Existenzgründung

Auch in der Kultur kann man Geld verdienen!

Ein Interview mit der Unternehmerin Alexandra Feichtner. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist eine Branche mit großem Potenzial, die ständig wächst und Umsätze in Milliardenhöhe erwirtschaftet. In dieser Interviewreihe sprechen wir mit erfolgreichen Gründern aus der Branche über ihre persönlichen Erfahrungen und die Besonderheiten im Kulturunternehmertum.
Das Interview führte Michaela von Trauchburg
 
KMN: Frau Feichtner, Sie haben eine Beratungsfirma gegründet, die Menschen und Organisationen in Veränderungs- und Organisationsprozessen begleitet. Wie kam es zu der Idee?

Alexandra Feichtner: Ich habe 13 Jahre freie Projektarbeit im Kulturbereich gemacht, hauptsächlich an der Schnittstelle Wirtschaft, Kunst und Kultur und hier für sehr unterschiedliche Auftraggeber gearbeitet. Die meisten waren aus der Wirtschaft, die Kulturprojekte machen wollten. Ich war hier projektleitend tätig, habe konzipiert und das Team zusammengestellt. Im Laufe dieser Zeit habe ich mir viel Wissen angeeignet und mir ein großes und breitgefächertes Netzwerk aufgebaut. Nach 10 Jahren habe ich mich entschlossen mich darauf zu konzentieren, was mir am meisten Spaß an meiner Arbeit macht. Das ist der beratende Teil, wo es unter anderem auch um Teams und Führung geht.

KMN: Haben Sie auch gemerkt, dass die Nachfrage in die Richtung wächst bzw. da ist?

AF: Ja, ich habe festgestellt, dass der Bedarf an Organisationsberatung und Organisationsentwicklung im Kulturbereich steigt. Auch andere Zielgruppen, die für mich interessant sind, wie Start-ups und JungunternehmerInnnen sind am Markt noch nicht ausreichend bedient. Wichtig ist im Kultur- und Kreativbereich, dass man die Branche versteht und von innen heraus kennt und ihre Sprache spricht.

KMN: War es Ihnen von Anfang an klar, dass Sie ein Unternehmen gründen wollten und keinen Verein, wie es viele im Kulturbereich tun?


AF: Für mich war das von Anfang an klar, dass ich ein Unternehmen gründen möchte. Ich bin jetzt schon sehr lange selbstständig und ich bin nie über die Vereinsform gegangen. Ich war von Anfang an selbstständig im Sinne eines UnternehmerInnentums. Das ist mir auch wichtig.

KMN:
Was sind ihrer Meinung nach die Vorteile eines Unternehmens?

AF: Ich kenne keinen Nachteil. Ich finde es gut, auch im Kulturbereich die Dienstleistungen unternehmerisch zu betrachten. Wenn ich selbstständig bin, führe ich ein Unternehmen und ich muss meine Kosten im Blick haben, meine Leistungen bewerben und verkaufen. Ich habe oft Kunden in der Beratung, die bisher künstlerisch gearbeitet haben, wo sich aber auch herausstellt, dass sie tatsächlich auch ein großes Spektrum an Dienstleistungen zu bieten haben, die für Unternehmen interessant sind. Wenn man ein solches Angebot machen möchte, ist es einfach wichtig unternehmerisch zu denken, rauszugehen und seine Dienstleistung zu verkaufen.

KMN: Ist es Ihrer Meinung nach immer noch ein Problem, dieses Geld verdienen in der Kultur?

AF: Ich glaube schon, dass das noch Thema ist, aber es hat auch viel mit der Fördersituation zu tun. Viele die sich im Kulturbereich selbstständig machen, beginnen als Verein. Manche Formen bieten sich auch nicht als Unternehmen an, so wie beispielsweise ein Festival. Kulturschaffende werden immer in einer Vereinsstruktur beginnen oder auch bleiben. Aber es gibt ja auch Zulieferer, so wie mich, die eine Dienstleistung für den Kulturbetrieb anbieten und da muss man schon unternehmerisch sein, obwohl der Kulturbetrieb selbst so nicht funktioniert.

KMN: Welche Stolpersteine gab es beim Weg in Ihre Selbstständigkeit?

AF: Es ist grundsätzlich so, dass es eine gewisse Anlaufzeit gibt. Man muss geduldig sein. Dazu braucht man auch einen finanziellen Polster oder andere Einnahmequellen. Und was ich finde extrem wichtig ist, ist ein funktionierendes Netzwerk.

KMN: Wie sieht es mit Fördermöglichkeiten aus?

AF: Die gibt es, wenn man sich ganz neu selbstständig macht, gibt es in Österreich Kreativförderprogramme und auch Förderprogramme der Stadt Wien. Departure oder die Wirtschaftsagentur oder auch die Wirtschaftskammer. Da zahlt es sich wirklich aus nachzuschauen und sich zu informieren.

KMN: Haben Sie Tipps, die Sie unseren Lesern mitgeben können?

AF: Man muss wissen, was man anbietet. Das Angebot zu schärfen dauert oft länger als man denkt. Das muss man immer wieder überarbeiten und ganz klar formulieren und querlesen lassen von jemandem, der das nur aus dem Text heraus verstehen soll. Geduld ist wichtig, wie gesagt. Idealerweise hat man wirklich ein Jahr Zeit sich auf den Aufbau des Geschäfts zu konzentrieren. Es braucht circa drei Jahre bis man sagen kann es läuft gut. Vernetzung ist wichtig im Kulturbereich. Man sollte regelmäßig zu relevanten Veranstaltungen gehen, wo man Leute trifft. Es ist auch wichtig, sich nicht ausbeuten zu lassen und sich selbst nicht auszubeuten. Es stimmt nicht, dass es im Kulturbereich kein Geld gibt. Wenn ich etwas unternehmerisch anbiete gelten auch hier Leistung und Honorar. Man muss wissen wo die Grenze ist, was geht sich aus. Man kann seine Grenze nicht ständig unterschreiten.

Weiterführende Links:

Die Website der Kulturberaterin Alexandra Feichtner
 

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