20.12.2009
Autor*in
Irene Knava
ist Korrespondentin für Kulturmanagement Network.
Rückblick Österreichischer Fundraising-Kongress 2009
Praxisberichte und Diskussionen zum Thema Kulturfundraising
Im Rahmen des diesjährigen österreichischen Fundraising Kongresses fand erstmals auch ein Kulturfundraising Tag statt. Mag. Irene Knava von Kulturmanagement Network war für uns vor Ort.
Ein Tag geballter Praxisberichte und spannender Diskussionen zum Thema Kulturfundraising. Monika Wagner, Development Verantwortliche der Bregenzer Festspiele berichtete über Die Rolle des Vorstandes beim Fundraising. Wibke Kähler-Siemssen, Geschäftsführerin der Stiftung Elbphilharmonie, stellte die Capital Campaign für die in Bau befindliche Elbphilharmonie in Hamburg vor. Die österreichische Großbank Bawag PSK und der mittelständische Spielzeughersteller Matador erläuterten ihre Kultursponsoring-Strategien.
Bei den Bregenzer Festspielen besteht das Fundraising-Team aus Intendant, Geschäftsführer und dem Stiftungsvorstand. Erfolgreich koordiniert wird das Team von der Development-Verantwortlichen Wagner, die darauf schaut, dass Kontakte geknüpft, Termine eingehalten und die Kooperationen abgewickelt werden. Sie hält die Fäden in der Hand, brieft das Team und ist verantwortlich dafür, dass Intendant, Geschäftsführer und Stiftungsvorstand Sponsoring- und Spenden-Termine einhalten, zur richtigen Zeit die richtigen Worte sprechen und die beteiligten KünstlerInnen motivieren bei Fundraising-Dinners oder anderen gesellschaftlichen Anlässen dabei zu sein. Der Vorteil der Bregenzer Festspiele: Intendant David Pountney kennt als Brite die Spielregeln des Fundraisings, Stiftungsvorstand Günter Rhomberg ist in der Wirtschaft bestens vernetzt und die internen Kommunikationswege sind kurz und unkompliziert. Ein ideales Team, dem Wagner Struktur und Organisation gibt, um den mit 75% sehr hohen Eigendeckungsgrad der Festspiele auch langfristig abzusichern. Die Herausforderungen für die Zukunft: Das Finden neuer (Groß)sponsoren, die Entwicklung eines neuen Förderverein-Modells und die Entwicklung neuer non buyable experiences.
Die größte Capital Campaign der jüngsten deutschsprachigen Vergangenheit hat Wibke Kähler-Siemssen als Geschäftsführerin der eigens dafür geschaffenen Stiftung in Hamburg betreut. Auf einer Papierserviette entworfen, ohne finanziellen Hintergrund und echten kulturellen Bedarf ist der Bau der Elbphilharmonie mittlerweile fortgeschritten und erste Konzerte finden bereits statt, auch wenn das Bauwerk noch mehrere Monate lang Baustelle bleiben wird. Ganz im Stillen wurde unter Einsatz der Politik und einflussreicher Menschen, die an das Projekt Elbphilharmonie geglaubt haben, eine Riesensumme an Spendengeldern aufgestellt. Die höchste Spende betrug EUR 30 Millionen, eine andere EUR 10 Millionen. Geldbeträge bei denen einem schon mal die Luft wegbleibt.
Wie im Lehrbuch wurden diese Beträge alle ohne Beisein der Öffentlichkeit gesammelt und erst ganz am Schluss als das Projekt schon nahezu ausfinanziert war - wurde die Hamburger Bevölkerung in das Projekt involviert. Jeder Hamburger/jede Hamburgerin konnte auch mit einem kleinen Geldbetrag BauherrIn werden. Insgesamt konnten so knapp EUR 70 Mio gesammelt werden, das meiste davon für das Bauprojekt. Ein Teilbetrag fließt als Stiftungskapital direkt in die Konzertförderung und genau diese wird in Zukunft das Hauptthema der Fundraising-Aktivitäten sein.
