13.10.2022

Themenreihe Berufsbild

Autor*in

Anne Sophie Beyrer
studierte Klavier, Betriebswirtschaftslehre sowie Theater- und Musikmanagement. Sie ist kaufmännische Leiterin und Prokuristin bei der Rundfunk Orchester und Chöre gGmbH in Berlin. Berufserfahrung sammelte sie als Controllerin am Staatstheater Karlsruhe und als Verwaltungsleiterin an die Volksbühne Berlin. Anne Sophie Beyrer beschäftigt sich mit Themen der Gleichstellung, Personalentwicklung und Transformation von Kulturinstitutionen.
Berufsbilder im Kulturbereich

Kaufmännische*r Leiter*in und Prokurist*in im Orchesterbereich

Kultureinrichtungen zeichnen sich zunehmend auch durch ihr manageriales Profil aus. Die kaufmännische Leitung bestimmt also sehr stark mit, welchen Weg ein Haus geht und wie es wahrgenommen wird. Genau diese Aufgaben findet Anne Sophie Beyrer, Kaufmännische Leiterin und Prokuristin der Rundfunk Orchester und Chöre gGmbH Berlin, besonders spannend an ihrem Beruf.

Themenreihe Berufsbild

Dieses Berufsbild ist entstanden in Kooperation mit dem WAM - Women in Arts and Media e. V., in dem Anne Sophie Beyrer Mitglied ist. 
 
Würden Sie uns Ihre wichtigsten beruflichen Stationen beschreiben? Welche haben Sie auf besondere Weise geprägt?
 
Anne Sophie Beyrer: Angefangen habe ich mit zwei sehr verschiedenen Studiengängen, die mich bis heute prägen. Dies waren das BWL-Studium für die kaufmännischen Inhalte und mein Musikstudium (Klavier), das mir jeden Tag hilft, die besonderen Bedürfnisse von Musiker*innen zu verstehen. Wichtig war danach der Berufseinstieg am Staatstheater Karlsruhe, wo ich das Controlling eines Mehrspartenhauses mitentwickeln durfte. Da man im Controlling sämtliche Finanzzahlen und Vorgänge kennen und interpretieren lernt, war das eine spannende Perspektive und gute Grundlage. Daran schloss sich die Stelle als Verwaltungsleiterin der Volksbühne an, auf der ich das erste Mal Personalverantwortung für die Abteilungen einer Verwaltung übernehmen konnte.
 
Welche Aufgaben fallen in Ihren derzeitigen Tätigkeitsbereich? Welche erfüllen Sie dabei mit besonderer Freude?
 
ASB: Mir obliegt alles Kaufmännische bei den Rundfunk Orchestern und Chören Berlin, also alle Vorgänge, die mit Verwaltung und Finanzen zu tun haben. Als Prokuristin habe ich zudem die Rolle als Stellvertreterin des Geschäftsführers inne und bin mitverantwortlich für Strategie und Steuerung der vier Spitzensembles Deutsches Symphonie-Orchester, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Rundfunkchor Berlin und RIAS Kammerchor. Im Verwaltungs- und Finanzbereich sind dies die Abteilungen Finanzen/Controlling und Rechnungswesen sowie Vertrieb, IT, Kommunikation, Beschaffung und Instrumentenverwaltung. Auch auf einer Position wie der kaufmännischen Leitung sind Zahlen lediglich ein Aspekt, um die Gesamtzusammenhänge zu verstehen. Für meine Tätigkeit genauso wichtig sind Strategie, juristische und politische Hintergründe sowie konzeptionelle Prozesse und kreative Ideen, die die Steuerung des Unternehmens ermöglichen. Daneben fallen strukturelle Themen in meinen Bereich, wie beispielsweise Korruptionsprävention und Compliance, aber auch Projekte zur Mitarbeitendenzufriedenheit und Unternehmenskultur.
 
Täglich mit Freude erfüllt mich das Zusammenarbeiten in meinen Teams und mit ihnen das erfolgreiche Gestalten und Umsetzen unserer Strategien. Daneben gefallen mir Aufgaben, die politisches Geschick verlangen, also das Sprechen über die richtigen Dinge mit den richtigen Personen zum richtigen Zeitpunkt. Dies betrifft meist die übergeordneten Strukturen, also die Kommunikation mit den Gremien und Geldgeber*innen der Organisation. In unseren mehrmals im Jahr stattfindenden Sitzungen liegen bei mir vor allem die Finanzthemen, deren Vorbereitung, Moderation und gemeinsame Abstimmung immer wieder spannend ist. 
 
