08.05.2008
Autor*in
Gudrun Euler
Gudrun Euler ist studierte Musikerin mit pädagogischem und künstlerischem Hintergrund sowie Kulturmanagerin mit langjähriger, auch internationaler Erfahrung in Führungspositionen im Konzert- und Orchestermanagement. Sie ist als Mediatorin, Beraterin und Coach für Unternehmensentwicklung und Dozentin im Kultur- und Medienmanagement tätig. In ihrer Dissertation bringt sie zwei noch junge Forschungsfelder zusammen, das Kultur- und das Konfliktmanagement.
Rückblick Internationale Orchesterkonferenz 2008
Rückblick auf die 1. Internationale Orchesterkonferenz
Die 1. Internationale Orchesterkonferenz hat hohe Maßstäbe gesetzt. Vom 6.-9. April 2008 veranstaltete die "International Federation of Musicians" (FIM) mit Sitz in Paris ein Diskussionsforum für 180 Teilnehmer aus 39 Ländern, organisatorisch unterstützt von den nationalen Verbänden, der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und Ver.di, in deren Räumlichkeiten am Berliner Spreeufer auch der Kongress stattfand.
Nach einer musikalische Eröffnung der Konferenz begrüßte der Präsident der FIM, John Smith die Teilnehmer. Im Anschluss erklärte ver.di-Vizepräsident Frank Werneke die Historie des Tagungsstandortes: an der Stelle des ver.di-Hauses war früher der Mauer-Verlauf. DOV-Präsident Hartmut Karmeier Diskussion verwies auf die Bedeutung, dass die Diskussion mit allen - Musikern und Management - stattfindet, auch wenn die Seite des Managements bei dieser Konferenz nicht so stark vertreten war wie die der Musiker. Danach folgte die Eröffnungsrede durch den Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien, Hans-Joachim Otto (FDP), Mitglied des deutschen Bundestages. Er appellierte an alle Teilnehmer, die Ergebnisse der dreitägigen Tagung als Verständigungspotenzial zu nutzen: Die internationale Herkunft der Orchestermusiker und Dirigenten, internationale Ausrichtung, Orchestertourneen etc. sind Grundlage, über Management, Finanzierung, Herausforderung der Neuen Musik, Gesundheitsaspekte und über die gesellschaftliche Wahrnehmung der Orchester nachzudenken. Seine Bitte war es, die Ergebnisse in den jeweiligen Ländern zu verbreiten. Dazu sieht er eine gewaltige Aufgabe für die kulturelle Bildung: laut einer Studie geben 2/3 der Bevölkerung an, noch nie ein klassisches Konzert oder eine Oper besucht zu haben. Hans-Joachim Ottos Resumée: "Hören Sie nicht auf, das Feuer weiterzugeben. Sie sitzen nicht nur an der Quelle, sondern Sie sind das Feuer."
Nach dieser positiven Einschätzung fielen die Worte von Fabio Luisi, Generalmusikdirektor der Dresdener Staatsoper und Staatskapelle, zunächst pessimistischer aus. Er warnte vor einem akuten Existenzkampf mit Verkleinerungen und Schließungen von Orchestern in Deutschland und Europa und forderte mehr und größere Orchester, um die Musik als Erlebnis vermitteln zu können und auch die pädagogischen Aufgaben wahrnehmen zu können. Die kulturelle Landschaft in Europa und in Deutschland braucht keine Freelancer, sie braucht fest angestellte Musiker, sie braucht nicht weniger und kleinere, sondern mehr und größere Orchester, sie braucht nicht weniger, sondern mehr Musik.
In den folgenden drei Tagen gab es sechs Panels zu verschiedenen Themen, jeweils eingeführt durch einen Keynote-Speaker, gefolgt von einer international zusammengestellten und moderierten Runde auf der Bühne, zu der es dann jeweils auch eine Öffnung ins Publikum zur Diskussion mit den Teilnehmern gab, die mit großer Resonanz genutzt wurde. Die Themen dieser Panels hatten verschiedene Blickrichtungen: Bei der Betrachtung der Live- Darbietung im 21. Jahrhundert wurde einerseits der Blick auf die Zuhörerschaft, andererseits auf die Finanzierung gerichtet. Ansprüche, Herausforderungen durch neue Medien und die daraus resultierenden Entwicklungen wurden in den verschiedenen Ländern gegenübergestellt. Ob die Rolle des immer komplexer werdenden Managements betrachtet wurde, die gegenseitigen Erwartungen von Management und Musikern, die des Orchesters mit den Möglichkeiten der gesellschaftlichen Entwicklungspotentiale durch Konzerte, durch Education-Aktivitäten oder als Ausbilder, es sind Themen die alle Orchester weltweit berühren.
Auch wenn die nationalen Unterschiede teilweise sehr groß sind, so berührten die Beispiele mit den Möglichkeiten, die die Musik zu bieten in der Lage sein kann: das Video mit dem Beispiel des Johannesburg Philharmonic Orchestras, das Konzerte in Townships spielt wird genauso den Teilnehmern in eindrucksvoller Weise in Erinnerung bleiben, wie die Dokumentation der musikalischen Bildungsaktivitäten in Argentinien: Ähnlich dem Beispiel des jungen Dirigenten Gustavo Dudamel mit seiner Arbeit in seiner Heimat Venezuela bietet sich auch in Argentinien für die "Ärmsten der Armen" über das Erlernen eines Instrumentes die Chance zur Sozialisierung und Alphabetisierung, sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für deren Eltern und Familien. Auch die weltbekannte Pianistin Martha Argerich geht gemeinsam mit Orchestern ihrer Heimat in Fabrikhallen, um auch die Menschen mit Musik in Kontakt zu bringen, die sonst nicht in Konzerte gehen.
