31.05.2012
Universität Basel Centre for Philanthropy Studies (CEPS)
Schweizer Stiftungsreport 2012
Weiterhin Wachstum
Der Schweizer Stiftungssektor wächst weiter.
2011 wurden in der Schweiz 374 neue Stiftungen gegründet. Spitzenreiter in Bezug auf die Gesamtzahl der eingetragenen Stiftungen ist wie im Vorjahr der Kanton Zürich, gefolgt von den Kantonen Waadt, Bern und Genf. Damit waren im vergangenen Jahr 12751 gemeinnützige Stiftungen aktiv, so viele wie nie zuvor. Auch das Stiftungsvermögen ist trotz der Finanzkrise deutlich angestiegen und beträgt über 70 Milliarden Franken. Dieser erfreuliche Trend kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Stiftungswesen in einem Umbruch befindet in der Schweiz wie in Europa. Der gestern präsentierte Schweizer Stiftungsreport 2012 bietet neue Ein- und Ausblicke.
Die Schweiz gehört zu den spendabelsten Ländern Europas. Neben privaten Spenden von jährlich rund 1.3 Milliarden Franken schütten gemeinnützige Stiftungen in der Schweiz jedes Jahr zwischen ein und zwei Milliarden Franken aus. Mit 374 gemeinnützigen Stiftungen wurde im vergangenen Jahr mehr als eine Stiftung pro Tag gegründet. Abgesehen von 2009 ist dies jedoch ein geringerer Wert als in den vergangenen Jahren. Damit bestätigt sich der im letztjährigen Stiftungsreport nachgezeichnete Zusammenhang von Stiftungsgründungen und wirtschaftlichem Wachstum. Basierend auf einer aktuellen Umfrage bei den Schweizer Stiftungsaufsichten liefert der Stiftungsreport 2012 erstmals seit 2005 genaue Zahlen zum Stiftungsvermögen der gemeinnützigen Stiftungen in der Schweiz, welche ein Gesamtvermögen von über 70 Milliarden Franken ausweisen. Im Durchschnitt verfügt eine klassische Stiftung in der Schweiz damit über ein Vermögen von 6.2 Millionen Franken.
Weiterhin starkes Wachstum in der Romandie
Wie bereits im Vorjahr verzeichnet der Kanton Genf mit 4.4% Wachstum den grössten Zuwachs an Stiftungsgründungen in der Schweiz, gefolgt vom Kanton Zürich mit 3.5% und dem Kanton Basel-Stadt mit 3.3%. Die absolut meisten Stiftungen wurden mit 78 Neugründungen im Kanton Zürich errichtet, gefolgt von den Kantonen Genf mit 47 und Bern mit 37 neuen Stiftungen. Schlusslicht unter den zehn grössten Stiftungskantonen ist absolut wie relativ der Kanton Wallis mit fünf Neugründungen. Gemessen an der Stiftungsdichte bleibt der Kanton Basel-Stadt mit 46,4 Stiftungen auf 10000 Einwohner der mit Abstand stiftungsreichste Kanton. Der Schweizer Durchschnitt bei der Stiftungsdichte liegt bei 16 Stiftungen pro 10000 Einwohner.
Wie bereits im Vorjahr verzeichnet der Kanton Genf mit 4.4% Wachstum den grössten Zuwachs an Stiftungsgründungen in der Schweiz, gefolgt vom Kanton Zürich mit 3.5% und dem Kanton Basel-Stadt mit 3.3%. Die absolut meisten Stiftungen wurden mit 78 Neugründungen im Kanton Zürich errichtet, gefolgt von den Kantonen Genf mit 47 und Bern mit 37 neuen Stiftungen. Schlusslicht unter den zehn grössten Stiftungskantonen ist absolut wie relativ der Kanton Wallis mit fünf Neugründungen. Gemessen an der Stiftungsdichte bleibt der Kanton Basel-Stadt mit 46,4 Stiftungen auf 10000 Einwohner der mit Abstand stiftungsreichste Kanton. Der Schweizer Durchschnitt bei der Stiftungsdichte liegt bei 16 Stiftungen pro 10000 Einwohner.
