08.06.2011

Autor*in

Michael Woels
Wiener Tage der Musikwirtschaftsforschung

Peter Tschmuck: Das Business und die Forschung

Die "Wiener Tage der Musikwirtschaftsforschung" versammeln verschiedenste Standpunkte und Experten. Initiator Peter Tschmuck spricht über Entwicklungen und Erwartungen.
Nein, Wien ist noch keine Hauptstadt der Musikindustrie. Und auch nicht der Forschung, die sich mit ihr beschäftigt. Das zumindest wollte Peter Tschmuck beginnen zu ändern, indem er die Wiener Tage der Musikwirtschaftsforschung im letzten Jahr ins Leben rief. Kreativität und Innovation in der Musikindustrie war Tschmucks Habilitationsthema, heute ist er am Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien tätig. Im Gespräch mit der Presse am Sonntag erklärt Tschmuck, mit welchen Fragen sich die Forschung in den nächsten Jahren sowie die Vorträge und Diskussionen zum Thema Neue Distributionsmodelle in den nächsten Tagen auseinandersetzen müssen.

Warum haben Sie im Vorjahr die Wiener Tage der Musikwirtschaftsforschung ins Leben gerufen? Was sollte denn da Ihrer Meinung nach besprochen werden?
Peter Tschmuck: Ich habe festgestellt, dass es viele wissenschaftliche Communitys rund um Musik gibt, aber interessanterweise keine einzige zu musikwirtschaftlichen Fragen. Dabei kenne ich viele Wissenschaftler, die auch an musikwirtschaftlichen Themen arbeiten und habe mir gedacht: sie regelmäßig an einem Ort zu versammeln, um die aktuellsten Themen wissenschaftlich zu erörtern, wäre sehr sinnvoll.

Hat sich bei der Premiere alles so zugetragen, wie von Ihnen gewünscht?
Letztes Jahr war das Thema Musik-Filesharing dran. Da gibt es ja von den Industrievertretern, egal ob Film- oder Musikindustrie, diverse Aussagen und Argumente, dass dies einen Riesenschaden verursache. Wir haben dazu Wissenschaftler nach Wien gebracht, die hingegen zu ganz unterschiedlichen Forschungsergebnissen gekommen sind.
 
Und zwar?
Wir hatten im letzten Jahr etwa den Harvard-Professor Felix Oberholzer-Gee zu Gast: Er wurde durch eine Studie zum Thema Musik-Filesharing bekannt, in der er behauptete, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Einbrüchen im Musikgeschäft, speziell bei den Tonträgerverkäufen, und dem Filesharing-Volumen gibt. Die gegenteilige Position vertrat hingegen Professor Stan Liebowitz von der University of Texas in Dallas. Er hatte darauf hingewiesen, dass tatsächlich ein beträchtlicher Schaden für die Musikindustrie durch Filesharing entsteht. Es war wirklich unglaublich spannend, den unterschiedlichen Fundierungen der Positionen zu folgen.
 
Und welche ist die richtige Position?.....


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