26.07.2012

Themenreihe Aus- und Weiterbildung

Autor*in

Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss
studierte Pädagogik, Theater- und Medienwissenschaften, Italoromanistik und Philosophie in Erlangen und Bologna und schloss 2007 mit einer Arbeit zu Bildungs- und Lernprozessen im Theaterspiel ihre Promotion an der Universität Erlangen-Nürnberg ab. Anschließend leitete sie als Postdoktorandin eine Studie zur frühkindlichen Bildung an der Universität Fribourg (Schweiz). Nach einer Juniorprofessur Kulturelle Bildung am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim ist sie seit 2012 Direktorin der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel und lehrt als Professorin für Kulturelle Bildung weiterhin in Hildesheim. Sie ist in zahlreichen Gremien und Jurys Kultureller Bildung aktiv, so ist sie z.B. Gründungsmitglied des bundesweiten Netzwerkes Forschung Kulturelle Bildung und im Rat für Kulturelle Bildung.
Kulturelle Bildung

Nah dran an den Bedürfnissen der Kulturschaffenden

Seit April 2012 ist Vanessa Reinwand-Weiss nicht nur Professorin für Kulturelle Bildung am Institut für Kulturpolitik der Uni Hildesheim, sondern auch Direktorin der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Wir haben mit ihr über den Generationswechsel am Haus und ihre Ziele gesprochen.

Themenreihe Aus- und Weiterbildung

Das Gespräch führte Dirk Heinze.
 
KMN: Frau Prof. Reinwand-Weiss, was sind Ihre Eindrücke nach den ersten Wochen an der Bundesakademie? Sind Sie von etwas überrascht gewesen, oder fühlten Sie sich von Anfang an zu Hause?
 
Prof. Dr. Vanessa Reinwand-Weiss: Jeder Beginn in einer neuen Institution ist natürlich mit neuen Eindrücken verbunden. Genau das Neue ist es, was einen interessiert und herausfordert. Ich muss aber sagen, dass das Team der Bundesakademie es mir sehr leicht gemacht hat. Man hat mich herzlich im Haus empfangen und mich in alles eingeführt, was man wissen muss. Insofern macht es viel Freude hier zu arbeiten! Es gibt dennoch eine Reihe von Sachen zu tun, weil Dr. Karl Ermert schon im Januar aufgehört hat, und die seither teilweise liegengeblieben sind.
 
KMN: Sind das eher administrative Aufgaben?
 
VR: Es sind interne Prozesse. Es sind z.B. einige Stellen neu zu besetzen sowie organisatorische Umstrukturierungen vorzunehmen. Das Programm für 2013 drängt bereits und muss in den Druck. Darüber hinaus gab es erste Vorstands- und Beiratssitzungen.
 
KMN: Sie sind weiterhin auch an der Universität tätig. Wie wollen Sie die Professur in Hildesheim und die Direktion in Wolfenbüttel zeitlich bewältigen? Welche inhaltlichen Synergien gibt es?
 
VR: Mein Hauptberuf ist an der Bundesakademie, und dies hat Priorität. In der Universität ist viel an den Semesterbetrieb gebunden - entsprechend gibt es dort intensivere und ruhigere Zeiten. Mein Ziel ist tatsächlich, beides zu verbinden, d.h. Projekte realisieren, die beiden Institutionen zugute kommen. Ich sehe es als ein Arbeitsfeld, in das ich mich jetzt einarbeite. Natürlich ist es mehr als 100% Arbeitspensum, aber das ist wahrscheinlich bei jeder Leitungsaufgabe so.
 
 
KMN: Sie stehen für einen Generationswechsel am Haus. Was haben Sie sich vorgenommen an Akzenten und Themen, die Sie neu einbringen wollen?
 
VR: Es sind ganz viele Felder, die hier zu nennen sind. Da wäre zum einen die Qualität in der Kulturellen Bildung, der wir uns in Zukunft verstärkt widmen werden. Dann interessiert mich seit langem die Wirkungsforschung, mit der wir uns am Haus auseinandersetzen sollten. Es gibt so etwas wie eine Nachhaltigkeit in der Kulturelle Bildung. Hinzu kommt das Thema interkulturelle Bildung und kulturelle Vielfalt. All dies sind Felder, an denen teilweise schon an der Akademie gearbeitet wird, wo man aber noch Akzente setzen kann. Meine Mission ist es, dass wir das Wort BUNDES- im Namen stärker untersetzen und unsere Ausrichtung über Niedersachsen hinaus stärken. Darüber hinaus ist es mein Wunsch, den Teilnehmern und Lesern besser zu vermitteln, was der rote Faden in der Arbeit der Bundesakademie ist, also beispielsweise Orientierung zu geben, in welcher Rubrik, in welchen Sparten ich das Passende für mich finde. Ich glaube, da haben wir durch die Fülle des Angebots im Haus noch Nachholbedarf in der Strukturierung. Das sind Aufgaben, die ich als erstes angehen möchte. Und wir können beim Außenauftritt unserer Einrichtung noch einiges tun.
 
