27.03.2014
Autor*in
Leonie Krutzinna
studierte Skandinavistik und Literaturwissenschaft an der Georg August-Universität Göttingen.
Rückblick Bundesvolontärstagung 2014
Vorbildliches Volontariat
Während der diesjährigen Bundesvolontärstagung in Hamburg tauschten sich vom 21. bis 23. Februar rund 250 VolontärInnen aus dem Museumsbereich aus. Kulturmanagement Network war dabei und berichtet in diesem Beitrag über den Status Quo in der Museumsausbildung. In weiteren Teilen der Reihe zum Volontariat greifen wir die beruflichen Möglichkeiten nach einem Volontariat sowie die Frage auf, welches Innovationspotenzial VolontärInnen für ein Museum bieten können.
Im Rahmen der Bundesvolontärstagung stellten die angehenden MuseumsmitarbeiterInnen ihre Arbeitsbedingungen auf den Prüfstand: Vergütung, Überstundenregelung, Weiterbildungsmöglichkeiten und Familienfreundlichkeit waren nur einige Indikatoren, über die sich ausgetauscht wurde, und die Einheitlichkeit und noch zu oft Angemessenheit nach wie vor missen lassen.
Schon seit den 1980er Jahren waren Regeln für das Volontariat nötig so eröffnete Hans Lochmann seinen Vortrag über das Vorbildliche Volontariat. Er ist Leiter der Geschäftsstelle des Museumsverbands Niedersachsen und Bremen e.V. und befasst sich dort intensiv mit den Arbeitsbedingungen von VolontärInnen. Auf Bundesebene setzt sich der Deutsche Museumsbund als Dachverband für die Interessen der Museen und der dortigen MitarbeiterInnen ein.
Die Berufsgruppe der VolontärInnen gibt es seit 1987 in deutschen Museen. Das ursprünglich dem journalistischen Sektor entlehnte innerbetriebliche Ausbildungskonzept dient dazu, grundlegende praktische Kenntnisse in museumsrelevanten Tätigkeitsfeldern nach dem Studium zu vermitteln angefangen bei kuratorischen Arbeiten wie Sammeln, Dokumentieren, Ausstellen und Forschen über den Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Einblicken in den kaufmännischen Bereich und die Verwaltung.
Schafft das Volontariat ab! habe es vor 20 Jahren geheißen, sagt Lochmann. Damals seien es in Deutschland etwa 150 VolontärInnen an Museen beschäftigt gewesen, die meist prekär beschäftigt wurden und Planstellen ersetzten. Für den Nachwuchs im Journalismus gab es zu diesem Zeitpunkt bereits tarifvertraglich festgelegte Arbeitsbedingungen. Grund genug also, das museale Volontariatskonzept grundlegend zu überdenken.
Museum als Durchlauferhitzer?
Volontäre sind keine Lückenbüßer. Man muss sich also auch überlegen, wie man die Stellen angemessen füllt und so strukturiert, dass das Haus und der Volontär langfristig etwas davon haben. Volontärsstellen sind ja keine Durchlauferhitzer, so Marc von Itter, der als Volontär am Freilichtmuseum am Kiekeberg anfing und dort mittlerweile als kaufmännischer Geschäftsführer tätig ist. Seiner Meinung nach sind gut ausgebildete Volontäre auch ein Gütesiegel jedes Hauses, da sich de Qualität der Ausbildung dann zeigt, wenn aus einem Volontär in ein normales Angestelltenverhältnis übergeht meist an einem anderen Museum.
Am Kiekeberg gab es 1992 auch die erste Niedersächsische Volontärsausbildung und somit ein Bewusstsein für die besondere Situation der Nachwuchsförderung in Museen. Ähnlich dem Siegel Faires Praktikum machte man sich auf Grundlage der 1995 und 1999 von der Kultusministerkonferenz der Länder beschlossenen Grundsätze für die Beschäftigung von wissenschaftlichen Kräften als Volontäre/Volontärinnen an Museen an einen Code of Ethics für Museen. Die Idee: das Volontariat durch Einbeziehung von Träger, Museumsleitung und VolontärInnen für alle gleichermaßen gewinnbringend zu gestalten. Seitdem der Deutsche Museumsbund gemeinsam mit dem ICOM Deutschland den Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat am Museum entwickelt hat, ist der Museumsnachwuchs auf ca. 600 VolontärInnen angewachsen. So sinnvoll ein Leitfaden ist, so unverbindlich kommt er jedoch daher.
