05.08.2010
Buchdetails
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Autor*in
Irene Knava
ist Korrespondentin für Kulturmanagement Network.
Buchrezension
Der Nutzen von Kultur Studien im deutschsprachigen Dreiländereck
Woran denken Sie spontan, wenn Sie das Wort »Kultur« hören? Wie wichtig war das kulturelle Angebot bei der Wahl Ihres Wohnortes? Und bei der Planung Ihres Urlaubs? Welche Art von Kulturveranstaltungen besuchen Sie? Wie viel geben Sie dafür aus? Solche Fragen stehen im Mittelpunkt einer länderübergreifenden Studie, in der die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur im deutschsprachigen Dreiländereck untersucht wird und deren Ergebnisse in diesem Buch präsentiert werden.
Eine Rezension von MMag. Irene Knava
Der Nutzen von Kultur ein spannender Titel. Angesichts der schweren Finanzkrise in Deutschland, die mit voller Wucht auch im Kulturbereich angekommen ist, kommt die Studie gerade zur rechten Zeit. So denke ich es mir und erwarte mir Antworten auf den Nutzen und den Wert von Kultur für die Gesellschaft, das Gemeinwesen, zu überzeugende PolitikerInnen. Also warum soll man auch in Zeiten knapper öffentlicher Budgets Theater und Museen finanzieren und nicht z.B. das Theater Wuppertal ganz aktuell zusperren? Wie argumentiert man, dass Oper oder Tanz genauso wichtig sind wie Altenbetreuung, Kindergarten und ordentlich in Stand gesetzte Straßen? Solche komplexen Antworten erwarte ich, denn das sind genau die Fragen, die im Moment unter den Nägeln brennen.
Ich erwarte zu viel, denn diesen Anspruch stellt das Buch gar nicht. Das Buch und die zugrunde liegende Studie wurden vom Europäischen Forum Alpbach unter dem Stichwort Kultur und Wirtschaft in Auftrag gegeben. Das Buch umfasst die Ergebnisse einer Studie, die sich ausschließlich Festivals im Dreiländereck der Bodensee-Region widmet. Festivals wie den Bregenzer Festspielen, dem Lucerne Festival oder dem Kissinger Sommer und damit Hand in Hand gehend mit dem Kulturtourismus. Das Buch hat mehrere Seiten Text, die die daran anschließenden Grafiken erläutern. Im Anschluss gibt es Interviews wie mit dem Präsidenten der Bregenzer Festspiele oder dem Tourismuschef des Landes Tirol. In diesen Interviews wird der Zusammenhang von Kultur und Wirtschaft beleuchtet. Viel Neues ist hier nicht zu finden, denn dass jeder Kulturbetrieb auch ein Wirtschaftsunternehmen ist und wirtschaftlich und professionell arbeiten muss, ist bekannt. Auch ist nicht neu, dass große Festivals für eine hohe Umwegrentabilität in der jeweiligen Region sorgen.
Ich vermisse die generelle Fragestellung, mit der an die Studie herangegangen wurde. Was wollten/sollten die Studienautoren untersuchen? Welche Antworten wollten sie auf welche Fragen finden? In der Einleitung und auch der Zusammenfassung werden Schlagworte wie Sponsoring und Private Public Partnership strapaziert. Ja Sponsoren, also Partner aus der Wirtschaft, sind wichtig und diese braucht jeder Kulturbetrieb. Doch da wo wirklich hohe Summen an Drittmitteln im Spiel sind, kommen diese von kulturbegeisterten Mäzenen, also Privatpersonen, die über ihr privates Familienbudget verfügen. Das wird nicht erwähnt. Es folgt ein Tipp, dass man als Kulturbetrieb sein regionales Einzugsgebiet kennen sollte, um ordentlich Werbung machen zu können. Ja natürlich tut man das.
Interessant sind die regionalen Unterschiede zwischen der deutschen, österreichischen und Schweizer Bevölkerung. Der Kulturbegriff ist in diesen drei Ländern nicht gleich und es gibt regionale Unterschiede. So denken beim Begriff Kultur 55% der Süddeutschen an die Darstellende Kunst, Theater und Zirkus, aber nur 35% der Schweizer tun dies. Es ist eine schöne Bestätigung, dass nur 5-6% (D und Ö) bzw.12% (CH) der Befragten Kulturausgaben von mehr als 100 EUR im Monat tätigen. Wir haben es also mit einer sehr kleinen Zielgruppe für die untersuchten Festivals zu tun. Dies verwundert nicht, doch die Studie geht zum Beispiel auf diesen Effekt des kleinen Segments für Hochkultur und wie man dieses beispielsweise vergrößern könnte, um die in der Studie genannten Barrieren abzubauen, nicht näher ein.
Ich bin enttäuscht, weil ich die zugrunde liegende Fragestellung vermisse und keine neuen Anregungen oder Erkenntnisse mitnehmen kann. Die Studie untersucht in einem bestimmten regionalen Gebiet eine ganz bestimmte Kunstsparte (Festivals) ohne neue Fragestellungen. Was aber z.B. Bregenz tatsächlich verlieren würde, fänden die Bregenzer Festspiele nicht mehr statt, bleibt als Frage offen. Schade, denn die Studie war sicher teuer und das wäre z.B. eine Antwort, die ich gerne in Tortendiagrammen und bunten Tabellen sehen würden. Den Nutzen von Kultur könnte man auch über den Verlust beschreiben. Eingepackt in bunte Charts hätte das sicherlich eine starke Wirkung. Auch für Politiker, die sich im Moment ganz real Theaterschließungen überlegen.
