23.08.2013

Autor*in

Christian Henner-Fehr
studierte Theaterwissenschaft und Kulturmanagement. Er arbeitet als Kulturberater und Manager in Wien mit den Schwerpunkten Social Media und Kulturmarketing, Finanzierung und Organisationsentwicklung.
Interview zum ersten stARTcamp Wien

Längst überfällig!

Das Thalia Theater in Hamburg hat es im letzten Jahr mit einem Theatercamp vorgemacht, nun folgt die Kunsthalle Wien mit einem stARTcamp. Einen ganzen Tag lang dreht sich in deren Räumlichkeiten im Museumsquartier alles um das Thema Social Media im Kunst- und Kulturbereich. Was die TeilnehmerInnen dort erwartet und warum es gar nicht so leicht ist, eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen, haben wir die beiden Organisatoren, Michael Wuerges, der in der Kunsthalle Wien den Bereich Marketing und Strategie leitet, und Christian Henner-Fehr, einen der Gründer der stARTconference, gefragt.
KMN: Was hat Sie dazu bewegt, das stARTcamp nach Österreich zu holen?

Michael Wuerges: Immer wieder hatte ich mit KollegenInnen aus anderen Kultureinrichtungen Diskussionen über Social Media. Brauchen wir das wirklich?, Kostet es wirklich kein Geld?, Wie spreche ich die Zielgruppe in den Social Media Kanälen an?, oder Wie entwickle ich eine Social Media Strategie? Gleichzeitig wächst das Interesse an dem Thema auch im Haus, nicht nur im Marketing sondern Abteilungsübergreifend. Die letzten stARTcamps haben gezeigt, dass es das optimale Format ist, um über möglichst vielfältige Themen zu sprechen, da jeder seine Fragen und Interessen direkt einbringen kann. Für Christian und mich war es längst überfällig, das stARTcamp endlich auch nach Wien zu holen. Ich freu mich riesig drauf.

Christian Henner-Fehr: Für den Verein stARTconference steht hinter den stARTcamps die Idee, regionale Netzwerke entstehen zu lassen und ich hatte immer schon den Wunsch, so eine Veranstaltung auch mal in Wien zu organisieren. Dass es jetzt soweit ist, ist das Verdienst von Michael, der mich gefragt hat, ob es nicht an der Zeit wäre, in Wien ein stARTcamp auf die Beine zu stellen.

KMN:
Was ist das Besondere an dieser Art von Konferenz?

Michael Wuerges: Im Unterschied zu einer Konferenz steht bei dem stARTcamp, das nach den Barcamp-Prinzipien funktioniert, das Programm nicht von Anfang an fest. Beim stARTcamp bin ich nicht der klassische Konsument wie auf einer Konferenz, sondern ich bin ein ganz entscheidender Teil dieses Formats. Wenn ich nur darauf warte, was dabei rauskommt, dann bin ich davon abhängig, was andere anbieten. Das heißt, ich muss darauf warten, dass jemand ein Thema anspricht dass mich auch interessiert. Deshalb kann und soll man sich schon im Vorfeld mit Themenvorschlägen und Fragen einbringen. Das genaue Programm wird dann zusammen am Morgen des stARTcamps besprochen und festgelegt.

Es ist wie gesagt keine Konferenz, sondern ein partizipatives Format. Eben weil das klassische Konferenzformat oft ermüdend wirkt, sind die Barcamps erfunden worden. Sie leben von der Bereitschaft der Teilnehmer/innen, sich auf das Thema und die anderen einzulassen. Der Erfolg dieses Formats hängt somit davon ab, wie aktiv die TeilnehmerInnen sind.

KMN:
Was bringt den Besuchern die Teilnahme? Warum sollen sie eine solche Konferenz
besuchen und was erwarten Sie sich vom ersten stARTcamp in der Kunsthalle Wien?

Michael Wuerges:
Ich bin mir sicher, dass wir viele spannende und intensive Gespräche führen werden und somit vielleicht der/dem einen oder anderen Kollegen/in die Berührungsangst mit den neuen Medien genommen wird. Auch wenn bei Social Media umdenken angesagt ist, es ist kein Hexenwerk und kann in den Arbeitsalltag integriert werden. Ich bin selbst auch gespannt in welchen Abteilungen der einzelnen Einrichtungen das Thema Social Media angesiedelt ist und freu mich darauf, die verantwortlichen Kollegen kennenzulernen.