Nicht nur die unterschiedlichen Mitarbeiterzahlen im Management mit den daraus resultierenden Chancen und Möglichkeiten, auch die Betrachtung der Arbeitsbedingungen für Musiker -Vertragssituationen, Sicherheit oder Weiterbildung - im internationalen Vergleich gibt einen neuen Blick auf die eigene regionale und nationale Situation durch diese Konferenz. Die internationale Studie der FIM über Orchester leistet einen ganz wichtigen Beitrag zur weiteren Entwicklung und Verbesserung der Situation der Orchesterlandschaft. So beurteilt nicht nur Gerald Mertens, Generalsekretär der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), die Zukunft trotz vieler regionaler und nationaler Probleme positiv, da sich die Orchester durch immer wieder neue Positionierung und Anpassung auf gesellschaftliche Veränderungen auch ihre Finanzierung sichern können. Neue Orchestergründungen in China und Katar bestätigen die positive internationale Entwicklung und die Chancen der klassischen Musik. "Die Orchester sind bereits in der Globalisierung angekommen: Sie gehen auf internationale Tourneen und Musiker vieler Nationen spielen in einem Orchester zusammen. Das macht Orchester auch zu einzigartigen Botschaftern im Dialog zwischen den Kulturen." John Smith, der Präsident der International Federation of Musicans (FIM), äußerte diese positive Einschätzung und bestätigte diesen Eindruck auch in seiner Schlusserklärung: Es wird eine internationale Arbeitsgruppe zusammengestellt, die die Ergebnisse und Anregungen der Konferenz aufarbeitet. Ziel ist es, eine Charta und Standards für Orchestermusiker zu erstellen. Trotz zweijähriger Vorbereitung der Konferenz stellte John Smith - nicht zuletzt aufgrund der überaus positiven Resonanz der Teilnehmer - eine Wiederholung in Aussicht.
Die komplette Schlusserklärung zur 1. Internationalen Orchesterkonferenz der International Federation of Musicans kann auf der Website der FIM eingesehen werden:
Auch wenn die nationalen Unterschiede teilweise sehr groß sind, so berührten die Beispiele mit den Möglichkeiten, die die Musik zu bieten in der Lage sein kann: das Video mit dem Beispiel des Johannesburg Philharmonic Orchestras, das Konzerte in Townships spielt wird genauso den Teilnehmern in eindrucksvoller Weise in Erinnerung bleiben, wie die Dokumentation der musikalischen Bildungsaktivitäten in Argentinien: Ähnlich dem Beispiel des jungen Dirigenten Gustavo Dudamel mit seiner Arbeit in seiner Heimat Venezuela bietet sich auch in Argentinien für die "Ärmsten der Armen" über das Erlernen eines Instrumentes die Chance zur Sozialisierung und Alphabetisierung, sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für deren Eltern und Familien. Auch die weltbekannte Pianistin Martha Argerich geht gemeinsam mit Orchestern ihrer Heimat in Fabrikhallen, um auch die Menschen mit Musik in Kontakt zu bringen, die sonst nicht in Konzerte gehen.
Nicht nur die unterschiedlichen Mitarbeiterzahlen im Management mit den daraus resultierenden Chancen und Möglichkeiten, auch die Betrachtung der Arbeitsbedingungen für Musiker -Vertragssituationen, Sicherheit oder Weiterbildung - im internationalen Vergleich gibt einen neuen Blick auf die eigene regionale und nationale Situation durch diese Konferenz. Die internationale Studie der FIM über Orchester leistet einen ganz wichtigen Beitrag zur weiteren Entwicklung und Verbesserung der Situation der Orchesterlandschaft. So beurteilt nicht nur Gerald Mertens, Generalsekretär der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), die Zukunft trotz vieler regionaler und nationaler Probleme positiv, da sich die Orchester durch immer wieder neue Positionierung und Anpassung auf gesellschaftliche Veränderungen auch ihre Finanzierung sichern können. Neue Orchestergründungen in China und Katar bestätigen die positive internationale Entwicklung und die Chancen der klassischen Musik. "Die Orchester sind bereits in der Globalisierung angekommen: Sie gehen auf internationale Tourneen und Musiker vieler Nationen spielen in einem Orchester zusammen. Das macht Orchester auch zu einzigartigen Botschaftern im Dialog zwischen den Kulturen." John Smith, der Präsident der International Federation of Musicans (FIM), äußerte diese positive Einschätzung und bestätigte diesen Eindruck auch in seiner Schlusserklärung: Es wird eine internationale Arbeitsgruppe zusammengestellt, die die Ergebnisse und Anregungen der Konferenz aufarbeitet. Ziel ist es, eine Charta und Standards für Orchestermusiker zu erstellen. Trotz zweijähriger Vorbereitung der Konferenz stellte John Smith - nicht zuletzt aufgrund der überaus positiven Resonanz der Teilnehmer - eine Wiederholung in Aussicht.
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