Wachsende Herausforderungen für Stiftungsräte
Die Entwicklungen an den Finanzmärkten wirken nicht nur auf die Anzahl der Neugründungen ein, sondern fordern die Stiftungsverantwortlichen auch in der operativen Arbeit. In einem von tiefen Renditen und anhaltend hohen Finanzmarktrisiken geprägten Umfeld wird die Vermögensanlange auch bei Stiftungen zu einer immer stärker herausfordernden Managementaufgabe. Viele Stiftungen stehen vor dem Entscheid, entweder ihr Fördervolumen den geringeren Erträgen anzupassen oder ihr Vermögen anzugreifen, um den Ertragsausfall zu kompensieren. Auf der Suche nach Alternativen zu Kapitalerhalt und rein rendite-orientierter Vermögensanlage werden zunehmend neue Ansätze wie Mission-related oder Impact Investment diskutiert. Ziel dabei ist es, auch das Stiftungsvermögen selbst in die Zweckerfüllung einzubeziehen, etwa indem die Vermögensanlage mit dem Stiftungszweck kompatibel gestaltet oder zumindest vermieden wird, dass die Vermögensanlage dem Stiftungszweck aktiv entgegenwirkt. Ein Gastartikel im Stiftungsreport 2012 bietet eine erste begriffliche und inhaltliche Übersicht über die verschiedenen Konzepte und Ansätze sowie den Stand der Diskussionen.
Die Entwicklungen an den Finanzmärkten wirken nicht nur auf die Anzahl der Neugründungen ein, sondern fordern die Stiftungsverantwortlichen auch in der operativen Arbeit. In einem von tiefen Renditen und anhaltend hohen Finanzmarktrisiken geprägten Umfeld wird die Vermögensanlange auch bei Stiftungen zu einer immer stärker herausfordernden Managementaufgabe. Viele Stiftungen stehen vor dem Entscheid, entweder ihr Fördervolumen den geringeren Erträgen anzupassen oder ihr Vermögen anzugreifen, um den Ertragsausfall zu kompensieren. Auf der Suche nach Alternativen zu Kapitalerhalt und rein rendite-orientierter Vermögensanlage werden zunehmend neue Ansätze wie Mission-related oder Impact Investment diskutiert. Ziel dabei ist es, auch das Stiftungsvermögen selbst in die Zweckerfüllung einzubeziehen, etwa indem die Vermögensanlage mit dem Stiftungszweck kompatibel gestaltet oder zumindest vermieden wird, dass die Vermögensanlage dem Stiftungszweck aktiv entgegenwirkt. Ein Gastartikel im Stiftungsreport 2012 bietet eine erste begriffliche und inhaltliche Übersicht über die verschiedenen Konzepte und Ansätze sowie den Stand der Diskussionen.
