08.10.2024

Themenreihe Karriere

Autor*in

Leticia Labaronne
ist Professorin für Kulturmanagement und leitet das Zentrum für Kulturmanagement der ZHAW sowie das Masterprogram Arts Management. Sie engagiert sich in verschiedenen Fachgremien, beispielsweise als Advisory Board bei ENCATC, das von der UNESCO mitbegründete European Network on Cultural Management and Policy. 
 
KMN Kultur-Karrieren

Einblicke in den beruflichen Werdegang ehemaliger KMN-Mitarbeitenden Teil II

Das 20-jährige Firmenbestehen von KMN ist für uns untrennbar mit einer Vielzahl von Kultur-Karrieren verbunden: Denn über diese Jahre hinweg haben wir viele junge Menschen als HiWis, Praktikant*innen oder Volos bei ihrem Start in die Kulturwelt begleitet. Wie es für einige von ihnen danach weiterging und wo sie heute beruflich stehen, darin geben sie uns in dieser Reihe anlässlich unseres Jubiläums Einblicke. So auch Prof. Dr. Leticia Labaronne, die auf einen vielseitigen wie konsequenten Werdegang blicken kann: Dieser hat sie bislang vom erfolgreichen internationalen Kulturschaffen über die Kulturpraxis bis zur Forschungs- und Lehrtätigkeit im Kulturmanagement geführt.

Themenreihe Karriere

Liebe Leticia, was war als Kind dein Traumberuf?
 
Ballet-Tänzerin! Ich liebte die klassischen Stücke wie den Schwanensee und den Nussknacker. Mit vier Jahren begann ich mit Ballettunterricht. Ab der Schule besuchte ich parallel dazu das nationale Tanzkonservatorium in Buenos Aires, wo ich geboren und aufgewachsen bin. 
 
Danach absolvierte ich mit einem Fulbright-Stipendium eine Ausbildung im Bereich Darstellende Künste in New York. Als professionelle Ballett-Tänzerin engagierten mich später viele europäische Bühnen, u.a. das Hessische Staatstheater in Wiesbaden oder das Landestheater in Salzburg.
 
Wie verlief dein beruflicher Werdegang dann weiter?
 
Neben meiner Tätigkeit als Kunstschaffende erwarb ich 2008 einen Bachelor in International Studies in England im Fernstudium. Nach meiner langjährigen Tanzkarriere arbeitete ich an der Oper Frankfurt im Bereich Kulturmanagement. 2009 absolvierte ich an der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, eine der führenden Schweizer Hochschulen, einen Master of Science (MSc) in Business Administration mit Vertiefung Public und Nonprofit Management. Gleichzeitig begann ich meine Tätigkeit hier am Zentrum für Kulturmanagement (ZKM) der ZHAW - zuerst im Mittelbau, dann als Senior Research Associate später als stellvertretende Zentrumslleiterin. 
 
Mit dem Forschungsschwerpunkt meiner Dissertation 2015-2019 konnte ich den Bogen zu meiner früheren künstlerischen Tätigkeit schliessen: Ich habe zur Evaluation im Bereich der darstellenden Künste am WÜRTH Chair of Cultural Production der Zeppelin University doktoriert. Mir war wichtig, mein Fachwissen und meine Erfahrung gewinnbringend anzuwenden, um neue Forschungsparadigmen zu erforschen, die die Komplexität künstlerischer Aktivitäten besser erfassen. 2019 übernahm ich die Leitung des Zentrums für Kulturmanagement mit Gesamtverantwortung für die vier Leistungsbereiche Forschung, Lehre, Weiterbildung und Beratung. 2022 erfolgte die Ernennung zur Professorin für Kulturmanagement.
 
Wie und wann kamst du mit dem KMN in Berührung?
 
Das Zentrum für Kulturmanagement kooperierte damals mit Kultur Management Network zum Aufbau und zur Entwicklung des Networks in der Schweiz. Ich konnte daran mitarbeiten - mein erstes Projekt an der ZHAW im Jahr 2009. Dadurch bekam ich einen ersten großen Einblick im Kulturmanagement und blieb seitdem mit dem KMN immer eng verbunden - beispielsweise bei Publikationen. Gestärkt wurde der Austausch über den Fachverband Kulturmanagement, in dem das Zentrum für Kulturmanagement Gründungsmitglied ist und ich von 2016-2021 im Vorstand engagiert war.
Wie sieht dein Arbeitsalltag heute aus?
 