KMN:
Nach dem Barcamp-Prinzip wird das Programm direkt von den TeilnehmerInnen
entwickelt, wie kann man sich das vorstellen?

Christian Henner-Fehr: Das heißt, es gibt kein fertig vorgegebenes Programm und somit auch keine eingeladenen SprecherInnen, sondern einen Rahmen, in dem die Trennung zwischen Vortragenden und ZuhörerInnen aufgehoben wird.
Im Vorfeld dieser Veranstaltung haben wir ein Dokument online gestellt, in das jede/jeder seine/ihre Vorschläge eingeben kann. Entweder möchte ich selbst den anderen TeilnehmerInnen etwas erzählen oder ich habe eine Frage, auf die ich hoffentlich eine Antwort bekomme. Im zweiten Fall stehe ich zwar vor den anderen, aber die Rollen sind anders verteilt. Das Publikum versucht, meine Fragen zu beantworten, spielt also eine wesentlich aktivere Rolle als bei einer klassischen Konferenz. Erst in der Plenarsession wird dann das endgültige Programm vereinbart. Bis zu diesem Zeitpunkt können auch alle noch ihre Vorschläge einbringen. Gibt es zu viele Themenvorschläge, stimmt das Plenum darüber. Der Erfolg eines stARTcamps hängt also davon ab, ob und in welchem Ausmaß sich die TeilnehmerInnen beteiligen. Je engagierter sie sind, desto mehr wird es um ihre Themen gehen und umso größer wird der Nutzen für sie sein.

KMN:
Welche Sessionvorschläge gibt es bis jetzt?

Christian Henner-Fehr:
Bis jetzt wurden Themen wie Crowdfunding, agiles Projektmanagement, Smart Places oder Kommunikation und Marketing im Social Web vorgeschlagen. Interessant ist aber auch die Frage, wie Facebookgruppen genutzt werden können. Oder wie aus guten Inhalten relevante Inhalte werden? Nachgefragt werden im Moment die Themen Apps und Storytelling sowie die Frage, welche Bedeutung Hashtags haben?

KMN: Können auch direkt im stARTcamp Themen vorgeschlagen werden?

Christian Henner-Fehr:
Ja, bis zur Plenarsession, mit der das stARTcamp beginnt, können noch Vorschläge gemacht werden. Meistens ist das der Zeitpunkt, wo am meisten passiert. Nach der Vorstellungsrunde weiß man ja dann, wer alles dabei ist und erkennt, dass man sich nicht fürchten muss.

KMN: Was sind die größten Hürden, mit denen Sie als Veranstalter zu kämpfen
haben und sind weitere stARTcamps geplant?

Michael Wurges: Die größte Hürde ist das Format des stARTcamps. Im deutschsprachigen Raum ist dies schon etabliert und hat sich auch bewährt. In Österreich ist diese Unkonferenz im Kulturbereich noch gänzlich neu. Die Zurückhaltung dem Neuen gegenüber spüren wir vor allem in der Presseberichterstattung. Wir sind uns aber sicher, dass auch das stARTcamp Wien ein Erfolg werden wird und es sicher nicht das letzte sein wird!

Christian Henner-Fehr:
Wir lassen uns halt sehr ungern aus der Reserve locken und nehmen es dafür in Kauf, uns erst berieseln zu lassen und danach über die langweiligen Vorträge zu schimpfen. Wenn wir selbst vorne stehen, können wir höchstens über uns selbst schimpfen. Diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist wohl die größte Herausforderung, Michael hat es schon angesprochen. So etwas braucht Zeit, deshalb ist auch klar, dass es nicht bei diesem einen stARTcamp bleiben wird. Ich glaube, dass diese Form der Vernetzung wichtig ist, denn sie erlaubt es uns, voneinander zu lernen. Ein Ansatz, der sowohl online als auch offline funktioniert.

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