Kommentar
Führung von Museen interdisziplinär beleuchtet
Kulturrecht und Museumsrecht im besonderen, sind nach wie vor ein wenig erforschtes Feld. Untersuchungen von Museen müssen aber aufgrund ihrer interdisziplinären Thematik bereichsübergreifend gedacht werden. Besonders die großteils öffentlich finanzierten Bundesmuseen sind ein plakatives Beispiel für ein komplexes und zum Teil problematisches Zusammenspiel von rechtlichen Rahmenbedingungen, gesellschaftlicher Funktion, finanzieller Ausstattung, mehrgliedriger Kontrolle, politischem Willen und nicht zuletzt museologisch- strategischen Konzeptionen.
Die Summe von ständig steigenden Anforderungen, die das erfolgreiche Betreiben von großen Kulturinstitutionen bedingen, zeigt die Notwendigkeit für fundierte Forschung auf diesem Gebiet. Besonders seit der Ausgliederungswelle der vergangenen Jahre stehen vor allem große Kulturinstitutionen vor einer Summe neuer Möglichkeiten. Auf Dauer werden nur Kulturbetriebe erfolgreich sein können, die diesen Anforderungen unter Anwendung von interdisziplinärem und fundiertem Fachwissen begegnen und diese nicht als Bedrohung sehen, sondern "mutige" und nicht "marktkonforme" Entscheidungen treffen.
Tendenzen der Globalisierung führen auch bei Museen zu einem Isomorphismus, der die einzelnen Institutionen weltweit aus- (und ver-) tauschbar macht.
Der Staat in seiner Rolle als fördernde Gebietskörperschaft sollte größtes Interesse daran haben, dass in Kulturbetrieben, die öffentlich gefördert werden, nicht weiterhin nach der "Methode learning bei doing" gearbeitet wird oder gar die unterschiedlichsten betriebswirtschaftlichen Werkzeuge solange ausprobiert werden, bis man glaubt, sie funktionieren. Weder der Stellenwert des Museum als Spiegel der Gesellschaft noch die ökonomischen Erfordernisse des 21. Jahrhunderts lassen dies länger zu.
Aber auch die Geschichte und Entwicklung jeder einzelnen Institution spielen eine wesentliche Rolle. Historische Betrachtungen liefern oftmals überraschende Ergebnisse und lassen zur Einsicht gelangen, dass weder in der modernen Organisationsforschung noch bei Themen der Besucherorientierung oder des Leihverkehrs das Rad neu erfunden wird. Sowohl Museumsverantwortliche als auch die Kulturpolitik benötigt eine fundierte Basis zur Entscheidungsfindung für einen zukünftigen Gestaltungsspielraum. Der Beitrag ist in Facultas Wissen, Ausgabe Herbst 2008, erschienen.
DR. HEIMO KONRAD ist geschäftsführender Gesellschafter der GQ Kulturberatung.
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