28.04.2021
Themenreihe Finanzierung
Autor*in
Marcus Fitzgerald
ist seit 2001 Konzert- und Festivalveranstalter, Künstlerberater, Manager und eng mit verschiedenen Bands und DJs sowie Agenturen und Veranstaltern vernetzt. 2012 gründete er das Bookingportal gigmit, das Künstler mit Veranstaltern zusammenbringt, und ist hier seitdem als Geschäftsführer tätig. 2017 gründete er das Innovation Network of European Showcases (INES), 2018 die Marketinginitiative Live Music Accelerator Berlin (LMAB) und 2019 das Projekt LASER - Live Artist Search Engine and Recommendations, um Daten fürs Booking zu nutzen.
Crowdinvesting als alternative Finanzierungsart
Wie das Bookingportal gigmit neue Wege geht
Um Visionen zu verwirklichen, braucht es neben guten Ideen und Tatendrang vor allem oft eins: Geld. Die Bookingplattform gigmit hat dabei auf die "Kraft der vielen” gesetzt und Crowdinvesting als alternative Finanzierungsart ausprobiert - mit Erfolg und Erfahrungen, aus denen andere ebenfalls etwas lernen können.
Themenreihe Finanzierung
Die Veränderung des Livemusik-Markts durch Streaming
Seitdem Spotify, Apple Music, Soundcloud, Youtube und weitere Streamingservices den Markt wie Musik konsumiert wird komplette erneuert haben, hat sich auch das Einkommensniveau beim Künstler verändert. Bis zu 90% des Einkommens stammt einer Studie der Event-Plattform Songkick zufolge aus dem Livegeschäft. Für die meisten Künstler gibt es also nur einen Weg: Mehr Konzerte spielen um zu Überleben bzw. erfolgreich zu werden.
Allerdings hat sich seit den 50er Jahren, als Fritz Rau oder Marek Lieberberg ihre ersten Konzerte veranstalteten, in der Livemusikbranche die Art und Weise, wie Künstler*innen gefunden und gebucht werden, nicht verändert. Künstler*innen und Veranstalter*innen sind dadurch vor allem auf eine umfassende Recherchearbeit oder eine Booking-Agentur angewiesen. Booking-Agent*innen können jedoch nur eine limitierte Anzahl neuer Künstler*innen aufnehmen und auch ihr Lebensunterhalt hängt ausschließlich vom Erfolg dieser ab.
Seitdem Spotify, Apple Music, Soundcloud, Youtube und weitere Streamingservices den Markt wie Musik konsumiert wird komplette erneuert haben, hat sich auch das Einkommensniveau beim Künstler verändert. Bis zu 90% des Einkommens stammt einer Studie der Event-Plattform Songkick zufolge aus dem Livegeschäft. Für die meisten Künstler gibt es also nur einen Weg: Mehr Konzerte spielen um zu Überleben bzw. erfolgreich zu werden.
Allerdings hat sich seit den 50er Jahren, als Fritz Rau oder Marek Lieberberg ihre ersten Konzerte veranstalteten, in der Livemusikbranche die Art und Weise, wie Künstler*innen gefunden und gebucht werden, nicht verändert. Künstler*innen und Veranstalter*innen sind dadurch vor allem auf eine umfassende Recherchearbeit oder eine Booking-Agentur angewiesen. Booking-Agent*innen können jedoch nur eine limitierte Anzahl neuer Künstler*innen aufnehmen und auch ihr Lebensunterhalt hängt ausschließlich vom Erfolg dieser ab.
