05.06.2006

Autor*in

Claudia Brinker
Rückblick Symposium "Corporate Cultural Responsibility" 2006

Corporate Cultural Responsibility

In Zeiten, in denen die öffentlichen Mittel immer knapper werden und viele kulturelle Unternehmungen nur noch durch die Unterstützung privater Investoren ermöglicht werden können, nehmen Fragen nach Kooperationen zwischen Kultur und Wirtschaft und dem Kultursponsoring einen immer bedeutenderen Stellenwert ein. Neue Projekte und Begrifflichkeiten wie "Cultural Responsibilty", sprich die "Kulturförderung als selbstverständlicher Teil des gesellschaftlichen Engagements von Unternehmen" nehmen an Bedeutung zu. Aus diesem Grund hatte der Kulturkreis der Deutschen Wirtschaft im BDI e.V. und der Arbeitskreis Kultursponsoring zum ersten Symposium zum Thema "Corporate Cultural Responsibilty" am 1. Juni nach Berlin eingeladen.
Den ca. 200 Tagungsteilnehmern aus Kultur und Wirtschaft wurde ein informatives und vielseitiges Programm geboten mit Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.

In seiner Eröffnungsrede erläuterte Dr. Michael Roßnagl die Bedeutung des Arbeitskreises Kultursponsoring innerhalb des Kulturkreises der Wirtschaft, der sich seit seiner Gründung 1996 der Kommunikation zwischen Kultur und Wirtschaft widmet und als einen der wichtigsten Erfolge der letzten Zeit auf den Sponsoring-Erlass verweisen kann. Gleichzeitig verwies er aber auch auf die Schwierigkeiten des Kultursponsorings, gegenüber anderen Bereichen entziehe es sich einer reinen win-win Beziehung zwischen dem Geförderten und dem Förderer.



Anschließend wurde das Thema Kulturförderung, fokussiert auf die Perspektive der Wirtschaftsunternehmen, in drei Foren vertieft: "Personalentwicklung und Corporate Cultural Responsibility", "Kreativität im Unternehmen durch Kunst und Kultur" und schließlich die "Strategische Ausrichtung der Kulturförderung am Unternehmensziel". Hier debattierte Prof. Dr. Manfred Schwaiger mit dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Michael Hutter von der Universität Witten/Herdecke (der den Begriff "Corporate Cultural Responsibility" in Anlehnung an "Corporate Social Responsibility" eingeführt hat) und dem Unternehmensberater Andreas Steinert. Hutter unterscheidet drei Mittel der Kunst- und Kulturförderung: Sponsoring, Collection (Kunst Sammlungen) und Engagement für Belange der Kunst unter Einbeziehen der Mitarbeiter. In der Diskussion wurde deutlich, dass Unternehmen die Kulturförderung zwar eindeutig im Bereich der gesellschaftlichen sehen, aber bisher ihre strategischen Ziele für gezieltes Engagement im Kulturbereich nur unscharf definieren und gleichzeitig ein massives Kommunikationsdefizit zu verzeichnen sei. Immer wieder tauchte in der Diskussionsrunde die schwierige Messbarkeit der Kulturförderung auf. So sei die Wirkung von sozialen Projekten viel genauer zu beschreiben als bei Kulturprojekten. Aber erst wenn eine gewisse Messbarkeit erreicht sei, sind Unternehmen zur Kulturförderung zu animieren. Hier zeige sich ein deutlicher Vorteil für Familienunternehmen, die sich gerade mit Engagement in der Kultur besser positionieren können. Insgesamt blieb aber der Eindruck bestehen, das die unternehmerische Kulturförderung noch in den Kinderschuhen stecke, denn "es wird dauern, bis die Leute erkennen, dass wir nie wieder in die Zeit zurückkehren, in der der Staat alles ermöglicht."



