Gestalter medialer Räume

So definieren sich soziale Beziehungen nicht mehr ausschließlich über Nähe oder körperliche Anwesenheit, sondern können über große räumliche Distanzen hinweg aufrecht erhalten werden. Aufgaben oder Situationen, die früher an bestimmte, reale Orte gebunden waren (etwa dem Büro, der Fabrik oder der Bibliothek), können nun von den unterschiedlichsten Positionen aus erledigt werden. Marken, Werte und Waren werden über ein komplexes, multinationales Kommunikationsnetzwerk produziert, verändert oder abgebildet. Ein Netzwerk, dass praktisch einen Meta-Raum eine Mischung aus realer und virtueller Räumlichkeit konstituiert.

Als Reaktion auf diesen 'spatial turn' bewegt sich heute ein ganzer Industriezweig um die Kommunikation und Inszenierung von Information, Marken und Erlebnissen in privaten und öffentlichen, sowie realen und virtuellen Räumen. War der Raum und dessen mediale Erfassung und Abbildung spätestens seit der Renaissance eine zentraler Bestandteil künstlerischer und gestalterischer Auseinandersetzung, so eröffnet der Einsatz vor allem digitaler Medien Künstlern und Mediengestaltern heute unzählige Möglichkeiten in diesem Bereich nach neuen, hybriden Ansätzen zu forschen.

Man spricht von 'medial erweiterten' Räumen, die etwa in Installationen, Bühnenbildern, Spielwelten, 3D-Bewegtbildern, Leitsystemen, Markenpräsentationen, der Architektur/Innenarchitektur, der Stereoskopie, oder der Ausstellungs- und Eventgestaltung zum Thema gestalterischer Auseinandersetzung werden. Hinzu kommt das Vermessen und Konzipieren virtueller und abstrakter Raumkonzepte, wie etwa in der generativen Grafik, der Abbildung von 'Datenräumen', oder der Erstellung wissenschaftlicher, technologischer und wirtschaftlicher Visualisierungen.

Innerhalb zweier sich überlagernder Stränge der Erweiterung existierender physischer Räume und der Konzeption ganz neuer, abstrakter Raumerfahrungen bewegt sich das neue Masterstudium 'Mediale Räume' an der BTK. Die Konzeption des Studiengangs ist dabei besonders auf Interdisziplinarität ausgerichtet und wendet sich bewusst an Bewerber mit unterschiedlichen gestalterischen Kompetenzen und Hintergründen.

Absolvierende des Master-Studiengangs 'Mediale Räume' verstehen es, die Kommunikation innerhalb virtueller und realer Räume durch moderne Gestaltungsmethoden in inspirierende und nachhaltige Erlebnisse zu verwandeln, die in erster Linie die menschlichen Bedürfnisse nach ästhetischer Vermittlung, sozialer Interaktion, Spiel, Information oder Wissensgewinn befriedigen, aber auch Marken, Unternehmen und Organisationen als Erweiterung ihrer Kommunikationsstrategien dienen.

Sie arbeiten als strategische Medienschaffende an den Schnittstellen von Design, Technologie, Kunst und Architektur und finden in hochspezialisierten Medienunternehmen oder als selbstständige Medienschaffende einen Beruf mit großem Zukunftspotential.

Über den Autor: Prof. Thomas Noller ist Leiter des Master-Studiengangs "Mediale Räume" an der BTK - Hochschule für Gestaltung in Berlin.