KMN: Was ist an der Bundesakademie für Kulturmanager interessant?VR: Wir haben den Programmbereich Präsentation-Organisation-Management (PMO), in den viele Seminare fallen, die Kulturschaffende fit für den Arbeitsmarkt machen sollen und entsprechen nah an den Alltagsproblemen angedockt sind. Das können technische Probleme sein, die mit Computerprogrammen zu tun haben, das können Führungsaufgaben sein etc. Diesen Bereich wollen wir stärker inhaltlich entwickeln. Der soll auch nicht länger PMO heißen - insofern wird es langfristig einen neuen Namen für ein entsprechend neu strukturiertes Angebot geben.
 
KMN: Ihre Weiterbildungskurse sind ja recht günstig. Machen Sie es damit nicht anderen unnötig schwer, mit marktgerechten Preisen Seminare anzubieten?
 
VR: Wir sind in Deutschland die einzige Einrichtung, die im Auftrag des Bundes ein breites, spartenübergreifendes Fort- und Weiterbildungsprofil auf hohem Niveau für Multiplikatoren im Kulturbereich anbietet. Direkt vergleichbare Konkurrenz gibt es also wenig. Die Bundes- und Landesförderung geben wir weiter an unsere Teilnehmer, da ich es für essentiell wichtig halte, dass gerade für teilweise prekär beschäftigte Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturvermittler die Fort- und Weiterbildung eine erschwingliche Option bleibt.
 
KMN: Nun haben Sie vieles von Ihren Plänen geschildert. Welche Erwartungen aber richten sich an Sie in Ihrer Position? Gibt es beispielsweise Zielvereinbarungen?
 
VR: Es gibt Zielvereinbarungen mit dem Land Niedersachsen, die aber immer wieder erneuert werden. Hier sind wir in einem permanenten Dialog, wie wir unsere Interessen annähern können. Natürlich sind die Erwartungen der Seiten unterschiedlich. Was ich im Moment versuche, ist viel zuzuhören, und damit zu hören, was werden für Erwartungen an die Bundesakademie und auch an mich gerichtet. Die große Kunst ist es dann, einen Teil dieser Erwartungen auch zu erfüllen, aber sich auch abzugrenzen und seinen eigenen Weg zu finden.
 
 
KMN: Eine letzte Frage: viele reden in diesem Jahr über den Kulturinfarkt. Gerade war bei Ihnen einer der Buchautoren, Pius Knüsel zu Gast, der bei Ihnen Mitglied im Beirat ist. In dem Buch wirkt ein Veränderungsdruck auf den Kulturbetrieb geäußert. Wie stehen Sie persönlich zu den Aussagen zu dieser polemischen Schrift, und welche Brücke ergibt sich ggf. zu Ihren Aufgaben?
 
VR: Es ist in der Tat eine Polemik, und man muss entsprechend prüfen, was davon tatsächlich diskutiert werden muss. Die Aufgabe, die dem Kulturbereich hier zukommt, ist es aus meiner Sicht zu belegen, ob die Kulturausgaben an der richtigen Stelle getätigt werden bzw. wie neue Formate aussehen müssen. Ich bin überhaupt kein Freund davon zu fordern, es müssen Gelder gekürzt werden. Im Gegenteil: ich denke, dass man durchaus auch noch mehr in Kultur investieren kann, aber dann muss es gewinnbringend sein. Diesen Dialog muss man führen, und an diesem Prozess müssen alle Kultureinrichtungen beteiligt sein. Hier sehe ich gerade die Bundesakademie in einer verantwortlichen Position. Wir müssen uns die Frage stellen, ob unser Angebot wirklich zielführend ist. Um dies sicherzustellen, führen wir beispielsweise regelmäßig Teilnehmerbefragungen durch. Wir wollen damit nah dran sein an den Bedürfnissen der Kulturschaffenden, und versuchen dann die Wünsche aus diesen Rückmeldungen umzusetzen.
 
KMN: Wir wünschen Ihnen für alle anstehenden Aufgaben viel Erfolg und danken für das Gespräch.
 

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