Wir von gigmit sind daher mit einer digitalen Plattform angetreten, das Musikbooking stressfrei und einfach zu machen, wobei wir einen entscheidenden Vorteil des Streamings nutzen. Denn dieses hat neben der Demokratisierung des Musikvertriebs und -konsums noch etwas Gutes: Daten. Mit diesen können Künstler*innen und Veranstalter*innen nun sehen, wie viele Hörer*innen, Fans oder Follower*innen sich in welcher Stadt befinden. Leider haben derzeit nur wenige zu diesen Daten Zugriff. Mit den gigmit Fan INSIGHTS "heben" wir diese Informationen und machen sie für beide Seiten gleichermaßen sichtbar. Damit kann ganz neutral überprüft werden, wie erfolgreich ein Konzert in einer bestimmten Region wohl werden wird. Veranstalter*innen ermöglicht das viel Planungssicherheit, während es für Künstler*innen oder deren Management und Agent*innen wichtige Orientierung schafft.
Crowdinvestment als Wachstumshilfe
Damit wir dieser Vision erfolgreich näher kommen, ist einerseits der Aufbau der Künstler*innen-Community wichtig. Unser Ziel ist es, 5 Millionen Künstler*innen in 5 Jahren aufzubauen. Aus unserer Sicht gibt es auf globaler Ebene auch eine Basis von 500.000 Künstler*innen, die auf der Plattform vertreten sein sollten, damit Veranstalter*innen auch alle Künstler*innen finden können, die sie buchen wollen. Auf der anderen Seite ist der schnelle und zeitgemäße Ausbau der Plattform entscheidend für schnellen Wachstum, Kundenzufriedenheit und die Zuverlässigkeit der Daten-Analysen, die mit der Plattform betrieben werden können. Und all das braucht Kapital.
Wir haben uns mit verschiedenen Investitionsformen beschäftigt und seit Gründung bereits weitere Finanzierungen ausprobiert: Öffentliche Förderung, Bankendarlehen, Business Angels als Investor*innen, strategische Investments (2016 hat sich Sony Music an gigmit beteiligt). Doch dann hat Crowdfunding bzw. Crowdinvestment unsere Aufmerksamkeit gewonnen.
Crowdfunding vs. Crowdinvestment
Crowdfunding ist als Begriff natürlich bekannter und populärer. Ein Stück weit ist das auch der Überbegriff für Crowdinvestment. Während bei Crowdfunding Gegenleistungen aller Art angeboten werden können, ist es bei Crowdinvestment in der Regel ein Gewinnanteil am Unternehmen, am einfachsten vergleichbar mit einem "kleinen Börsengang”. In Deutschland sehen wir auch, dass Crowdfunding oft mit kleineren Summen den Start eines Projekts oder Unternehmens ermöglicht oder die Entwicklung eines Produkts mit gleichzeitigem Verkauf von diesem. Crowdinvestment hat es nach nun 10 Jahren in Deutschland stattdessen geschafft, größere Summen zu heben und damit Unternehmen in einer späteren Phase, meist der Wachstumsphase, zur Finanzierung zu verhelfen. Im Detail gibt es dann auch beim Crowdinvestment noch verschiedene Formen, wie man als Investor*in beteiligt ist und welche Modalitäten gelten.
Wir haben uns für Crowdinvestment entschieden, weil wir einer breiten Community über unsere bestehenden Nutzer*innen hinaus ein attraktives Angebot machen wollten. Denn wir sehen darin die Chance, dass sich mehrere Investor*innen mit kleineren Beträgen beteiligen können und damit jeweils weniger Risiko schultern. Wir haben die Hoffnung, dass damit mehr Unternehmer*innen, vor allem auch aus der Musikbranche, mutig werden und sich mit an der Digitalisierung und Tech-Unternehmen beteiligen. So haben wir bereits 2019 als Kick-Off unseres ersten Crowdinvestments die Branche aufgerufen, mitzumachen (Vgl. MusikWoche). Dabei haben wir auf Seedmatch mit 505.250€ erfolgreich finanziert. Das hat uns einen riesigen Schub gegeben. Wir sind von 75.000 User*innen auf 150.000 User*innen gewachsen und haben unseren Jahresumsatz verdoppelt. Und das nicht wegen, sondern trotz Corona.
