18.06.2012

Autor*in

Anouk Hartmann
Rückblick co:funding 2012

co:funding 2012 - was war, was bleibt, was kommt

Wo steht das Thema Crowdfunding und welche Perspektiven gibt es in Deutschland? Eine wichtige Frage, die auf der zweiten co:funding Konferenz am 4. Mai 2012 in Berlin zu Beginn von den Moderatoren Eva Kagel und Dirk Kiefer in den gut gefüllten Raum geworfen wurde.
Die Themen der Sub-Konferenz, die im letzten Jahr zum ersten Mal auf der re:publica stattfand, waren im Gegensatz zum letzten Jahr nicht mehr einleitend in das Crowdfunding, sondern eher zukunftsorientiert. Trotzdem stand das erste Panel unter dem Zeichen Status Quo, und so wurde von Prof. Dr. Andreas Will von der TU Ilmenau eine Einführung gegeben, die die Erfolgsfaktoren von Crowdfunding erklären sollten. Begriffe wie Crowdlending, Crowdsupporting oder Crowdinvesting wurden dabei aufgegriffen. Slava Rubin, Geschäftsführer von indiegogo.com, stellte seine Crowdfunding-Plattform mit interessanten Statistiken vor. So haben zum Beispiel Projekte mit 1 bis 5 Blogeinträgen pro Woche 218 % mehr Erfolg als Projekte, die weniger Blogeinträge schreiben. Darüber hinaus werden Projekte überwiegend mit 75 % von Menschen aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis finanziert und "nur" zu 25 % von fremden Unterstützern, wobei diese Zahl in den nächsten Jahren laut Rubin weiter anwachsen wird.
 

Die Zukunft von Crowdfunding in Europa

Das zweite Panel trug die Überschrift "Die Zukunft von Crowdfunding in Europa: Brauchen wir viele kleine Crowdfunding-Plattformen für Nischen, Regionen, Länder oder eine übergreifende Plattform für Europa?". Clas Beese von finmar, Claudia Pelzer vom Crowdsourcingblog und David Röthler von PROJEKTkompetenz diskutierten über die Zukunftsperspektiven europäischer Plattformen und nannten einige Beispiele aus den Niederlanden und Belgien. Außerdem wurde kritisch hinterfragt, welche Probleme auf die deutschen Plattformen zukommen würden, wenn Kickstarter eine europäische Plattform starten würde. Darüber hinaus könnten sich regionale Plattformen wie z.B. Nordstarter in Hamburg in Zukunft noch gut weiter entwickeln, da bei Projekten der regionale Bezug und die Nähe dazu sehr wichtig sind für potentielle "Supporter".
 

Journalisten, Autoren und Verlage

In der nächsten Podiumsrunde diskutierten Matthias Urbach von taz.de, Andrea Kamphuis von dem neuen Verlag Kraut Publishers und Van Bo Le-Mentzel über die Chancen von Crowdfunding für Journalisten, Autoren und Verlage. Der Architekt, Autor und Entertainer Van Bo Le-Mentzel leitete fast das komplette Panel, indem er über seinen Erfolg des Buchprojektes Hartz IV Möbel sprach und seine 7 Erfolgsfaktoren für ein gelungenes Crowdfunding vorstellte.
 
 

Crowdinvesting als Innovationsmotor

Nach der Mittagspause wurde der Schwerpunkt der Panels auf neue Finanzierungsmodelle gelegt, insbesondere auf das Crowdinvesting. Mit der Überschrift "Crowdinvesting als Innovationsmotor: Erste Erfahrungen, Erfolgsgeschichten und regulatorische Hürden" haben sich Jens-Uwe Sauer von Seedmatch, Norbert Töpker von Innovestment und Andreas Arlt von gründerplus beschäftigt und erzählten von ihren Erfahrungen im Crowdinvesting. So wurden zum Beispiel auf Innovestment bereits sechs Startups erfolgreich finanziert. Zudem wurde deutlich, welche unterschiedlichen Schwerpunkte die einzelnen Investment-Plattformen setzen.
 
"Impulse der Crowdfunding-Bewegung für Finanzierungsmodelle der Zukunft" stellte die Frage "Ersetzt Crowdfunding in Zukunft die Kapitalvermittlung von Banken?". Dabei stellten Guido Sandler, Lothar Lochmaier und Boris Janek fest, dass sich neue Finanzierungsstrukturen in der Gesellschaft herausbilden und dass vor allem wegen der Finanzkrise das Vertrauen verloren gegangen wäre. So stellt sich Crowdfunding eher als eine Chance heraus, neue Perspektiven anzustreben und somit neues Vertrauen zu gewinnen. Neben dieser Diskussion wurde die neue Plattform Bergfürst vorgestellt, einem neuen Online-Marktplatz für Eigenkapitalbeteiligungen. Ab Herbst 2012 soll die neue Plattform für die Nutzer zugänglich sein.
 

Vorstellung erfolgreicher Projekte

Der co:funding Stage diente als Abschluss der Konferenz. Projektinitiatoren, die vorher vom Team ausgewählt wurden, durften ihre Projekte, die gerade anlaufen oder noch in der Planung waren, vorstellen und für sie werben. CAPITAL C - Der Crowdfunding-Film wurde von Timon Birkhofer vorgestellt, der auf Kickstarter mittlerweile erfolgreich finanziert wurde. Die nächste Vorstellung war die der neuen regionalen Crowdfunding-Plattform in Dresden, der Dresden Durchstarter. Das nächste Projekt, Neuro Nation, wurde letztes Jahr auf Seedmatch erfolgreich durchgeführt und zum Schluss wurde noch der Film "Im Augenblick der Liebe" vorgestellt, der am gleichen Tag auf Startnext.de online ging mit einem Budget von 100.000 Euro, der bisher größten Summe auf dieser Plattform.
 

Fazit

Mit den vorgestellten Projekten auf der co:funding Stage wird deutlich, dass Crowdfunding auch nach zwei Jahren ein noch sehr aktuelles und spannendes Thema ist und weiterhin für Gesprächsstoff sorgen wird. Der nächste Schritt ist nun herauszufinden, welche Perspektiven Crowdfunding und Crowdinvesting in Deutschland und Europa anstrebt und wie diese Perspektiven noch weiter ausgebaut werden können.
 
Abschließend kann man sagen, dass es für mich sehr interessant war, verschiedene Blickwinkel der einzelnen Experten kennenzulernen. Trotzdem muss man bedenken, dass diese Aussagen meist nur als hypothetisch angesehen werden können bei einem Thema, was noch viel Entwicklung vor sich hat und keine definitiven Perspektiven festlegen kann. Möchte man weiterhin Up-to-date sein im Crowdfunding, sollte man also nah am Thema dran bleiben und sich schon für 2013 ein Ticket bei der nächsten co:funding reservieren in der Hoffnung, dass vielleicht konkretere Zukunftsaussichten diskutiert werden können.
 
Weiterführende Links:
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
KM Magazin Schwerpunkt FUNdraising: www.kulturmanagement.net/downloads/magazin/km0905.pdf
 
Crowdfunding-Spezial für die Musik- & Filmbranche:
 

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