Um die qualitativen Aussagen über das Volontariat möglichst repräsentativ zu erheben, führt der AK Volontariat die Interessenvertretung der VolontärInnen im Deutschen Museumsbund jährlich eine Befragung in Vorbereitung auf die BVT durch. Wirklich Überraschendes tritt dabei nicht zu Tage: Der Museumsnachwuchs ist zu gut 80% weiblich, kinderlos, durchschnittlich fast 30 Jahre alt und mit mindestens einem Magister- oder Masterabschluss sehr gut ausgebildet. Aufgrund der sehr hohen Konkurrenz zwischen BewerberInnen um eine Volontariatsstelle, gibt es aber nach wie vor auch Negativbeispiele, die sich kaum um angemessene Vergütung, Ausbildungspläne und Weiterbildungen ihrer VolontärInnen bemühen. Die gleichmäßig wachsende Liste der unterzeichnenden Häuser der Initiative vorbildliches Volontariat des AK Volontariat zeigt aber, dass durchaus ein Bewusstsein für die Situation und auch den Wert des fachlichen Nachwuchses besteht.
Der Forschungstag ist der Sonntag
Ein Thema, das gerade in Bezug auf die Qualifikation für ein Volontariat am meisten polarisiert, ist die Dissertation. Promotion erwünscht heißt es in den Stellenausschreibungen häufig. Sinnvoller findet Lochmann hingegen, wenn neben der Chance, ein Ausstellungsprojekt selbständig durchzuführen, auch die Dissertation in Abstimmung mit dem Museum oder zu einem hauseigenen Thema vorangebracht werden kann. Die traurige Realität zeigt leider das Gegenteil: Der Forschungstag ist der Sonntag, habe es, wie er berichtet, in einem Museum geheißen.
Von Itter betont ebenfalls die Verantwortung der Betriebe für eine gute inner- wie außerbetriebliche Weiterbildung: Volontäre sind zwar erstmal relativ günstig, aber man geht auch eine Verpflichtung ein, sie gut auszubilden. Es müsse für das Volontariat ein klares Curriculum geben, so die Empfehlung des Deutschen Museumsbundes. Den VolontärInnen solle nicht nur ein verantwortlicher Wissenschaftler als Ansprechpartner zur Seite gestellt werden, sondern ein Betreuer und Ausbilder, in dessen Stellenprofil die Ausbildung des Nachwuchses eindeutig festgesetzt ist.
Arbeitsrechtliche Unterschiede werden schon durch die Vertragsform gemacht. Je nachdem, ob VolontärInnen mit Arbeits- oder Ausbildungsverträgen beschäftigt werden, haben sie unterschiedlichen Anspruch auf die Teilnahme an Lehrgängen, Fortbildungen und museumsrelevanten Tagungen. Die Konditionen können hier zwischen Freistellung vom Dienst, Fahrtkostenerstattung oder der Übernahme der Teilnahmekosten wie Unterkunft und Verpflegung variieren. In welchem Umfang VolontärInnen solche Ausbildungsbestandteile ermöglicht werden, kann sich dabei auch stark auf die Qualität ihrer Ausbildung auswirken und ist nicht allein mit finanzieller Unterstützung gegenzurechnen.