Wie war es möglich so viel Geld für ein Kulturprojekt aufzustellen? Nun die Hamburger sind als Hanseaten seit Jahrhunderten gewohnt, die Dinge selber in die Hand zu nehmen und Kultur zu finanzieren. Sie haben wie die Cowboys im Wilden Westen nie einen Fürsten, König oder Kaiser gehabt, der ein Hoftheater, eine Wunderkammer oder sonstige höfischen Vergnügungen finanziert hätte. Zu dieser historischen Prädisposition kommt noch der evangelisch/calvinistische Ansatz, Gutes zu Lebzeiten zu tun und nicht wie in römisch katholisch geprägten Regionen auf das Himmelreich zu warten. Die Hanseaten sind es also gewöhnt Geld zu geben und einige der GroßspenderInnen verfügen auch über einen dezidiert religiösen Hintergrund, der die Motivation bildete Großsummen für die Elbphilharmonie zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig war es auch wichtig, die Bevölkerung einzubinden: Nun stehen alle - auch die Schifffahrer - hinter dem Projekt und sind stolz auf ihre Elbphilharmonie.
Bawag PSK und Matador als Gegenplayer im Fundraising-Prozess waren sich einig, dass Kunst Kreativität ins Unternehmen bringt und wichtige interne Prozesse auslöst. Bei der Bawag PSK sind alle Sponsoring-Aktivitäten eng miteinander vernetzt, die einzelnen Projekte stehen in Bezug zueinander und eindeutige Zielgruppe aller Aktivitäten ist tendenziell jüngeres Publikum. Matador investiert in langfristig wirksame Projekte und das Grundmaterial von Matador nämlich Holz muss in allen Projekten vorhanden sein.
Fazit: Ohne Strategie geht gar nichts. Und ohne gutes Fundraising-Team geht auch nichts. Zwei salopp hingeschriebene Sätze, hinter denen aber die Knochenarbeit im Fundraising steckt und die für das Gelingen oder Scheitern von Projekten verantwortlich sind.
Als Tipp für alle die Geld aufstellen wollen: Zeit in die Strategie und in die Auswahl des richtigen Teams zu investieren, zahlt sich aus und ist der größte Erfolgsfaktor. Hier zu schluddern, rächt sich spätestens ein paar Monate später. Dann kann es schon zu spät sein.
Bei den Bregenzer Festspielen besteht das Fundraising-Team aus Intendant, Geschäftsführer und dem Stiftungsvorstand. Erfolgreich koordiniert wird das Team von der Development-Verantwortlichen Wagner, die darauf schaut, dass Kontakte geknüpft, Termine eingehalten und die Kooperationen abgewickelt werden. Sie hält die Fäden in der Hand, brieft das Team und ist verantwortlich dafür, dass Intendant, Geschäftsführer und Stiftungsvorstand Sponsoring- und Spenden-Termine einhalten, zur richtigen Zeit die richtigen Worte sprechen und die beteiligten KünstlerInnen motivieren bei Fundraising-Dinners oder anderen gesellschaftlichen Anlässen dabei zu sein. Der Vorteil der Bregenzer Festspiele: Intendant David Pountney kennt als Brite die Spielregeln des Fundraisings, Stiftungsvorstand Günter Rhomberg ist in der Wirtschaft bestens vernetzt und die internen Kommunikationswege sind kurz und unkompliziert. Ein ideales Team, dem Wagner Struktur und Organisation gibt, um den mit 75% sehr hohen Eigendeckungsgrad der Festspiele auch langfristig abzusichern. Die Herausforderungen für die Zukunft: Das Finden neuer (Groß)sponsoren, die Entwicklung eines neuen Förderverein-Modells und die Entwicklung neuer non buyable experiences.
