11.03.2008
Autor*in
Anke Eberwein
Bernhard König
Best Practice
Neue Musik - nichts nur was für Profis
Ein ungewöhnliches Projekt aus Köln: Das Büro für Konzertpädagogik gegründet von zwei Komponisten und einer Kulturpädagogin zeigt Schulen, Musikschulen, Konzertveranstaltern und Orchestern Wege auf, Kinder und Jugendliche an "sperrige Töne" zeitgenössischer Musik heranzuführen. Und das bereits seit über zehn Jahren. Es hilft mit zu ermöglichen, was vielleicht mancher Musikpädagoge für unmöglich hält: Interesse und Neugierde bei jungen Menschen für Neue Musik zu wecken und sie nicht nur zum Hinhören, sondern auch zum eigenen Musikexperimentieren zu ermutigen. Eines der Modellprojekte des Büros für Konzertpädagogik ist das Projekt >plug-in<.
Entdeckungsreisen in die zeitgenössische Musik
>plug-in< macht neugierig auf fremde Musik: Nicht belehrend, besserwisserisch, bildungsbeflissen, sondern als spielerische Entdeckungsreise auf unbekanntes Terrain. Kinder und Jugendliche begegnen einer ihnen unbekannten Musik: "unerhörten" Stücken von zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten. Sie begegnen ihnen mit ihren eigenen Fragen, ihrer eigenen Neugierde, Aufgeschlossenheit oder Skepsis. Wenn die eigenen Beobachtungen und Eindrücke vom Konzerterlebnis einen individuellen und kreativen Ausdruck gefunden haben, wird in einer sachkundig angeleiteten Nachbearbeitung weiter recherchiert, vertieft und geforscht: Warum muss diese Musik so klingen, wie sie klingt? Wie wurde sie gemacht? Und was hat sich der Komponist eigentlich dabei gedacht? Wo gerät man hin, wenn man sich darauf einlässt, diesen Gedanken zu folgen?
Und nicht nur der Musik selbst können die Kinder und Jugendlichen in diesem Projekt begegnen, sondern auch den Machern dieser Musik. Im Zusammentreffen mit Musikern der musikFabrik und zeitgenössischen Komponisten wird Musik lebendig auf diese Weise wird ein Zugang geschaffen, der über das einzelne Projekt hinaus die Beziehung zu einer Kunst prägt, der manch einer sonst nur als abstraktes Schulbuchwissen begegnen würde.
Kinder machen Radio und entdecken Neue Musik
Das Projekt begann zunächst in der "Laborsituation" eines kleinen Schulworkshops: Ohne inhaltliches Vorwissen, aber professionell ausgestattet mit Mikrofonen und Aufnahmegeräten des WDR besuchten achtzehn 10-13 jährige Schüler eine Aufführung von Mauricio Kagels Kammermusikzyklus Die Stücke der Windrose des Ensembles musikFabrik NRW im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen. Noch vor Ort wurden der Komponist, das Publikum und mehrere Interpreten interviewt. Auf den Konzertbesuch folgte eine mehrwöchige Recherche- und Produktionsphase, an deren Ende sechs Hörfunk-Features standen, die von den Schülern selbst konzipiert und gestaltet wurden und im Rahmen der WDR-Sendung Papageno gesendet wurden: Kleine Reportagen und Kurzhörspiele, die Motive aus Kagels musikalischem Denken aufgriffen und spielerisch weiterentwickelten. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler, die durchweg zur (in Sachen Musik durchaus "kritischen") Altersgruppe der 11 13jährigen zählten, investierten viel Freizeit in das Projekt und waren für seine gesamte Dauer mit großem Enthusiasmus an der Arbeit. Gegenüber der Kagelschen Musik überwog bis zum Schluss bei den meisten eine ausgesprochen kritische, teilweise ablehnende Haltung (die von unserer Seite bewusst nicht "zensiert" wurde und sich denn auch im leicht satirischen Unterton einiger Radiobeiträge niederschlägt). Diese Grundskepsis gegenüber einer fremden musikalischen Ästhetik stand jedoch einer differenzierten und neugierigen Auseinandersetzung nicht im Wege.
