10.01.2012
Themenreihe Besucherforschung
Autor*in
Sigrid Bekmeier-Feuerhahn
Jahrestagung des Fachverbands Kulturmanagement
Neue Beteiligungsformen, interaktive Kulturwahrnehmung
Am 12. Januar beginnt in Lüneburg die 6. Jahrestagung des Fachverbands Kulturmanagement zum Thema Publikumsforschung. Wir sprachen im Vorfeld mit Sigrid Bekmeier-Feuerhahn, Professorin für Kommunikation und Public Relations an der Leuphana Universität Lüneburg.
Themenreihe Besucherforschung
Das Gespräch führte Dirk Heinze.
Kulturmanagement Network: Die Jahrestagung des Fachverbands widmet sich der Publikumsforschung und kündigt eine Diskussion über neue Beteiligungsformen und interaktive Kulturwahrnehmung an. Was ist darunter zu verstehen, und was können wir an neuen Erkenntnissen erwarten?
Sigrid Bekmeier-Feuerhahn: Wir unterscheiden grob zwischen (realem) Publikum und potenziellen Publikum. Das reale Publikum nimmt Kultur bereits heute wahr und nutzt mehr oder weniger selektiv das Angebot der Kulturinstitutionen; dieses wollen sich die Kulturanbieter gern erhalten. Das potenzielle Publikum kann und muss von den Kulturanbietern durch innovative Angebote neu angesprochen werden. Dabei ist zu beachten, dass sich in den letzten Jahren zunehmende gesellschaftliche Veränderungen auch auf das reale wie potenzielle Kulturpublikum ausgewirkt haben. Unser Alltag ist bspw. zunehmend geprägt durch die steigende Nutzung an sozialer Vernetzung, schnelle und ständig mögliche Kommunikation, einfach realisierbare Möglichkeiten der öffentlichen Selbstdarstellung sowie Mitsprache auf Facebook, Blogs, Foren etc. Auch im Kulturbereich steigen die Erwartungen des Publikums, nicht nur an den Bildungs- und Unterhaltungswert, sondern auch an die Möglichkeiten, sich einzumischen, mitzusprechen, sich aktiv beteiligen zu können. Sowohl in der Praxis wie auch in der wissenschaftlichen Besucherforschung verlangt dies nach neuen Denkweisen und Ansätzen. Auf der Tagung werden daher genau solche Forschungen und Konzepte präsentiert, die sich auf innovative Weise mit diesen gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen. Ziel ist es, Erklärungen, Strategien und Instrumente zu finden, um kulturelles Schaffen zukunftsgerichtet zu gestalten.
KMN: Bestandteil jeder Jahrestagung ist auch ein Doktorandenkolloquium. Mit welchen Themen beschäftigen sich aktuell die jungen Kulturmanagement-Forscher, und inwieweit kommen die Ergebnisse der Master- und Doktorarbeiten der kulturellen Praxis zugute?
Sigrid Bekmeier-Feuerhahn: Die eingereichten Beiträge zum Doktoranden Kolloquium sind entsprechend der Arbeitsweise im Kulturmanagement interdisziplinär ausgelegt und thematisch vielfältig. Die Fragestellungen reichen von der Beschäftigung mit neuen Ansätzen aus dem Kulturmarketing, wie z.B. Theaterbranding, über auf den ersten Blick klassische Praxisthemen wie Besucherbeziehungsmanagement bis zu übergreifenden kulturpolitischen Themen. Auffällig ist jedoch, dass eine recht ausgeglichene Mischung besteht, aus Doktoranden von rein wissenschaftlichen Instituten sowie Doktoranden, die direkt aus der Praxis kommen und Ihre Erfahrungen wie Ergebnisse aus dem unmittelbaren Austausch beziehen.
KMN: Der Fachverband veranstaltet nun zum 6. Mal eine Jahrestagung. Wie hat sich die Arbeit des Verbands seit seiner Gründung entwickelt - was konnte bewirkt werden, und wie gestaltet sich der Austausch zwischen den Tagungen
Sigrid Bekmeier-Feuerhahn: Insgesamt ist der Fachverband in den sechs Jahren seines Bestehens kontinuierlich gewachsen und hat sich heute zu einer beachtlichen und nicht mehr übersehbaren Institution in der Kulturlandschaft entwickelt. So hat sich die Zahl seiner Mitglieder nahezu verfünffacht und repräsentiert mit seinen heute mehr als 50 institutionellen und persönlichen Mitgliedern einen beträchtlichen Anteil der im deutschsprachigen Kulturmanagement tätigen ForscherInnen und Lehrenden.
Zu dieser erfolgreichen Entwicklung haben sicherlich auch die regelmäßig stattfindenden Jahreskonferenzen des Fachverbandes beigetragen, auf denen Fachleute und Interessierte spezifische Themen aus dem Kulturmanagement unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis diskutieren. In diesem Sinne haben sich die letzten Fachverbandstagungen zum Kulturmanagement mit Grundsatzfragen zur Ausrichtung, Bedeutung und dem Spannungsfeld von Kulturmanagement in Theorie und Praxis auseinandergesetzt, sowie mit dessen gesellschaftlichen Aufgaben und Ansprüchen. Demgegenüber fokussiert die diesjährige Tagung mit dem Schwerpunkt-Titel "Zukunft Publikum. Neue Beteiligungsformen und interaktive Kulturwahrnehmung" auf eine sehr handlungskonkrete und anwendungsorientierte Thematik. Die unterschiedlichen Themenschwerpunkte der Jahrestagung greift auch das regelmäßig erscheinende Jahrbuch für Kulturmanagement wieder auf und ermöglicht zudem eine Diskussion der erörterten Fragen und erarbeiteten Erkenntnisse über die Grenzen des Fachverbands hinaus.
KMN: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen eine erfolgreiche Tagung!
Informationen zur Tagung finden Sie hier: www.fachverband-kulturmanagement.org/6-jahrestagung-des-fachverbands-fur-kulturmanagement/
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