Mit Idealismus und Entbehrung
Das Volontariat bleibt eine problematische Beschäftigungsform. Rein etymologisch legt es die Assoziation mit freiwillig und unentgeltlich verrichteter Arbeit nahe. Dieses Verständnis schimmert leider in einigen Stellenprofilen noch immer durch. Im Gegensatz etwa zur Buchbranche, in der der Berufseinstieg deutlich entbehrungsreicher aussieht, hat die Museumsbranche schon deutlich von den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz der Länder profitiert. Dennoch ist eine Tätigkeit im Kulturbereich immer mit sehr viel Idealismus verbunden und der Preis für die Selbstverwirklichung ist sehr hoch, so Lochmann. Immerhin ist der kürzlich vorgelegte Gesetzentwurf zur Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns ein Schritt in die richtige Richtung, der ab 2015 auch vielen VolontärInnen künftig fairere Arbeitsbedingungen verschaffen dürfte.
Schon seit den 1980er Jahren waren Regeln für das Volontariat nötig so eröffnete Hans Lochmann seinen Vortrag über das Vorbildliche Volontariat. Er ist Leiter der Geschäftsstelle des Museumsverbands Niedersachsen und Bremen e.V. und befasst sich dort intensiv mit den Arbeitsbedingungen von VolontärInnen. Auf Bundesebene setzt sich der Deutsche Museumsbund als Dachverband für die Interessen der Museen und der dortigen MitarbeiterInnen ein.
Die Berufsgruppe der VolontärInnen gibt es seit 1987 in deutschen Museen. Das ursprünglich dem journalistischen Sektor entlehnte innerbetriebliche Ausbildungskonzept dient dazu, grundlegende praktische Kenntnisse in museumsrelevanten Tätigkeitsfeldern nach dem Studium zu vermitteln angefangen bei kuratorischen Arbeiten wie Sammeln, Dokumentieren, Ausstellen und Forschen über den Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Einblicken in den kaufmännischen Bereich und die Verwaltung.
Schafft das Volontariat ab! habe es vor 20 Jahren geheißen, sagt Lochmann. Damals seien es in Deutschland etwa 150 VolontärInnen an Museen beschäftigt gewesen, die meist prekär beschäftigt wurden und Planstellen ersetzten. Für den Nachwuchs im Journalismus gab es zu diesem Zeitpunkt bereits tarifvertraglich festgelegte Arbeitsbedingungen. Grund genug also, das museale Volontariatskonzept grundlegend zu überdenken.
Museum als Durchlauferhitzer?
Volontäre sind keine Lückenbüßer. Man muss sich also auch überlegen, wie man die Stellen angemessen füllt und so strukturiert, dass das Haus und der Volontär langfristig etwas davon haben. Volontärsstellen sind ja keine Durchlauferhitzer, so Marc von Itter, der als Volontär am Freilichtmuseum am Kiekeberg anfing und dort mittlerweile als kaufmännischer Geschäftsführer tätig ist. Seiner Meinung nach sind gut ausgebildete Volontäre auch ein Gütesiegel jedes Hauses, da sich de Qualität der Ausbildung dann zeigt, wenn aus einem Volontär in ein normales Angestelltenverhältnis übergeht meist an einem anderen Museum.
Am Kiekeberg gab es 1992 auch die erste Niedersächsische Volontärsausbildung und somit ein Bewusstsein für die besondere Situation der Nachwuchsförderung in Museen. Ähnlich dem Siegel Faires Praktikum machte man sich auf Grundlage der 1995 und 1999 von der Kultusministerkonferenz der Länder beschlossenen Grundsätze für die Beschäftigung von wissenschaftlichen Kräften als Volontäre/Volontärinnen an Museen an einen Code of Ethics für Museen. Die Idee: das Volontariat durch Einbeziehung von Träger, Museumsleitung und VolontärInnen für alle gleichermaßen gewinnbringend zu gestalten. Seitdem der Deutsche Museumsbund gemeinsam mit dem ICOM Deutschland den Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat am Museum entwickelt hat, ist der Museumsnachwuchs auf ca. 600 VolontärInnen angewachsen. So sinnvoll ein Leitfaden ist, so unverbindlich kommt er jedoch daher.