Welche Aspekte Ihrer Ausbildung haben Ihnen bei Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten geholfen? 
 
ASB: Das Studium Theater- und Musikmanagement zum Netzwerken und für den tieferen Einblick in die Aufgaben und Arbeitsweisen von Intendant*innen und Geschäftsführer*innen. Daneben half auch das BWL-Studium in Mannheim, das recht stark auf juristische Themen und die Rolle als Führungskraft ausgerichtet war. 
 
Welche Bereiche haben Ihnen in Ihrer Ausbildung gefehlt und wie haben Sie diese Kompetenzen stattdessen erworben?
 
ASB: In meinen Studiengängen nicht vorgesehen waren die Besonderheiten einer Leitung in einer öffentlichen Verwaltung. Daher habe ich noch ein Modul "Öffentliche Finanzwirtschaft für Kulturbetriebe" aus dem Kontaktstudium Kulturmanagement der PH Ludwigsburg belegt, das ich sehr empfehlen kann. Dort konnte ich Haushaltsrecht, Haushaltsvollzug und Themen des Jahresabschlusses öffentlicher Institutionen vertiefen. Ansonsten kamen Werkzeuge des Managements und wirksames Führen eher in der Theorie vor. Dahingehend habe ich mehrere Leadership-Programme und Coachings gemacht, die mich bis heute in meiner täglichen Arbeit unterstützen.
 
Welche Rolle haben Unterstützungsstrukturen wie Mentoringprogramme oder Netzwerke für Ihren Karriereweg gespielt?
 
ASB: Eine sehr große, weshalb ich absolut dazu rate. Nachhaltig geholfen hat mir vor allem das Mentoringprogramm "Frauen in Kultur und Medien" des Deutschen Kulturrats. Heutzutage sind solche Strukturen glücklicherweise schon in vielen Ausbildungen verankert. Bei mir war es noch so, dass ich mir gegen Ende des Studiums die Netzwerke aktiv gesucht habe. Anfangs habe ich in diverse Konferenzen im Theater- und Orchesterbereich hineingeschnuppert, um abzugleichen, ob ich mit den beiden etwas widerstreitend klingenden Studiengängen BWL und Musik überhaupt etwas anfangen kann. Zum Glück traf ich auf einige inspirierende Persönlichkeiten, die diese Fächerkombination auch studiert hatten und Geschäftsführer*innen oder künstlerische Leitungen geworden waren. Diejenigen, die Spaß daran hatten, ihr Wissen weiterzugeben, habe ich mir dann bewusst als Mentor*innen ausgesucht. Sie wurden über die Jahre zu engen Kolleg*innen und Freund*innen. 
 
Wie hat sich Ihr Berufsbild in den letzten Jahren verändert? Und wie wird es sich voraussichtlich in den nächsten Jahren entwickeln?
 
ASB: Das Berufsbild der kaufmännischen Leitung hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen, gerade aus Sicht der Trägerinstitutionen, bei denen gutes Management und kaufmännische Themen als wichtige Aufgaben erkannt wurden, die bei der Besetzung der Leitungen von Kultureinrichtungen berücksichtigt werden müssen. Mich beschäftigen zudem seit einigen Jahren Transformationsthemen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Strukturwandel. Durch diese Themenvielfalt im Spagat zwischen Verwaltungsaufgaben und der Zukunftsfähigkeit der Kulturorganisationen werden auch die Aufgaben der kaufmännischen Leitungen und Geschäftsführungen, nochmal mehr zu spannenden und verantwortungsvollen Zukunftsaufgaben.
 
Gab es Situationen in Ihrer Karriere, in denen Sie das Gefühl hatten, das Ziel nicht mehr zu erreichen? Welchen Rat können Sie jungen Kulturmanager*innen in solchen Situationen mit auf den Weg geben?
 
ASB: Bei inhaltlichen Problemen würde ich jungen Kulturmanager*innen raten, dass sie sich Unterstützung holen und ein Expert*innen-Netzwerk für akute Probleme und den methodischen Austausch schaffen. Mich motivierte auch das gezielte Bilden von Arbeitskreisen zu bestimmten Themen. Wenn Probleme eher in der Organisationsstruktur liegen, ist es sinnvoll, sich zu fragen, in welcher Struktur und welchem Arbeitsumfeld man tätig werden will. Gerade als Leitung kann man die Unternehmenskultur aktiv mitgestalten und trägt Verantwortung dafür, dass sich alle in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen und das Beste aus sich herausholen können. Denn das brauchen wir für eine funktionierende Kulturorganisation und um den großen Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. 
 

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