05.10.2009

Autor*in

Svenja Kluckow
Best Practice

So erhält man das Bundesverdienstkreuz: mit Neugier, Leidenschaft und Professionalität

Im Juni 2009 hat Bundespräsident Horst Köhler Stephan Erfurt in Anerkennung seines kulturellen Engagements für die Stadt Berlin das Verdienstkreuz am Bande verliehen.
Diese Auszeichnung gilt seinen Aktivitäten als Direktor von C/O Berlin, dem Cultural Forum for Visual Arts, das im Alten Postfuhramt in Berlin-Mitte ansässig ist. Stephan Erfurt hat sich jahrelang für die Entwicklung und Anerkennung des Hauses eingesetzt und damit seine persönliche Karriere in den Hintergrund gestellt. Als international erfolgreicher Fotograf war er beispielsweise nicht nur als Hausfotograf des FAZ-Magazins in der ganzen Welt unterwegs.

Im Rahmen eines feierlichen Empfanges am 18. September 2009 wurde Stephan Erfurt nun das Bundesverdienstkreuz von André Schmitz, dem Kulturstaatssekretär von Berlin, persönlich überreicht. Und wo fand diese Zeremonie statt? Natürlich vor Ort, wie sollte es auch anders sein. Dieser Akt symbolisiert Stephan Erfurts gesamtes Wirken, denn normalerweise findet die Verleihung im Roten Rathaus statt.

C/O Berlin ist inzwischen ein Kultort, das aus keinem Berlin-Besuch mehr weg zudenken ist und wo sich stets auch gerne die Berliner selber tummeln. C/O Berlin steht nicht nur für hochkarätige Fotografieausstellungen, Veranstaltungen und Feierlichkeiten, sondern gleichermaßen symbolisch für die wechselvolle Stadtgeschichte wie auch die Entwicklung der Kreativ- und Kulturszene.

Bis 2004 gab es in Berlin keine staatliche Kulturinstitution, die das Medium Fotografie präsentierte. Der Fotograf Stephan Erfurt, der Designer Marc Naroska und der Architekt Ingo Pott entwickelten gemeinsam die Idee, unabhängig von institutionellen Mechanismen einen solchen Ausstellungsort zu gründen. Sie setzten ihren Entschluss im Jahr 2000 in besonderer Art um, denn C/O Berlin als kulturelle Institution vereint sowohl Fotografie als auch Design und Architektur. Unabhängig, das muss betont werden, unabhängig heißt nämlich bis heute ohne jegliche staatliche Förderung.

Nach fünf erfolgreichen Jahren in einem umgestalteten, denkmalgeschützten Gießereigebäude in der Linienstraße hat C/O Berlin im Juni 2006 seine Ausstellungsflächen ins Postfuhramt verlagert und ist damit an den Ort seiner Gründung zurückgekehrt. Hier begann die Geschichte zuvor mit der in Berlin inzwischen fast legendären Magnum-Ausstellung. Seither wurden dem Berliner Publikum außergewöhnliche und stets hochkarätige Ausstellungen gezeigt. Im Sommer zeigte C/O Berlin die Ausstellung von Annie Leibowitz, die in drei Monaten Laufzeit 120.000 Besucher anzog. Zum Vergleich: Der Nachbar, die Kunstwerke in der Auguststraße, haben jährlich ungefähr 35.000 Besucher.

C/O Berlin engagiert sich mit seinem Programm C/O Talents für den Fotografen- und Kritiker-Nachwuchs und entwickelte einen von einem klassischen Membership-Modell abweichenden erquickenden Mitgliederkreis, bestehend aus den so genannten C/Os.

C/O Berlin wird inzwischen nicht nur in der Presse gerühmt, doch dahin war es ein langer Weg voller finanzieller Sorgen, managerialer Nöte und nicht zuletzt des Kampfes um Unterstützung an allen Fronten. Ein umfassender Krafteinsatz, der sich gelohnt hat: Der Staat dankt. Die drei Eigenschaften Neugier, Leidenschaft und Professionalität sind lange Jahre Stephan Erfurts persönlicher Anspruch gewesen, und so stehen Sie heute auch als Leitaspekte für C/O Berlin oben an. Und daran kann man sich ein Beispiel nehmen. Einsatz, Engagement und Durchhaltevermögen lohnen sich in jeglicher Hinsicht!

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