27.06.2022

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Christina Del Din
ist Dipl. Kauffrau, European Business Studies, und seit 2019 Leiterin der Kommunikation von Radio Bremen sowie eine der neun ARD Kommunikations-Chef:innen. Zielsetzung der Abteilung ist es, Radio Bremen, seine Programme, Marken, Formate und den Wert für die Gesellschaft, mit allen Mitteln der Kommunikation optimal in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu gehören die Kompetenzfelder Presse, interne Coms., Marketing, Events und Public Value. Zuvor hat Del Din PARSHIP aufgebaut und Tipp24 -Lotto im Internet- als Geschäftsführerin mit an die Börse gebracht. Zuletzt hat sie die Abteilung Identity&Communications der UniCredit geleitet. Marketing, Presse und Identität mit dem Arbeitgeber sind Themen, die sie seit über 20 Jahren verantwortet und leidenschaftlich vertritt. 
Berufsbilder im Kultur- und Medienbetrieb

Kommunikations-Chef*in im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

"Kommunikation ist alles", lautet Christina Del Dins (berufliches) Motto. Ihr Kommunikationstalent konnte sie bei Unternehmen wie Orange, Parship, UniCredit sowie ihrer eigenen Beratungsagentur "Del Din Consulting" unter Beweis stellen und ihre damit verbundenen Fähigkeiten ausbauen, bevor sie 2019 beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk anfing. Welche Aufgaben dort als eine der Kommunikations-Chef:innen der ARD und Leiterin der Kommunikationsabteilung bei Radio Bremen in ihren Bereich fallen und was ihr dabei besonders wichtig ist, darüber berichtet sie uns im Berufsbild-Interview.

Themenreihe Berufsbild

Liebe Frau Del Din, was waren Ihre wichtigsten beruflichen Stationen? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
 
In 25 Jahren Berufsleben waren es sieben Stationen. Welche das waren, finden Sie auf den gängigen Business-Netzwerken, wie etwa LinkedIn. Es gab Ratgeber, die mich anfangs darauf hinwiesen, dass es nicht karriereförderlich sei, alle drei Jahre den Arbeitgeber zu wechseln. Mein Plan war es allerdings auch gar nicht Karriere zu machen. Wichtig war mir damals - und ist es auch heute noch -, im Job Spaß zu haben und mich ständig neuen Herausforderungen zu stellen. Und was soll ich sagen: Mit der Leidenschaft kam die Karriere völlig von allein! 
 
Wichtige Stationen mit neuen Herausforderungen zu finden, hat viel mit Eigeninitiative zu tun. Die prägendsten Stationen waren die, in denen Menschen an mich geglaubt haben, mir ein paar zu große Schuhe hingestellt haben, mich haben stolpern lassen, ich hineinwachsen durfte, um dann für die Aufgabe neue Wege zu finden. Diese Art der Führung hat mich geprägt und ist das, was auch mir in der Zusammenarbeit mit meinem Team am meisten Spaß macht.
 
Welche Aufgaben fallen heute in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus und was erfüllt Sie dabei mit besonderer Freude?
 
Ich trinke morgens um 6 Uhr auf unserer Terrasse einen Tee - ein Ritual, welches mich positiv in den Tag starten lässt. Dann verfalle ich 30 Min meiner News-Sucht und überfliege einige ausgewählte Tageszeitungen und Newsletter. Ich wecke unsere zwei Söhne und meinen Mann, bevor wir uns alle gegen 7.45 Uhr auf unsere unterschiedlichen Wege machen. 
 