Natürlich sind 500.000€ immernoch ein kleiner Schritt, z.B. im Vergleich zu dem Investment von 500 Millionen $, welches Soundcloud bisher eingesammelt hat. Damit geht das Geld schneller aus und Wachstum ist eben nur begrenzt möglich. Wir haben uns daraufhin gemeinsam mit Seedmatch entschieden, einfach eine zweite Finanzierungsrunde zu machen und den Erfolg damit möglichst zu wiederholen. Und siehe da: Zum jetzigen Stand ist es nur noch ein Katzensprung, bis wir die zweiten 500.000€ erreichen und damit die Bookingrevolution möglich machen und die Livemusikbranche mit digitalen Lösungen nachhaltig unterstützen. Eine Beteiligung bei gigmit ist ab 250€ noch bis zum 19. Mai 2021 möglich.
Crowdinvestment Schritt für Schritt
Die wichtigste Frage ist wohl, ob Crowdinvestement die richtige Finanzierungsform ist? Das sind unsere Erfahrungswerte:
1. Crowdinvestment benötigt ein Startkapital des Unternehmens, um die Kampagne möglich zu machen. Wir haben dafür ca. 10.000€ für Filmdrehs, Aufbereitung von Unterlagen, Finanzberatung, Rechtsberatung und Grafikdesign gebraucht.
2. Man braucht eine starke eigene Community. Wir sind überglücklich, dass wir viele Investor*innen aus unseren eigenen Nutzer*innen und unserem Netzwerk gewinnen konnten.
3. Nichts mit schnell schnell: Crowdinvestment heißt oft Bindung auf min. 5 Jahre und in dieser Zeit regelmäßige Quartalsreportings und regelmäßigen Investorenkontakt.
Damit wir dieser Vision erfolgreich näher kommen, ist einerseits der Aufbau der Künstler*innen-Community wichtig. Unser Ziel ist es, 5 Millionen Künstler*innen in 5 Jahren aufzubauen. Aus unserer Sicht gibt es auf globaler Ebene auch eine Basis von 500.000 Künstler*innen, die auf der Plattform vertreten sein sollten, damit Veranstalter*innen auch alle Künstler*innen finden können, die sie buchen wollen. Auf der anderen Seite ist der schnelle und zeitgemäße Ausbau der Plattform entscheidend für schnellen Wachstum, Kundenzufriedenheit und die Zuverlässigkeit der Daten-Analysen, die mit der Plattform betrieben werden können. Und all das braucht Kapital.
Wir haben uns mit verschiedenen Investitionsformen beschäftigt und seit Gründung bereits weitere Finanzierungen ausprobiert: Öffentliche Förderung, Bankendarlehen, Business Angels als Investor*innen, strategische Investments (2016 hat sich Sony Music an gigmit beteiligt). Doch dann hat Crowdfunding bzw. Crowdinvestment unsere Aufmerksamkeit gewonnen.
Crowdfunding vs. Crowdinvestment
Crowdfunding ist als Begriff natürlich bekannter und populärer. Ein Stück weit ist das auch der Überbegriff für Crowdinvestment. Während bei Crowdfunding Gegenleistungen aller Art angeboten werden können, ist es bei Crowdinvestment in der Regel ein Gewinnanteil am Unternehmen, am einfachsten vergleichbar mit einem "kleinen Börsengang”. In Deutschland sehen wir auch, dass Crowdfunding oft mit kleineren Summen den Start eines Projekts oder Unternehmens ermöglicht oder die Entwicklung eines Produkts mit gleichzeitigem Verkauf von diesem. Crowdinvestment hat es nach nun 10 Jahren in Deutschland stattdessen geschafft, größere Summen zu heben und damit Unternehmen in einer späteren Phase, meist der Wachstumsphase, zur Finanzierung zu verhelfen. Im Detail gibt es dann auch beim Crowdinvestment noch verschiedene Formen, wie man als Investor*in beteiligt ist und welche Modalitäten gelten.
