30.06.2012

Autor*in

Eckard Heintz
Eckard Heintz war 15 Jahre Bankkaufmann bei der Bayerischen Vereinsbank und Berliner Bank, 16 Jahre Geschäftsführer bei der Gasteig München GmbH, ab 1999 geschäftsführender Gesellschafter des von ihm gegründeten
Berufsbild Kulturmanagment

Erfahrungsskizzen eines Kulturmanagers

Wir sprachen mit dem langjährigen Geschäftsführer des Münchner Gasteigs Eckhard Heintz über sein aktuelles Buch "Don't burn it!", die Frage nach einem Konzerthaus-Neubau in seiner Stadt und die Debatte um den Kulturinfarkt.
Das Gespräch führte Dirk Heinze.
 
KM: Herr Dr. Heintz, Sie sind seit rund 30 Jahren in Lehre und Praxis als Kulturmanager tätig. Jetzt erscheint Ihr erstes Buch. Sind es Ihre Memoiren oder eine Abrechnung mit dem Kulturbetrieb?
 
Heintz: In erster Linie handelt es sich in meinen Tagebuch-Auszügen um Erinnerungen an besondere Begegnungen mit Künstlern. Aber ich gestehe gerne, dass es mich gereizt hat, die Leser auch an Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Akteuren wie Politiker, Veranstalter oder Sponsoren im lokalen Kulturbetrieb teilhaben zu lassen. Das ist keine "Abrechnung", sondern eher der Versuch, in den Erfahrungsskizzen meinen Fachkollegen kleine Hinweise auf typische Verhaltensmuster zu geben.
 
KM: Ein wichtiger Teil des Buchs widmet sich dem Münchner Gasteig und der Frage, ob die Stadt einen neuen Konzertsaal braucht. Zu welchem Schluss kommen Sie?
 
Heintz: Meine Antwort bleibt derzeit offen: Erst nach den Ergebnissen der bis zur Stunde noch nicht erfolgten Bedarfs- und Machbarkeitsanalysen einschließlich Standort- und Finanzierungsnachweisen wird ein abschließendes Votum möglich sein. Ich systematisiere die Aspekte pro und contra. Mit Sicherheit wird der Gasteig mit seiner Philharmonie bestehen bleiben, wenn auch bauliche Veränderungen wünschenswert sind. Daher widerspreche ich Leonard Bernsteins sarkastischem Gästebuch-Eintrag Burn it! mit meinem Buchtitel Dont burn it.
 
KM: Vor dem Hintergrund Ihrer langjährigen Erfahrungen und dem 25jährigen Jubiläum des Studienfachs: Über welche Fähigkeiten muss ein Kulturmanager verfügen?
 
Heintz: Abgesehen von den allen Kollegen und Kolleginnen bekannten Fähigkeiten wie in meinem Buch auf Seite 11 zusammengefasst, plädiere ich dringend für das In-sich-gehen und die Selbstprüfung sowie für Gespräche mit erfahrenen Kulturmanagern, bevor sich jemand auf den steinigen Weg zu diesem Beruf begibt. Denn in den vergangenen 25 Jahren ist dessen Brot härter, die Konkurrenz größer und die materiellen Rahmenbedingungen enger geworden. Dennoch bleibt Kulturmanagement ein wunderbares Abenteuer für Menschen mit kultureller Leidenschaft und wirtschaftlichem Sachverstand.
 
KM: Sicherlich haben auch Sie das Buch Der Kulturinfarkt gelesen haben die Autoren Recht mit ihren Thesen oder behalten eher ihre Kritiker Recht?
 
Heintz: Das Buch mischt auf: Es regt an zu kritischer Reflektion vergangener und gegenwärtiger Entwicklungen unseres Kulturlebens und bietet wichtige Argumente zur Neuorientierung, zum Maßhalten und zur erwünschten Rückkehr nach einer Kreativität, die nicht ausschließlich von der öffentlichen Hand gepampert werden muss. Meine praktischen Erfahrungen, in meinem Buch "Dont burn it" exemplarisch eingestreut, decken sich weitgehend mit den Thesen in "Der Kulturinfarkt".
 
Zum KM Magazin (25 Jahre Kulturmanagement): http://bit.ly/km1206
 
 
Instituts für Internationales Kulturmanagement (INK) GmbH und verantwortlich für das Kammermusikfest Nymphenburger Sommer.
 

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