Als Leiterin der Abteilung Kommunikation von Radio Bremen hatte ich vor drei Jahren die große Chance, diesen ganzen Bereich neu aufzubauen. Ich habe das Team zusammengesucht und überlegt, welche Bereiche wir verantworten sollten. Heute sind dies: Marketing, Events, Presse, Interne Kommunikation und Public Value. Während meines Arbeitstages stehe ich meinem Team für Beratung, Entscheidung oder Informationen zur Verfügung. Ich bin Team-Mitglied des erweiterten Direktoriums und darf die Rahmenbedingungen für Radio Bremen mitgestalten. Und mein coolster Titel ever ist: "Kommunikations-Chefin der ARD" (KC). Jede Landesrundfunkanstalt hat eine:n solche:n KC. Gemeinsam stimmen wir Kommunikations- und Marketing-Linien ab. Als viel entscheidender sehen wir aber die Aufgabe, den Menschen die ARD näher zu bringen. Zu erklären, warum unabhängiger Journalismus so wichtig für eine Demokratie ist, in der wir hier alle leben dürfen. Und da sind wieder der Spaß und die Freude, neue Wege zu finden und einen sinnvollen Job zu machen.
 
Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen?
 
Ich habe European Business Studies mit dem Schwerpunkt Marketing in Osnabrück, London und Brüssel studiert. Mein Studium war auf Englisch, wir mussten endlos oft präsentieren und mehrfach Produkte aus dem Ausland ins Inland theoretisch importieren und umgekehrt. Dieses ständige Überlegen: "Warum brauchen Menschen dieses Produkt und wie erreiche ich andere Kulturen?", hat mir sofort in der Arbeitswelt geholfen.  
Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?
 
Wir waren eine Studiengruppe von 30 Leuten, dazu kamen immer 30 ausländische Studierende. Die Lehrkräfte arbeiteten oft parallel in der Wirtschaft und hatten den Wunsch, Wissen weiterzugeben. Sie haben uns wirklich gut auf die Arbeitswelt vorbereitet. Noch mehr Auslandsaufenthalte hätten den Spaß weiter gesteigert. 
 
Ich bin fest davon überzeugt, dass es absolut wichtig ist, sich immer wieder mit Seminaren oder Trainer:innen weiterzubilden und auf dem neusten Stand zu halten. 
 
Wie hat sich ihr Berufsbild in den letzten Jahren verändert? Und wie wird es sich voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln?
 
Die Kanäle, über die wir Menschen ansprechen, haben sich stark verändert. Jede Ausgabe eines Euros so zielgruppengenau platzieren zu können, messen zu können und kurzfristig nachjustieren zu können, ist großartig. Wir wissen heute über A/B-Tests schnell, welches Werbemittel die Menschen, die wir erreichen möchten, am besten anspricht. Eine super spannende Entwicklung. 
 
Im Falle der Medienhäuser ist das Unterhaltungsangebot mit Netflix, Amazon Prime, etc. und unendlich vielen Podcasts explodiert und wir müssen um die freie Zeit der Menschen buhlen. Zum Glück ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk früh mit der Mediathek und guten Apps eingestiegen. Neu ist, dass die Menschen selbst entscheiden wollen, wann sie etwas konsumieren wollen und wie die entsprechenden Märkte darauf reagieren. Selbst Arztpraxen haben am Wochenende oder bis spät abends geöffnet und das sehen wir ja auch immer mehr in der Kulturbranche.
 
Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können sie jungen Kulturmanager:innen in solchen Situationen mit auf dem Weg geben? 
 
Ich glaube fest daran, dass man mit den Menschen und potentiellen Kund:innen beziehungsweise Besucher:innen in Dialog treten muss. Als ich in der Gründungszeit bei Parship gearbeitet habe, haben wir regelmäßig Kund:innen zu uns eingeladen und sie gebeten, uns zu erzählen, was nicht gut an dem Produkt ist und was sie sich noch wünschen. Ich hatte aber auch einen Arbeitgeber aus der Old Economy, der diesen Ansatz nicht geteilt hat und ich musste mich durchsetzen. Es sah eine Weile so aus, als würde das nicht klappen. Der erste Versuch war dann ein riesiger Erfolg und selbst die Vorstände teilten auf einmal die Begeisterung für meine Art des Dialogs und der Kommunikation.
 
Mein Rat: Bleiben Sie an einer guten Idee dran und setzen Sie einen kleinen Versuch durch, wenn Sie auf Widerstände treffen. Aus meiner Sicht und heutigen Aufgabe ist der Dialog mit den Menschen sehr wichtig und kann durch nichts ersetzt werden.

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