17.07.2009

Autor*in

Doron Rabinovici
Doron Rabinovici, 1961 in Tel Aviv geboren, lebt seit 1964 in Wien. Er ist Schriftsteller, Essayist und Historiker.
Rückblick Diskussion Grazer Autoren und Autorinnen 2009

Vom Eigentum geistiger Arbeit

Der Republikanische Club Neues Österreich und die Grazer Autoren und Autorinnen Versammlung luden am 24. Juni 2009 zur Diskussion unter dem Titel "Vom Eigentum geistiger Arbeit im Zeitalter elektronischer Produktion" ein. Über die Bedingungen künstlerischen Schaffens angesichts von GoogleBooks, Open Access, Creative Commons oder EBooks sollte gestritten werden und über die Frage, was im Netz aus dem Urheber wird? Wer verfügt über ein Werk im Internet?
Gleich zu Beginn erläuterte Sandra Csillag, Geschäftsführerin der literarischen Verwertungsgesellschaft Literar Mechana, sehr präzise, welche Gefahren den Interessen der Autoren und Autorinnen durch GoogleBooks erwachsen. Google begann 2004 unter dem Projekttitel "Google Library Project", die Bestände amerikanischer Bibliotheken zu digitalisieren, um sie künftig für Online-Nutzungen bereitzuhalten, allerdings, ohne sich von den Rechteinhabern eine Genehmigung einzuholen. Google will so etwa fünfzehn Millionen Werke einarbeiten. Damit begeht, so Sandra Csillag, Google die weltweit größte Verletzung des Urheberrechts, da Urheber und Verlage vor dem Scannen zumindest gefragt hätten werden müssen. Csillag führte weiters aus, wie die Literar Mechana die Rechte der Schriftsteller verteidigen wolle.

Es war Klaus Nüchtern von der Stadtzeitung Falter, der davor warnte, in GoogleBooks den Untergang des Abendlands zu wähnen. Gewiß müßten die Autoren auch für die elektronische Veröffentlichung vergütet werden, aber immerhin, so Nüchtern, müßten auch die Vorteile der allgemeinen Verbreitung erkannt werden. Ihn beschleiche zuweilen das Gefühl, Publizist sei im Verständnis mancher nur, wer bestimme, daß sein Werk von so wenig Menschen wie möglich gelesen werde.

Gerhard Ruiss, Schriftsteller und Geschäftsführer der Interessensgemeinschaft der Autoren und Autorinnen, wies darauf hin, daß er seine Arbeit nicht einem Profitunternehmen ausliefern könne. Er wolle sich einer Plattform, die durch Werbeeinschalten lebe, verweigern, denn er sei kein Werbetexter geworden, sondern ein Schriftsteller, der nur in jenem Verlag veröffentliche, den er sich aussuche.

Max Kossatz, Experte für Internet und Web2.0, sprach von den Chancen künstlerischen Arbeitens im Netz, etwa von Creative Commons, eine gemeinnützige Gesellschaft, die in Form vorgefertigter Lizenzverträge eine Hilfestellung für die Veröffentlichung und Verbreitung digitaler Medieninhalte anbietet, mittels derer Autoren die Nutzungsrechte an ihren Werken steuern könnten. Kossatz versuchte, die Möglichkeiten des Internets von der Debatte über google als Unternehmen zu trennen.

Hier setzte Andrea Sodomka, Komponistin und Medienkünstlerin, ein, die von der Utopie einer Kunst sprach, in welcher der Künstler nicht mehr der geniale Schöpfer sei, sondern eher zum Administrator werde. Die Kunst werde zur Vernetzungsarbeit.

Marietta Böning, Autorin und Community-Lobbyistin, verwies auf Pierre Bourdieu. Während einst Autoren damit rechnen konnten, im Laufe eines Lebens jenes Potential anzusammeln, das sie ab einem gewissen Moment in pekuniäre Werte ummünzen konnten, gingen die Prosumer im Internet zumeist leer aus. Die Phantasien der Cyberkultur könnten letztlich ihre Versprechungen nicht halten. Dagegen brauche es neue, eigene Regelungen. Ein Appell, der von Sandra Csillag zum Schluß noch einmal betont wurde.
 
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