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Der Nutzen von Kultur ein spannender Titel. Angesichts der schweren Finanzkrise in Deutschland, die mit voller Wucht auch im Kulturbereich angekommen ist, kommt die Studie gerade zur rechten Zeit. So denke ich es mir und erwarte mir Antworten auf den Nutzen und den Wert von Kultur für die Gesellschaft, das Gemeinwesen, zu überzeugende PolitikerInnen. Also warum soll man auch in Zeiten knapper öffentlicher Budgets Theater und Museen finanzieren und nicht z.B. das Theater Wuppertal ganz aktuell zusperren? Wie argumentiert man, dass Oper oder Tanz genauso wichtig sind wie Altenbetreuung, Kindergarten und ordentlich in Stand gesetzte Straßen? Solche komplexen Antworten erwarte ich, denn das sind genau die Fragen, die im Moment unter den Nägeln brennen.
Ich erwarte zu viel, denn diesen Anspruch stellt das Buch gar nicht. Das Buch und die zugrunde liegende Studie wurden vom Europäischen Forum Alpbach unter dem Stichwort Kultur und Wirtschaft in Auftrag gegeben. Das Buch umfasst die Ergebnisse einer Studie, die sich ausschließlich Festivals im Dreiländereck der Bodensee-Region widmet. Festivals wie den Bregenzer Festspielen, dem Lucerne Festival oder dem Kissinger Sommer und damit Hand in Hand gehend mit dem Kulturtourismus. Das Buch hat mehrere Seiten Text, die die daran anschließenden Grafiken erläutern. Im Anschluss gibt es Interviews wie mit dem Präsidenten der Bregenzer Festspiele oder dem Tourismuschef des Landes Tirol. In diesen Interviews wird der Zusammenhang von Kultur und Wirtschaft beleuchtet. Viel Neues ist hier nicht zu finden, denn dass jeder Kulturbetrieb auch ein Wirtschaftsunternehmen ist und wirtschaftlich und professionell arbeiten muss, ist bekannt. Auch ist nicht neu, dass große Festivals für eine hohe Umwegrentabilität in der jeweiligen Region sorgen.
Ich vermisse die generelle Fragestellung, mit der an die Studie herangegangen wurde. Was wollten/sollten die Studienautoren untersuchen? Welche Antworten wollten sie auf welche Fragen finden? In der Einleitung und auch der Zusammenfassung werden Schlagworte wie Sponsoring und Private Public Partnership strapaziert. Ja Sponsoren, also Partner aus der Wirtschaft, sind wichtig und diese braucht jeder Kulturbetrieb. Doch da wo wirklich hohe Summen an Drittmitteln im Spiel sind, kommen diese von kulturbegeisterten Mäzenen, also Privatpersonen, die über ihr privates Familienbudget verfügen. Das wird nicht erwähnt. Es folgt ein Tipp, dass man als Kulturbetrieb sein regionales Einzugsgebiet kennen sollte, um ordentlich Werbung machen zu können. Ja natürlich tut man das.
Interessant sind die regionalen Unterschiede zwischen der deutschen, österreichischen und Schweizer Bevölkerung. Der Kulturbegriff ist in diesen drei Ländern nicht gleich und es gibt regionale Unterschiede. So denken beim Begriff Kultur 55% der Süddeutschen an die Darstellende Kunst, Theater und Zirkus, aber nur 35% der Schweizer tun dies. Es ist eine schöne Bestätigung, dass nur 5-6% (D und Ö) bzw.12% (CH) der Befragten Kulturausgaben von mehr als 100 EUR im Monat tätigen. Wir haben es also mit einer sehr kleinen Zielgruppe für die untersuchten Festivals zu tun. Dies verwundert nicht, doch die Studie geht zum Beispiel auf diesen Effekt des kleinen Segments für Hochkultur und wie man dieses beispielsweise vergrößern könnte, um die in der Studie genannten Barrieren abzubauen, nicht näher ein.
Ich bin enttäuscht, weil ich die zugrunde liegende Fragestellung vermisse und keine neuen Anregungen oder Erkenntnisse mitnehmen kann. Die Studie untersucht in einem bestimmten regionalen Gebiet eine ganz bestimmte Kunstsparte (Festivals) ohne neue Fragestellungen. Was aber z.B. Bregenz tatsächlich verlieren würde, fänden die Bregenzer Festspiele nicht mehr statt, bleibt als Frage offen. Schade, denn die Studie war sicher teuer und das wäre z.B. eine Antwort, die ich gerne in Tortendiagrammen und bunten Tabellen sehen würden. Den Nutzen von Kultur könnte man auch über den Verlust beschreiben. Eingepackt in bunte Charts hätte das sicherlich eine starke Wirkung. Auch für Politiker, die sich im Moment ganz real Theaterschließungen überlegen.
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