für sie so angenehm wie möglich zu machen, dass sie sich an viele schöne Momente erinnern und man ihnen mit dem richtigen Respekt begegnet."
 
Dresdner Musikfestspiele: www.musikfestspiele.com
 

Weitere Informationen

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Schwerpunktthemas "Verhandeln". Mehr darüber lesen Sie in der Mai-Ausgabe des KM Magazins. Ein ausführliches Interview mit Jan Vogler erscheint im kommenden Magazin am 5.6.2013. Wir sprachen mit ihm über seine Zwischenbilanz bei der Profilierung der Dresdner Musikfestspiele, über den richtigen Mix zwischen Künstler, Programm und Spielstätten sowie darüber, was Mozart und Tschaikowsky mit dem British Empire zu tun haben. Das KM Magazin können Sie kostenfrei abonnieren.
 

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