22.09.2011

Buchdetails

Kulturkampf im Bundeshaus. Kulturförderung zwischen Konkordanz, Kommerz und Kommissionen
von Wolfgang Böhler, Jean-Pierre Hoby
Verlag: Helden Zu Mensch und Ort
Seiten: 120
 

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Autor*in

Andrea F. G. Raschèr
Inhaber Raschèr Consulting, Zürich, Moderator, Organisations­berater, Kulturberater, Lehrbeauftragter und Dozent für Kultur- und Kunstrecht sowie Kulturpolitik an verschiedenen Hochschulen, ehem. Leiter Recht und Internationales Bundesamt für Kultur, Bern; Opernregisseur; Studium Querflöte.
Buchrezension

Kulturkampf im Bundeshaus

Kulturförderung zwischen Konkordanz, Kommerz und Kommissionen.
 
Die Chance, ein umfassendes und für alle verständliches Buch zur Schweizer Kulturpolitik zu finden, ist in etwa so groß wie dreißig Zentimeter Schnee in der Hölle. Das Buch von Wolfgang Böhler, Kulturkampf im Bundeshaus, beweist, dass es eine solche Chance gibt. Der Untertitel des Buches bringt es auf den Punkt, worum es geht: Kulturförderung zwischen Konkordanz, Kommerz
und Kommissionen.

Das Buch ist eine elegante politische Analyse der Schweizer Kulturförderungspolitik.

Bereits beim Lesen der ersten Zeilen wird deutlich, dass der Autor profunde Kenntnisse der kulturellen Landschaften sowie der kreativen Prozesse besitzt. Wolfgang Böhler geht von aktuellen Fragen der Kulturpolitik aus und macht was in solchen Publikationen oft fehlt konkrete Vorschläge, was man warum und wie anders machen könnte. Böhler stimmt dabei nicht in den Chor der ewig Jammernden ein und beschränkt sich nicht auf Beobachtung und Kommentierung, sondern bettet die Kulturpolitik in den politischen Gesamtzusammenhang ein. Dabei legt er einen besonderen Fokus auf die Bildungs- und Wirtschaftspolitik. Der Bogen seiner Ausführungen reicht von einem Entwurf einer zukunftsgerichteten Bundeskulturpolitik, die fünf Irrtümer der Kunstförderung, über verpasste Chancen der Kulturförderer und Irrwege in der Kulturförderung, sowie nicht wahrgenommene Möglichkeiten in der Kulturpolitik, über Visionen für eine nationale Kulturpolitik, bis hin zu Missing-Links in der Kreativwirtschaft und einem Masterplan für eben diese.

Das Besondere an Böhlers Buch ist eine Folge brillanter Artikel, die er über mehrere Jahre in seinem (sehr empfehlenswerten) Blog im Codex Flores hematisiert hat (und weiterhin behandelt). Darum ist dieses Buch nicht primär eines zum Durchlesen natürlich darf und kann man das auch sondern es ist ein Buch zum Drinlesen. Man kann irgendwo einsteigen, sich von den Gedanken Böhlers treiben lassen, um sich dann die eigenen Gedanken zu machen; dann in ein anderes Kapitel hüpfen, um mit neuen Aspekten der komplexen und mannigfachen Thematik angesteckt zu werden. Ansteckung ist eigentlich das Schlüsselwort bei diesem Buch: Wer einmal begonnen hat darin zu schmökern, wird nach und nach alle Kapitel lesen. Zu souverän ist der Stil, zu informativ der Inhalt und vor allem die gedanklichen Verknüpfungen sind etwas vom Feinsten, was die hiesige Kultur-Intelligenzija zu diesem Thema zu berichten weiß.

Böhlers Werk richtet sich an all jene, die sich für Kultur und Politik im weiteren Sinne interessieren, die aber auch bereit sind, über ihren geistigen Tellerrand hinaus zu schauen. Gerade wer sich intensiv mit Böhlers Gedanken beschäftigt, den beschleicht immer mehr das Gefühl, dass die Schweizer Kulturpolitik möglicherweise eine bessere wäre, wenn seine Vorschläge bereits früher weiter gedacht worden wären.
 
Was heißt das für das Zielpublikum dieser Zeitschrift? Warum sollen sich Kulturmanager mit Kulturpolitik befassen? Weil, ob diese es wollen oder nicht, die Politik sich für sie interessiert. In diesem Sinne sei das Buch von Wolfgang Böhler allen Kulturmanagern und Kulturmanagerinnen wärmstens an Herz gelegt. Auf knapp 100 Seiten erhalten diese ein fundiertes Argumentarium, um sich aktiv in die Schweizer Kulturpolitik einzuklinken und idealerweise etwas zu verändern. Dies sind die Kulturmanagenden nicht nur sich selbst, sondern auch unserer Gesellschaft schuldig.

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