Um die qualitativen Aussagen über das Volontariat möglichst repräsentativ zu erheben, führt der AK Volontariat die Interessenvertretung der VolontärInnen im Deutschen Museumsbund jährlich eine Befragung in Vorbereitung auf die BVT durch. Wirklich Überraschendes tritt dabei nicht zu Tage: Der Museumsnachwuchs ist zu gut 80% weiblich, kinderlos, durchschnittlich fast 30 Jahre alt und mit mindestens einem Magister- oder Masterabschluss sehr gut ausgebildet. Aufgrund der sehr hohen Konkurrenz zwischen BewerberInnen um eine Volontariatsstelle, gibt es aber nach wie vor auch Negativbeispiele, die sich kaum um angemessene Vergütung, Ausbildungspläne und Weiterbildungen ihrer VolontärInnen bemühen. Die gleichmäßig wachsende Liste der unterzeichnenden Häuser der Initiative vorbildliches Volontariat des AK Volontariat zeigt aber, dass durchaus ein Bewusstsein für die Situation und auch den Wert des fachlichen Nachwuchses besteht.
Der Forschungstag ist der Sonntag
Ein Thema, das gerade in Bezug auf die Qualifikation für ein Volontariat am meisten polarisiert, ist die Dissertation. Promotion erwünscht heißt es in den Stellenausschreibungen häufig. Sinnvoller findet Lochmann hingegen, wenn neben der Chance, ein Ausstellungsprojekt selbständig durchzuführen, auch die Dissertation in Abstimmung mit dem Museum oder zu einem hauseigenen Thema vorangebracht werden kann. Die traurige Realität zeigt leider das Gegenteil: Der Forschungstag ist der Sonntag, habe es, wie er berichtet, in einem Museum geheißen.
Von Itter betont ebenfalls die Verantwortung der Betriebe für eine gute inner- wie außerbetriebliche Weiterbildung: Volontäre sind zwar erstmal relativ günstig, aber man geht auch eine Verpflichtung ein, sie gut auszubilden. Es müsse für das Volontariat ein klares Curriculum geben, so die Empfehlung des Deutschen Museumsbundes. Den VolontärInnen solle nicht nur ein verantwortlicher Wissenschaftler als Ansprechpartner zur Seite gestellt werden, sondern ein Betreuer und Ausbilder, in dessen Stellenprofil die Ausbildung des Nachwuchses eindeutig festgesetzt ist.
Arbeitsrechtliche Unterschiede werden schon durch die Vertragsform gemacht. Je nachdem, ob VolontärInnen mit Arbeits- oder Ausbildungsverträgen beschäftigt werden, haben sie unterschiedlichen Anspruch auf die Teilnahme an Lehrgängen, Fortbildungen und museumsrelevanten Tagungen. Die Konditionen können hier zwischen Freistellung vom Dienst, Fahrtkostenerstattung oder der Übernahme der Teilnahmekosten wie Unterkunft und Verpflegung variieren. In welchem Umfang VolontärInnen solche Ausbildungsbestandteile ermöglicht werden, kann sich dabei auch stark auf die Qualität ihrer Ausbildung auswirken und ist nicht allein mit finanzieller Unterstützung gegenzurechnen.
Mit Idealismus und Entbehrung
Das Volontariat bleibt eine problematische Beschäftigungsform. Rein etymologisch legt es die Assoziation mit freiwillig und unentgeltlich verrichteter Arbeit nahe. Dieses Verständnis schimmert leider in einigen Stellenprofilen noch immer durch. Im Gegensatz etwa zur Buchbranche, in der der Berufseinstieg deutlich entbehrungsreicher aussieht, hat die Museumsbranche schon deutlich von den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz der Länder profitiert. Dennoch ist eine Tätigkeit im Kulturbereich immer mit sehr viel Idealismus verbunden und der Preis für die Selbstverwirklichung ist sehr hoch, so Lochmann. Immerhin ist der kürzlich vorgelegte Gesetzentwurf zur Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns ein Schritt in die richtige Richtung, der ab 2015 auch vielen VolontärInnen künftig fairere Arbeitsbedingungen verschaffen dürfte.
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