12.03.2009

Autor*in

Marcus Meyer
Innovative Vermarktung

iKünstler und E-Manager

Die digitale Welt der Musikvermarktung - Beobachtungen und Trends
"Haben Sie schon einmal ein Konzertticket mit Ihrem Handy gekauft? Den Live-Mitschnitt Ihrer Lieblingsband im Anschluss an die Show gleich mit nach Hause genommen? Nein? Dann Herzlich Willkommen in der Grenzenlosigkeit der digitalen Musikwelt."
 
Sie eröffnet nicht nur Ihnen, sondern auch dem Künstler nahezu uneingeschränkte Möglichkeiten der Vermarktung. Grenzenlos ist dabei das richtige Wort, denn die alten Strukturen verschwinden. Das Tonträgerfirma-Modell ist obsolet, denn die Aufgaben verteilen sich neu. Labels werden zu Veranstaltern, Veranstalter organisieren den CD-Vertrieb ihrer Künstler, Werbe- und Vertriebskanäle verschmelzen. Handy-Firmen, Games-Anbieter & Co. sind dabei, die alte Tonträgerindustrie zu ersetzen.
 
Künstler und ihre Vermarkter übernehmen die Aufgaben zunehmend selbst und gewinnen dadurch an direktem Einfluss insbesondere durch die digitalen Kanäle. Man spricht vom 360-Grad-Modell (siehe Madonna, Shakira). Die Beziehung zwischen Künstler und Fan wird enger und unmittelbarer. Als Beispiele lassen sich hier Radiohead oder Prince anführen. Musikkonsum mischt sich mit sozialer Interaktion der Fans, die an Mitspracherecht gewinnen sogar beim Entstehungsprozess. Kurz gesagt: Der Trend geht eindeutig zur (digitalen) Selbstvermarktung des Künstlers. Insbesondere junge, aufstrebende Talente oder Nischenprojekte können die Angebotsvielfalt der neuen Kanäle für sich nutzen. MySpace, YouTube, Blogs, Vlogs, Foren und Fan-Communities bieten geradezu eine globale Spielwiese, sich als Künstler zu präsentieren und sein musikalisches Schaffen direkt, einfach und kostengünstig an den Fan zu bringen. Ein gutes Beispiel sind Player-Shop-Module, die der Künstler auf seiner Website mit Tracks "bestücken" und deren Download-Preis er selbst bestimmen kann. Der Vertrieb kommt zusätzlich ins Rollen, wenn die Fans den bestückten Player mittels einem einfachen Klick bspw. auf ihrem Community-Profil einbauen. Änderungen werden vom Künstler gesteuert und in Echtzeit an alle Player weitergegeben.
 
Das Pasadena Roof Orchestra wählte diesen Weg als Einstieg in die digitale Musikvermarktung. Zwar ist die Zielgruppe des Orchesters hauptsächlich in der "älteren Generation" zu finden, doch darf diese im Umgang mit Internet nicht unterschätzt werden. Eine weitere Motivation war die Ansprache des jüngeren Publikums, das beim Wiederaufleben von Swing-Musik eher einen einzelnen Track downloadet als eine CD kauft. Ebenso wurden eigens produzierte YouTube-Clips online gestellt und ein Internet-Fanportal errichtet. Ich möchte an dieser Stelle aber das Konzert selbst als den wichtigsten Vertriebsund Vermarktungskanal definieren. Im Gegensatz zu den ständig sinkenden Absatzzahlen auf dem Tonträgermarkt zeigt sich im Live-Sektor ein Aufwärtstrend. Emotionalisiert vom Konzert kaufen Fans gerne CDs, DVDs oder am besten gleich den Live-Mitschnitt z. B. gespeichert auf einem USB-Stick. Einzelne Tracks und Bilder sind schon während des Konzerts per SMS-Abruf verfügbar. Der Austausch mit Gleichgesinnten oder sogar dem Künstler setzt sich zu Hause im Internet-Fanportal fort. Hier wird deutlich wie die einzelnen Kanäle miteinander verschmelzen.
 
Die Digitalisierung der Musiklandschaft bringt sicherlich viel Positives, vielleicht auch eine Art Rettung. Ich bin jedoch der Meinung, dass die richtige Kombination der Vertriebs- und Vermarktungskanäle den Erfolg bestimmt und dazu gehört auch der klassische, physische Tonträger. Zielgruppen- und Kundenorientierung sind auch hier die Schlagwörter. Wer CDs, DVDs oder gar LPs kaufen will, soll sie kaufen (können), wer downloaden will, soll dies tun (können). Wer keinen Wert darauf legt, die Musik zu besitzen, kann für ca. 10 im Monat eine Flatrate kaufen und sich Millionen von Songs ins Wohnzimmer streamen quasi Musik wie aus dem Wasserhahn. Aufgrund letzterem bleibt das Urheberrecht und dessen Vergütung Dauerthema in dem sich wandelnden Markt und darf nicht außer Acht gelassen werden. Für den Künstler kommt es auf die schmale Gratwanderung zwischen Aufmerksamkeit erlangen und Wertschöpfung seines Schaffens an. Die richtigen Wege durch den Daten-Dschungel zu finden, das wird die Kunst der Zukunft sein. Denn durch die leicht zugänglichen Vertriebskanäle tummeln sich mehr Fische im Teich. Dadurch wird es vor allem für neue Künstler schwierig, ihre Karriere paukenschlagähnlich voranzutreiben und die früher noch möglichen Erfolge zu erzielen.
 
Das Ziel ist also, immer noch ein bisschen innovativer zu sein als die Mitstreiter. Neue Wege geht auch das Pasadena Roof Orchestra. In einem Seminar an der Reinhold-Würth-Hochschule der Hochschule Heilbronn in Künzelsau fungiert das Orchester quasi als Lehrmittel. Die Studenten organisieren ein Workshop-Konzert, bei dem sie Arbeitsfelder des Tourneebetriebs und Künstlermanagements vermittelt bekommen und das völlig analog!
 
MARCUS MEYER ist Diplom-Betriebswirt und Orchesterdisponent beim Pasadena Roof Orchestra, sowie Absolvent des Studiengangs Betriebswirtschaft und Kultur und Freizeitmanagement der Reinhold- Würth-Hochschule der Hochschule Heilbronn
 

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