Auf dem Nachmittagsprogramm standen drei Referate, die sich dem Thema aus ganz unterschiedlichen Positionen näherten. Der Soziologe Dr. Backhaus-Maul konstatierte eine in der öffentlichen Meinung zunehmend geforderte gesellschaftliche Verantwortung von Wirtschaftsunternehmen. Vor diesem Hintergrund birgt Engagement für Kunst und Kultur neue Chancen für Wirtschaftsunternehmen, die Gesellschaft mit zu gestalten, wenngleich - positiv betrachtet - Kulturförderung auch immer mit "Risiken und Nebenwirkungen" verbunden sei. Im Vergleich zu anderen Ländern wie Österreich oder den USA üben deutsche Unternehmen immer noch "zarte Zurückhaltung in ihrem Engagement." Der Theologe Prof. Dr. Dr. Hemel ging in 6 Thesen zur Kunst der Frage nach, ob sich "wirtschaftlicher und ethischer Gewinn widersprechen."

Schließlich referierte der Journalist und Gründer des erfolgreichen Kulturmagazins "Cicero", Dr. Wolfram Weimar, über zunehmende Medialisierung der Gesellschaft. In einem Umfeld, in dem der achtstündige Medienkonsum zum Durchschnitt geworden ist, sieht Weimar den Erfolg des "Cicero" als einen Beweis dafür, dass die "Kultur zum Gegenpol der gesellschaftlichen Boulevardisierung" werde. Kulturschaffende müssten verstehen, die Medien genauso zu umgarnen, wie es die Politiker täten. "Erfolgreiche Kulturprojekte seien systematisch und medial gedacht", gab Weimar seinen Zuhörern mit auf den Weg.

Im Anschluss an das Symposium fand die Verleihung des 1. Deutschen Kulturförderpreises statt. Dieses Projekt hat eine enorm große Resonanz hervorgerufen. Über 400 Unternehmen hatten sich an der Initiative des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft im BDI e.V. beteiligt. Gewürdigt wurde herausragendes kulturelles Engagement von Unternehmen. Die Preise waren nach Unternehmensgröße in drei Kategorien eingeteilt: In der Kategorie "kleine Unternehmen" (bis 200 Mitarbeiter) gewann die AXA Art Köln mit ihrem Museumsprojekt "AXA Art Research Grant", eine Forschungsarbeit zur Verlängerung der Lebensdauer von zeitgenössischer Kunst. Für die "mittleren Unternehmen" (bis 2000 Mitarbeiter) wurde das Frankfurter Bankhaus B. Metzler mit seiner Aktion "Das Ohr liest mit" ausgezeichnet, ein Förderprojekt, das das Lesen, Zuhören sowie die Teamfähigkeit von Kindern stärkt. In der Kategorie "Große Unternehmen" ging der Preis an die Allianz AG München für ihre Initiative "European Borderlines", ein überregionales Projekt zum Kulturaustausch mit Osteuropa.
Anscheinend hatten sich die Juroren bei der Auswahl der zahlreichen gelungenen kulturellen unternehmerischen Initiativen schwer getan und so wurden neben den drei Gewinnern auch in jeder Kategorie noch Zusatzgewinner ausgezeichnet.

Hatte das Symposium gezeigt, dass Corporate Cultural Responsibiliy in Deutschland noch "in den Kinderschuhen" steckt, so war die anschließende Preisvergabe des Wettbewerbs und die große Resonanz des Wettbewerbs von Seiten der teilnehmenden Unternehmen das beste Beispiel dafür, dass sich die Wirtschaft bewegt und ihr kulturelles Engagement intensiviert. Interessant in diesem Zusammenhang ein weiteres Ergebnis einer Umfrage des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, nämlich dass der Mittelstand und nicht die großen börsennotierten Unternehmen die tragende Säule der Kulturförderung in Deutschland übernommen hat.

Durch die Unterstützung und Beteiligung der Süddeutschen Zeitung und des Handelsblatts, die beide eine Sonderbeilage zum "Deutschen Kulturförderpreis" herausgebracht haben, war eine große öffentliche Wahrnehmung der Initiative gewährleistet. So bleibt zu hoffen, dass nach diesem erfolgreichen Start die "Cultural Corporate Responsibility" - das bürgerschaftlichen Engagements für die Kultur - für Unternehmen in Deutschland weiter an Bedeutung gewinnt.
 

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