Mein Arbeitsalltag ist geprägt von der engen Verzahnung in der Aus- und Weiterbildung sowie Forschungs- und Beratungstätigkeit, die das Zentrum für Kulturmanagement bzw. die ZHAW als Hochschule für Angewandte Forschung charakterisiert. Zum Daily Business gehören sowohl das Unterrichten und Personalführung als auch langfristige strategische Arbeit, wie die Entwicklung von Curricula und Forschungsanträgen oder das Verfassen von Publikationen. Dazu kommen einige ehrenamtlich Engagement und Gremienarbeit als Teil des Editorial Boards beim Journal of Arts Management, Law and Society oder als Vizepräsidentin von ENCATC, dem European Network on Cultural Management and Cultural Policy.
 
Ist dein Alltag so, wie du ihn dir vorgestellt hast?
 
Nun bin ich bereits seit 15 Jahren an der ZHAW und es gibt immer wieder spannende Begegnungen mit inspirierenden Persönlichkeiten aus dem Kultursektor sowie Hochschulumfeld, was die Arbeit und den Alltag bereichern. Das Team des ZKM hat mittleiweile sieben wissenschaftliche Mitarbeitende und ich darf ebenso auf ein großartiges und kompetentes Team zählen. Auch der Kontakt mit den Teilnehmenden unseres exekutive Masterprogramms im Arts Management bereitet mir sehr viel Freude.  
 
Von der Bühne in die Leitungsrolle: Wie strategisch hast du deine Karriere geplant? 
 
Als Tänzerin habe ich natürlich noch nicht an eine akademische Karriere gedacht, doch ich hatte schon immer den Wunsch, in der Kultur zu bleiben, mich mit spannenden Inhalten zu befassen und interessante Menschen kennenzulernen. Ich habe also meinen beruflichen Werdegang dahingehend immer inhaltlich gesteuert: Über die Leidenschaft für Ballett in der Kulturpraxis bis zur Forschungs- und Lehrtätigkeit im Kulturmanagement. Dies hat mich in verschiedene Länder geführt und schlussendlich ins Hochschulumfeld.
 
Mein Werdegang ist vielseitig mit einigen Umwegen und vereint gleichzeitig Leidenschaft mit inhaltlicher Konsequenz. Der Wechsel zwischen Theater und Hochschule, zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Körper und Sprache (insbesondere in einer Fremdsprache, denn meine Muttersprache ist Spanisch) war nicht immer leicht. Aber noch heute profitiere ich von meiner Ballettausbildung: beispielsweise von dem antrainierten Durchhaltevermögen wie Disziplin in der Forschung oder auch Bühnenpräsenz im Unterricht. Zudem entdecke ich mit meinen Forschungsschwerpunkten den Bezug zur Kulturpraxis immer wieder neu. 
 
Was erforscht du demnächst im Kulturbereich?
 
Die nächsten vier Jahre erforscht unser Institut gemeinsam mit der Universität Lausanne, Institut of Sustainability, wie der Kulturbereich nachhaltiger agieren kann. Zwei Millionen Franken Fördermittel haben wir aus dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) für das Forschungsprojekt "Culture goes sustainable" bekommen. Das übergeordnete Ziel ist es, ein kohärentes Paket von Wissen, Instrumenten und Prozessen zu schaffen, um Museen und Theaterhäuser weltweit zu befähigen, den Übergang zur Nachhaltigkeit zu beschleunigen. Kultureinrichtungen fungieren als Multiplikatoren, die Bewusstsein schaffen und Veränderungen im Denken und Handeln bewirken. Mit mehr Wissen, Zusammenarbeit und Unterstützungen können kulturelle Institutionen mittelfristig zu Nachhaltigkeitsvorbildern werden und einen umfangreichen positiven Beitrag zur globalen Nachhaltigkeitsagenda leisten. Ich freue mich sehr, hierfür mit Kulturinstitutionen sowie Akteur*innen aus Kulturpolitik aus der ganzen Welt zu arbeiten - auch mit KMN. Denn das Forschungsprojekt ist stark praxisorientiert. Heißt: Ich freue mich, weiterhin mit KMN zu kooperieren und über das Netzwerk zeitnah Forschungsergebnissen in der Praxis zu vermitteln. 
 
Anm. d. Red.: Weitere Portraits zu ehemaligen KMN-Mitarbeitenden finden Sie über diese Karriere-Reihe hinaus auch in der 179. Ausgabe des KMN Magazins anlässlich unseres 20. Firmenjubiläums sowie weitere Eindrücke des aktuellen Kernteam in der 10. Plauschfolge unseres Podcasts "Dienstags im Koi".
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