29.11.2011

Autor*in

Dirk Heinze
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Zwischen Pop- und Netzkultur

Wie neue öffentlich-rechtliche TV-Sender Zugangsbarrieren abbauen wollen und dennoch unter kritischer Beobachtung stehen
Am 7. Mai startete ZDFkultur als Nachfolgeprogramm des Theaterkanals. Programmchef Daniel Fiedler spricht nach einem halben Jahr im Interview mit Kulturmanagement Network von einer durchweg positiven Resonanz. Insbesondere freute er sich über das Zuschauer-Feedback online und in den sozialen Medien. Dennoch werde es "Zeit brauchen, bis ZDFkultur akzeptiert wird."

Dies könnte auch daran liegen, dass die Digitalprogramme von ARD und ZDF generell unter Generalverdacht seitens der privaten Sender stehen, sich zu stark - und zu ihren Lasten - auf dem Markt auszubreiten. Und dies einmal mehr auch online. Da genügt der Verweis auf ein Kulturprogramm, das ein privater Anbieter wohl kaum werbe- oder gebührenfinanziert auf die Beine stellen könnte, nur bedingt. Schließlich gibt es mit 3sat und ARTE bereits seit Jahren erfolgreiche öffentlich-rechtliche Angebote. Auch ZDF.neo oder EINS Festival bieten verstärkt kulturelle Sendungen an. Mit einem durchaus ansehnlichen Etat von 12 Millionen, 2012 sogar 18 Millionen Euro, ist man in der Lage, Serien und Filme einzukaufen, die dann doch auch für das Privatfernsehen interessant gewesen wären.

Zudem drängt sich die Frage auf, ob die zunehmende Verlagerung in Spartenkanäle, die häufig schwer im Dickicht der Satelliten- oder Kabelbouquets aufzufinden sind, nicht die Wahrnehmung der Kultursendungen eher mindert. Fiedler sieht diese Gefahr überhaupt nicht: Die Kulturangebote seines Programms unterschieden sich sehr von denen des Hauptprogramms, so der Programmchef. "Eine Durchmischung der Angebote würde der Ausrichtung von ZDFkultur entgegenstehen und wäre kontraproduktiv". Dem kann man aus Markengesichtspunkten sicherlich zustimmen. Es könnte sich umsomehr lohnen, spätestens zum einjährigen Jubiläum des Kultursenders im Mai 2012 eine Umfrage unter allen Fernsehzuschauern durchzuführen. Hier nach der Bekanntheit und Unterscheidbarkeit des Programms und dem Nutzerverhalten zu fragen, dürfte wertvolle Erkenntnisse bei der Mainzer Fernsehanstalt bringen, inwieweit die Pläne aufgegangen sind, die 2008 erstmals vorgestellt wurden.

Spannend dürfte auch die Entwicklung von ORF III sein. Der österreichische Spartenkanal für Kultur und Information ist vor etwa einem Monat gestartet und setzt im Vergleich zu ZDFkultur andere Akzente: Theater und Volkskultur, Regionalität und Europa, Religion und Wissenschaft, österreichische Zeitgeschichte und Internationales bilden Programmsäulen, die nicht auf Anhieb ein klares Profil erkennen lassen. Man will sich nach eigenem Bekunden Zeit lassen: "Wir stehen nicht unter Quotendruck, können ausprobieren, basteln.", so Moderator Heinz Konzerthaus gegenüber der Zeitung "Die Presse". Dies wird die Kulturschaffenden nicht daran hindern, kritisch die Etablierung des Senders und seinen Anspruch zu begleiten. Der ORF hatte im Dezember 2009 und im September 2010 Kulturschaffende und auch die IG Kultur Österreich zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Zukunft des ORFs und der Erfüllung des Kulturauftrags eingeladen. Der neue Spartenkanal spielt in diesem Dialog sicherlich eine nicht unwesentliche Rolle. Wie ORF III, hofft auch ZDFkultur auf Zuschauer, die bisher mit dem Angebot der öffentlich-rechtlichen nichts oder nur wenig anzufangen wussten. Im kommmenden Jahr werden wir mehr wissen, ob sich diese Hoffnung erfüllt - in Österreich und in Deutschland.
 
Das Interview mit ZDFkultur-Programmchef Daniel Fiedler erschien im KM Magazin Nr. 61 (November 2011): http://www.kulturmanagement.net/downloads/magazin/km1111.pdf
 
ZDFkultur: www.zdfkultur.de
 
 

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