Aktuelle Diskussionen im Stiftungsland Schweiz
Parallel zum zunehmenden Professionalisierungsbedarf in Stiftungsräten wächst auch die Diskussion rund um die Honorierung der obersten Organe, die bis dato mehrheitlich ehrenamtlich arbeiten. Gemäss Schätzungen erbringen Ehrenamtliche und Freiwillige in der Schweiz jährliche Arbeitsleistungen, die rund 80'000 Vollzeitstellen entsprechen. Allein Stiftungen weisen einen geschätzten Bedarf von gegen 76'000 Stiftungsräten auf. Ein im Report enthaltener Gastartikel führt in das Thema ein und stellt den aktuellen Stand der Diskussionen vor. Bereits seit einigen Jahren wird von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Schweiz weder ein umfassendes Stiftungsregister noch verlässliche Daten zum Stiftungssektor insgesamt gibt. Ein Blick ins benachbarte Ausland zeigt, dass von insgesamt 30 untersuchten Ländern anders als in der Schweiz oder in Deutschland 22 Länder eine Publikationspflicht von gewissen Geschäfts- und Finanzberichten kennen. Eine solche führt jedoch nicht automatisch zu guten Stiftungsregistern. Die besten Datenbanken und -erhebungen finden sich in Ländern wie den USA oder England, wo eine staatlich standardisierte Datenerfassung gewährleistet ist. Trotz zahlreicher Bemühungen scheint die Schweizer Politik bis anhin einer Erfassung und Publikation von wichtigen Stiftungsdaten keine erhöhte Priorität einzuräumen Unübersichtlichkeit statt Transparenz Während die laufenden parlamentarischen Initiativen im vergangenen Jahr nur geringen Fortgang nahmen, wurde die Ausgliederung der Stiftungsaufsichten in öffentliche Anstalten mit grossem Interesse verfolgt. Der Stiftungsreport 2012 nimmt eine erste Bestandsaufnahme vor, die aufhorchen lässt. Zwar wurden neue Konkordate geschaffen und die Stiftungsaufsichten somit auf den ersten Blick harmonisiert und professionalisiert. Allein: All diese Zusammenschlüsse sind lediglich für BVG-Stiftungen zwingend vorgesehen. Knapp die Hälfte aller Kantone behalten die Aufsicht über klassische Stiftungen weiterhin innerhalb ihrer eigenen Verwaltungseinheiten, was zu einer inhaltlichen wie institutionellen Spaltung der Stiftungsaufsicht führt. Die Neuregelung der Stiftungsaufsichten trägt damit bei allem Streben nach Professionalität, Transparenz und Governanace kaum zur Übersichtlichkeit des kantonalen Aufsichtswesens bei.
Parallel zum zunehmenden Professionalisierungsbedarf in Stiftungsräten wächst auch die Diskussion rund um die Honorierung der obersten Organe, die bis dato mehrheitlich ehrenamtlich arbeiten. Gemäss Schätzungen erbringen Ehrenamtliche und Freiwillige in der Schweiz jährliche Arbeitsleistungen, die rund 80'000 Vollzeitstellen entsprechen. Allein Stiftungen weisen einen geschätzten Bedarf von gegen 76'000 Stiftungsräten auf. Ein im Report enthaltener Gastartikel führt in das Thema ein und stellt den aktuellen Stand der Diskussionen vor. Bereits seit einigen Jahren wird von verschiedenen Seiten darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Schweiz weder ein umfassendes Stiftungsregister noch verlässliche Daten zum Stiftungssektor insgesamt gibt. Ein Blick ins benachbarte Ausland zeigt, dass von insgesamt 30 untersuchten Ländern anders als in der Schweiz oder in Deutschland 22 Länder eine Publikationspflicht von gewissen Geschäfts- und Finanzberichten kennen. Eine solche führt jedoch nicht automatisch zu guten Stiftungsregistern. Die besten Datenbanken und -erhebungen finden sich in Ländern wie den USA oder England, wo eine staatlich standardisierte Datenerfassung gewährleistet ist. Trotz zahlreicher Bemühungen scheint die Schweizer Politik bis anhin einer Erfassung und Publikation von wichtigen Stiftungsdaten keine erhöhte Priorität einzuräumen Unübersichtlichkeit statt Transparenz Während die laufenden parlamentarischen Initiativen im vergangenen Jahr nur geringen Fortgang nahmen, wurde die Ausgliederung der Stiftungsaufsichten in öffentliche Anstalten mit grossem Interesse verfolgt. Der Stiftungsreport 2012 nimmt eine erste Bestandsaufnahme vor, die aufhorchen lässt. Zwar wurden neue Konkordate geschaffen und die Stiftungsaufsichten somit auf den ersten Blick harmonisiert und professionalisiert. Allein: All diese Zusammenschlüsse sind lediglich für BVG-Stiftungen zwingend vorgesehen. Knapp die Hälfte aller Kantone behalten die Aufsicht über klassische Stiftungen weiterhin innerhalb ihrer eigenen Verwaltungseinheiten, was zu einer inhaltlichen wie institutionellen Spaltung der Stiftungsaufsicht führt. Die Neuregelung der Stiftungsaufsichten trägt damit bei allem Streben nach Professionalität, Transparenz und Governanace kaum zur Übersichtlichkeit des kantonalen Aufsichtswesens bei.