Wir haben uns für Crowdinvestment entschieden, weil wir einer breiten Community über unsere bestehenden Nutzer*innen hinaus ein attraktives Angebot machen wollten. Denn wir sehen darin die Chance, dass sich mehrere Investor*innen mit kleineren Beträgen beteiligen können und damit jeweils weniger Risiko schultern. Wir haben die Hoffnung, dass damit mehr Unternehmer*innen, vor allem auch aus der Musikbranche, mutig werden und sich mit an der Digitalisierung und Tech-Unternehmen beteiligen. So haben wir bereits 2019 als Kick-Off unseres ersten Crowdinvestments die Branche aufgerufen, mitzumachen (Vgl. MusikWoche). Dabei haben wir auf Seedmatch mit 505.250€ erfolgreich finanziert. Das hat uns einen riesigen Schub gegeben. Wir sind von 75.000 User*innen auf 150.000 User*innen gewachsen und haben unseren Jahresumsatz verdoppelt. Und das nicht wegen, sondern trotz Corona.
Natürlich sind 500.000€ immernoch ein kleiner Schritt, z.B. im Vergleich zu dem Investment von 500 Millionen $, welches Soundcloud bisher eingesammelt hat. Damit geht das Geld schneller aus und Wachstum ist eben nur begrenzt möglich. Wir haben uns daraufhin gemeinsam mit Seedmatch entschieden, einfach eine zweite Finanzierungsrunde zu machen und den Erfolg damit möglichst zu wiederholen. Und siehe da: Zum jetzigen Stand ist es nur noch ein Katzensprung, bis wir die zweiten 500.000€ erreichen und damit die Bookingrevolution möglich machen und die Livemusikbranche mit digitalen Lösungen nachhaltig unterstützen. Eine Beteiligung bei gigmit ist ab 250€ noch bis zum 19. Mai 2021 möglich.
Crowdinvestment Schritt für Schritt
Die wichtigste Frage ist wohl, ob Crowdinvestement die richtige Finanzierungsform ist? Das sind unsere Erfahrungswerte:
1. Crowdinvestment benötigt ein Startkapital des Unternehmens, um die Kampagne möglich zu machen. Wir haben dafür ca. 10.000€ für Filmdrehs, Aufbereitung von Unterlagen, Finanzberatung, Rechtsberatung und Grafikdesign gebraucht.
2. Man braucht eine starke eigene Community. Wir sind überglücklich, dass wir viele Investor*innen aus unseren eigenen Nutzer*innen und unserem Netzwerk gewinnen konnten.
3. Nichts mit schnell schnell: Crowdinvestment heißt oft Bindung auf min. 5 Jahre und in dieser Zeit regelmäßige Quartalsreportings und regelmäßigen Investorenkontakt.
4. Vorbereitungszeit: Crowdinvestment kann schneller beginnen als andere Investments, braucht aber mindestens einen Monat Vorbereitungszeit für die Aufbereitung und Prüfung aller Unterlagen und die Erstellung des Crowdfunding-Videos.
5. Nach dem Start ist vor dem Start: Crowdinvestment-Kampagnen sind auch eine Chance für Marketing und PR während der Kampagne. Das braucht Zeit und man sollte sich min. 5h/ Woche für die Kampagne nach Fundingstart einplanen.
5. Nach dem Start ist vor dem Start: Crowdinvestment-Kampagnen sind auch eine Chance für Marketing und PR während der Kampagne. Das braucht Zeit und man sollte sich min. 5h/ Woche für die Kampagne nach Fundingstart einplanen.
Fazit
Habt keine Angst vor der öffentlichen Finanzierung. Man wird nicht an den Pranger gestellt und einen besseren Test seiner Ideen oder Unternehmungen gibt es auch nicht. Dabei werden bestimmt nicht alle Sorgen oder Probleme durch Crowdinvestment gelöst, aber neue Unternehmensphase und Produkte möglich gemacht - genau was wir alle wollen, oder?
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