Diese Hör-Features und die im Pilotprojekt gesammelten, schriftlich aufbereiteten Erfahrungen flossen anschließend in einer zweiten Projektstufe in eine CD-Rom mit umfangreichem praktischen und theoretischen Unterrichtsmaterial zu Kagels Windrosen-Zyklus ein. Diese CD-Rom wurde im Rahmen mehrerer Fortbildungen (die jeweils im Vorfeld weiterer Konzertaufführungen des Ensembles musikFabrik stattfanden) landesweit an Lehrerinnen und Lehrer verteilt, so dass diese ihre Schulklassen mit einem fundierten und praxiserprobten Material auf den Konzertbesuch vorbereiten konnten.
Das konzertpädagogische Projekt >plug-in< wird in einer Kooperation zwischen der musikFabrik und dem Büro für Konzertpädagogik als kontinuierliches Angebot für zahlreiche Kinder, Jugendliche und interessierte Schulen im Großraum Köln angeboten. Parallel zu der Konzertreihe musikFabrik im WDR finden begleitende konzertpädagogische Projekte statt, die thematisch an die Konzerte angebunden sind.
>plug-in< wird gefördert durch die RheinEnergieStiftung Kultur und den Deutschen Musikrat.
Kinder machen Radio und entdecken Neue Musik
Das Projekt begann zunächst in der "Laborsituation" eines kleinen Schulworkshops: Ohne inhaltliches Vorwissen, aber professionell ausgestattet mit Mikrofonen und Aufnahmegeräten des WDR besuchten achtzehn 10-13 jährige Schüler eine Aufführung von Mauricio Kagels Kammermusikzyklus Die Stücke der Windrose des Ensembles musikFabrik NRW im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen. Noch vor Ort wurden der Komponist, das Publikum und mehrere Interpreten interviewt. Auf den Konzertbesuch folgte eine mehrwöchige Recherche- und Produktionsphase, an deren Ende sechs Hörfunk-Features standen, die von den Schülern selbst konzipiert und gestaltet wurden und im Rahmen der WDR-Sendung Papageno gesendet wurden: Kleine Reportagen und Kurzhörspiele, die Motive aus Kagels musikalischem Denken aufgriffen und spielerisch weiterentwickelten. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler, die durchweg zur (in Sachen Musik durchaus "kritischen") Altersgruppe der 11 13jährigen zählten, investierten viel Freizeit in das Projekt und waren für seine gesamte Dauer mit großem Enthusiasmus an der Arbeit. Gegenüber der Kagelschen Musik überwog bis zum Schluss bei den meisten eine ausgesprochen kritische, teilweise ablehnende Haltung (die von unserer Seite bewusst nicht "zensiert" wurde und sich denn auch im leicht satirischen Unterton einiger Radiobeiträge niederschlägt). Diese Grundskepsis gegenüber einer fremden musikalischen Ästhetik stand jedoch einer differenzierten und neugierigen Auseinandersetzung nicht im Wege.
Diese Hör-Features und die im Pilotprojekt gesammelten, schriftlich aufbereiteten Erfahrungen flossen anschließend in einer zweiten Projektstufe in eine CD-Rom mit umfangreichem praktischen und theoretischen Unterrichtsmaterial zu Kagels Windrosen-Zyklus ein. Diese CD-Rom wurde im Rahmen mehrerer Fortbildungen (die jeweils im Vorfeld weiterer Konzertaufführungen des Ensembles musikFabrik stattfanden) landesweit an Lehrerinnen und Lehrer verteilt, so dass diese ihre Schulklassen mit einem fundierten und praxiserprobten Material auf den Konzertbesuch vorbereiten konnten.
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