Die größte Capital Campaign der jüngsten deutschsprachigen Vergangenheit hat Wibke Kähler-Siemssen als Geschäftsführerin der eigens dafür geschaffenen Stiftung in Hamburg betreut. Auf einer Papierserviette entworfen, ohne finanziellen Hintergrund und echten kulturellen Bedarf ist der Bau der Elbphilharmonie mittlerweile fortgeschritten und erste Konzerte finden bereits statt, auch wenn das Bauwerk noch mehrere Monate lang Baustelle bleiben wird. Ganz im Stillen wurde unter Einsatz der Politik und einflussreicher Menschen, die an das Projekt Elbphilharmonie geglaubt haben, eine Riesensumme an Spendengeldern aufgestellt. Die höchste Spende betrug EUR 30 Millionen, eine andere EUR 10 Millionen. Geldbeträge bei denen einem schon mal die Luft wegbleibt.
Wie im Lehrbuch wurden diese Beträge alle ohne Beisein der Öffentlichkeit gesammelt und erst ganz am Schluss als das Projekt schon nahezu ausfinanziert war - wurde die Hamburger Bevölkerung in das Projekt involviert. Jeder Hamburger/jede Hamburgerin konnte auch mit einem kleinen Geldbetrag BauherrIn werden. Insgesamt konnten so knapp EUR 70 Mio gesammelt werden, das meiste davon für das Bauprojekt. Ein Teilbetrag fließt als Stiftungskapital direkt in die Konzertförderung und genau diese wird in Zukunft das Hauptthema der Fundraising-Aktivitäten sein.
Wie war es möglich so viel Geld für ein Kulturprojekt aufzustellen? Nun die Hamburger sind als Hanseaten seit Jahrhunderten gewohnt, die Dinge selber in die Hand zu nehmen und Kultur zu finanzieren. Sie haben wie die Cowboys im Wilden Westen nie einen Fürsten, König oder Kaiser gehabt, der ein Hoftheater, eine Wunderkammer oder sonstige höfischen Vergnügungen finanziert hätte. Zu dieser historischen Prädisposition kommt noch der evangelisch/calvinistische Ansatz, Gutes zu Lebzeiten zu tun und nicht wie in römisch katholisch geprägten Regionen auf das Himmelreich zu warten. Die Hanseaten sind es also gewöhnt Geld zu geben und einige der GroßspenderInnen verfügen auch über einen dezidiert religiösen Hintergrund, der die Motivation bildete Großsummen für die Elbphilharmonie zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig war es auch wichtig, die Bevölkerung einzubinden: Nun stehen alle - auch die Schifffahrer - hinter dem Projekt und sind stolz auf ihre Elbphilharmonie.
Bawag PSK und Matador als Gegenplayer im Fundraising-Prozess waren sich einig, dass Kunst Kreativität ins Unternehmen bringt und wichtige interne Prozesse auslöst. Bei der Bawag PSK sind alle Sponsoring-Aktivitäten eng miteinander vernetzt, die einzelnen Projekte stehen in Bezug zueinander und eindeutige Zielgruppe aller Aktivitäten ist tendenziell jüngeres Publikum. Matador investiert in langfristig wirksame Projekte und das Grundmaterial von Matador nämlich Holz muss in allen Projekten vorhanden sein.
Fazit: Ohne Strategie geht gar nichts. Und ohne gutes Fundraising-Team geht auch nichts. Zwei salopp hingeschriebene Sätze, hinter denen aber die Knochenarbeit im Fundraising steckt und die für das Gelingen oder Scheitern von Projekten verantwortlich sind.
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Über die Autorin:
MMag. Irene Knava, MAS ist Gründerin und Inhaberin des Kulturconsulting-Unternehmens AUDIENCING, das seine Schwerpunkte bei Besucherbindung, Fundraising und Vermittlung für die Darstellende Kunst und Museen hat. Zuletzt erschien ihr Buch AUDIENCING - Besucherbindung und Stammpublikum für Theater, Oper, Tanz und Orchester.
Email: ik (at) kulturmanagement.net
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