Die europäische Stiftung
Der Schweizer Stiftungsreport lotet in mehrfacher Hinsicht die Grenzen des Stiftungswesens aus. So berichtet der Report über wichtige Entwicklungen jenseits der Schweizer Grenzen, insbesondere über den Vorschlag für ein europäisches Stiftungsstatut; dieser wurde von der Europäischen Kommission im Februar 2012 veröffentlicht und sieht eine Europäische Stiftung (Fundatio Europaea) vor, die die grenzüberschreitende, gemeinnützige Stiftungstätigkeit dereinst erleichtern soll. Dass Europa im Gemeinnützigkeitsbereich zusammenrückt, zeigt auch der weitere Abbau von Diskriminierungen bei der steuerlichen Behandlung von grenzüberschreitenden Zuwendungen und Spenden.
Der Schweizer Stiftungsreport wird jährlich von Beate Eckhardt (SwissFoundations, Verband der Schweizer Förderstiftungen), Prof. Dr. Dominique Jakob (Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich) und Prof. Dr. Georg von Schnurbein (Centre for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel) herausgegeben. Er ist die wichtigste Informationsquelle zum Zustand und zur Entwicklung des Schweizer Stiftungssektors und zeigt auf einen Blick alle aktuellen und relevanten Zahlen, Fakten und Trends.
Der Schweizer Stiftungsreport lotet in mehrfacher Hinsicht die Grenzen des Stiftungswesens aus. So berichtet der Report über wichtige Entwicklungen jenseits der Schweizer Grenzen, insbesondere über den Vorschlag für ein europäisches Stiftungsstatut; dieser wurde von der Europäischen Kommission im Februar 2012 veröffentlicht und sieht eine Europäische Stiftung (Fundatio Europaea) vor, die die grenzüberschreitende, gemeinnützige Stiftungstätigkeit dereinst erleichtern soll. Dass Europa im Gemeinnützigkeitsbereich zusammenrückt, zeigt auch der weitere Abbau von Diskriminierungen bei der steuerlichen Behandlung von grenzüberschreitenden Zuwendungen und Spenden.
Der Schweizer Stiftungsreport wird jährlich von Beate Eckhardt (SwissFoundations, Verband der Schweizer Förderstiftungen), Prof. Dr. Dominique Jakob (Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich) und Prof. Dr. Georg von Schnurbein (Centre for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel) herausgegeben. Er ist die wichtigste Informationsquelle zum Zustand und zur Entwicklung des Schweizer Stiftungssektors und zeigt auf einen Blick alle aktuellen und relevanten Zahlen, Fakten und Trends.
Der Report kann unter www.stiftungsreport.ch kostenlos in deutscher und französischer Sprache heruntergeladen werden.
Auskunft
Beate Eckhardt, Geschäftsführerin SwissFoundations, +41 79 617 03 26, +41 44 440 00 10, beate.eckhardt-at-swissfoundations.ch
Prof. Dr. Dominique Jakob, Leiter Zentrum für Stiftungsrecht an der Universität Zürich, +41 76 233 75 42, +41 44 634 15 76, dominique.jakob-at-rwi.uzh.ch
Prof. Dr. Georg von Schnurbein, Leiter Centre for Philanthropy Studie (CEPS) der Universität Basel, +41 61 267 34 63, +41 79 331 27 83, georg.vonschnurbein-at-unibas.ch
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